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„Die wichtigste Reak tion, die das Lesen der Partitur von Gwendo- line beim Musiker aus löst, ist Erstaunen, Erstaunen darüber, daß ein musikalisch so anspruchsvolles Werk fast völlig in Vergessen heit geraten ist. Herrlich melodische Motive, mächtige, kraftvolle Chöre, eine Orchestrierung, ein Klangbild von bezaubernder Vielfalt, dies alles - und dabei einmal von der tiefen Bewunderung abgese hen, die Debussy für Chabrier und im beson deren für Gwendoline empfand - hätte aus reichen müssen, um dieses Werk zu bewah ren und es im Reper toire der großen Opern bühnen zu belassen", schrieb Jean-Paul Penin, der Dirigent unseres Konzertes, im Beiheft seiner CD-Aufnahme, der ersten Einspielung dieses Werkes. Aufführungsdauer beider Vorspiele zusammen: ca. 17 Minuten line, Tochter des alten Sachsen Ärmel, vermag sein Herz zu besänftigen und schließlich seine Liebe zu gewinnen. Die Hochzeit jedoch gerät zur Falle für den Eroberer. Gwendoline soll im Auftrag ihres Vaters den Barbaren ermorden. Doch sie liebt Harald wirklich, warnt ihn vor Verrat und stirbt schließlich mit ihm gemein sam, den Blick verklärt auf Walhalla gerichtet, die Heimat der in der Schlacht Gefallenen. Chabrier hat das Libretto von Catulle Mendes zwischen 1879 und 1885 vertont, fand aber anfangs keine Bühne für die Aufführung. Seinem Freund Charles Lamoureux gelang es, wenigstens einige Teile konzertant zu bringen. Die vollständige Oper erlebte ihre erfolgreiche Premiere schließlich am 10. April 1886 in Brüs sel, wurde aber dennoch nach nur fünf Vorstellungen abgesetzt, weil der Theater direktor Konkurs hatte anmelden müssen. Paris schien sich dem Komponisten zu verweigern, und so blieb es ausgerechnet Felix Mottl, dem berühmten Wagner-Dirigenten, vorbehalten, diese Oper nach Deutschland zu holen, um sie 1889 in Karlsruhe aufzuführen. Andere deut sche Bühnen folgten. Paris jedoch besann sich auf dieses Meisterwerk erst im Todesjahr des Komponisten, ein später Triumph. Wir erleben zwei Orchesterstücke aus dieser Oper. Dazu gehört das Vorspiel zum 2. Akt, seinerzeit gerühmt wegen kunstvoll gestalteter Klangfarben und seiner machtvollen sinfoni schen Anlage. Und schließlich dürfen wir uns auch an der Ouvertüre zu dieser Oper er freuen. Es enthält ein Gemälde des Meeres, erspürt und in klingende Wogen gegossen, lange bevor Claude Debussy sein Klangwun der „La Mer“ komponierte. Schon Chabrier verstand es, dieses entfesselte Meer - in un nachahmlicher Weise von seinem Freund Claude Monet gemalt - zu bändigen, auch wenn seine Ausdruckspalette so völlig anders war als die Debussys.