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UZ-REZENSION In dieser Ausgabe veröffentlicht „UZ" erstmalig eine Rezensionsreihe, die künftig regelmäßig erscheinen wird. Wir wollen unsere Leser über bedeutende gesellschaftswissenschaftliche Literatur informieren, wo bei wir natürlich daran interessiert sind, auch die Bücher zu rezensieren, die von Wissenschaftlern der Karl-Marx-Universität verfaßt oder herausgegeben worden sind bzw. an denen Wissenschaftler unserer Universität mitgearbeitet haben. Alle Leser sind aufgerufen, der Redaktion Vorschläge für Besprechungen interessanter Neuerscheinungen auf gesellschaftswissenschaftlichem Gebiet zu unterbreiten. Wir sind selbstverständlich auch an Werken von marxistischen Autoren anderer Länder, besonders der UdSSR, interessiert, die allerdings einem breiteren Leserkreis zugänglich sein müssen. Unter diesem Gesichtspunkt bitten wir die Rezension von Prof. Dr. Werner Müller zu beachten. A K. Uledow: Struktur des gesellschaft lichen Bewußtseins. Theoretisch-sozio- ■ logische Untersuchung, Verlag „Mysl", Moskau 1968 (russ.) 324 Seiten. Die enge brüderliche Zusammenarbeit unserer Republik mit der Sowjetunion ent wickelt und festigt sich auf allen Gebieten des wissenschaftlich-technischen, ökonomi schen, politischen, sozialen und geistig-kul turellen Lebens in vielfältiger und außer ordentlich fruchtbarer Weise. Das gilt in besonderem Maße auch für die marxistisch- leninistischen Philosophen unserer beiden Länder. Hervorgehoben sei — als Beispiel nur — das gemeinsame Auftreten der so wjetischen Philosophieprofessoren W. W. Mschwenieradse, T. I. Oiserman, P. N. Fed- dossejew und der Professoren G. Mende, E. Hahn, G. Heyden aus unserer Republik in der Plenarsitzung „Philosophie und Ideologie“ des XIV. Internationalen Kon gresses für Philosophie (Wien, September 1968), wo sie die „neuen Varianten“ impe rialistischer Ideologietheorie überzeugend entlarvten und deren zutiefst antihumani stische Grundposition aufdeckten. Philosophische Publikationen unserer so wjetischen Genossen haben uns für unsere Forschungs-, Lehr, und Erziehungsarbeit stets prinzipiell und sehr konkret geholfen, unsere marxistisch-leninistischen Grund positionen noch überzeugender auszuarbei ten, neue Erkenntnisse und Anregungen zu verwerten und im gemeinsamen Meinungs austausch wirkungsvoller zur Offensive und lebendigen Propagierung des Marxismus- Leninismus beizutragen. Stellvertretend für unzählig andere seien nur folgende Über setzungen sowjetischer Titel in diesem Jahr genannt: W. G. Afanasjew. Wissen schaftliche Leitung der Gesellschaft (Staats verlag der DDR, Berlin 1969); Struktur und Formen der Materie. Dialektischer Mate rialismus und moderne Naturwissenschaft (VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1969); W. A. Schtoff, Modellierung und Philosophie (Akademie-Verlag, Ber lin 1969). Aus der Fülle der außerordentlich be deutsamen Neuerscheinungen in der So wjetunion verdient A. K. Uledows theore tisch-soziologische Untersuchung der Struk tur des gesellschaftlichen Bewußtseins in unserer philosophischen Arbeit besondere Beachtung. Bereits im Jahre 1964 war eine Studie des Moskauer Philosophen über die öffentliche Meinung in deutscher Überset zung erschienen, die in der wissenschaft lichen Diskussion eine breite Resonanz ge funden hat. 1 2 ) In seiner jüngsten Abhand lung „Struktur des gesellschaftlichen Be wußtseins“ konzentriert sich Uledow auf die Herausarbeitung der methodologischen Prinzipien der Erforschung des gesell schaftlichen Bewußtseins und seiner Struk tur. Sein konzeptionelles Herangehen ist dadurch bestimmt, daß er das gesellschaft liche Bewußtsein als komplexes dynami sches System in seiner konkret-historischen und realen Gestalt in unlösbarem Zusam menhang mit dem praktischen Lebenspro zeß der Gesellschaft untersucht. Durchgän giges Prinzip seiner philosophischen Unter suchung ist die organische Einheit der er- kenntnistheoretischen und der historisch materialistischen Analyse. Unter erkenntnistheoretischer Fragestel lung — die den grundlegenden weltan schaulichen Ausgangspunkt darstellt — werden die Zusammenhänge und Beziehun gen des gesellschaftlichen Bewußtseins mit dem Objekt der Widerspiegelung, der Ab hängigkeit der Spezifik des Bewußtseins vom Gegenstand und der Art der Wider spiegelung analysiert. In Ergänzung dessen und darauf aufbauend ist die historisch materialistische Analyse ein anderer Aspekt der theoretischen Erkenntnis, der solche Seiten bzw. Dimensionen des gesell schaftlichen Bewußtseins erfaßt, die unter gnoseologischer Fragestellung nicht in den Blick treten; Bedeutung, Platz, Funktion, Dynamik des gesellschaftlichen Bewußt seins im gesellschaftlichen Gesamtsystem. Konsequent geht Uledow von der grund legenden Leninschen Erkenntnis aus, daß das Bewußtsein des Menschen nicht nur die objektive Welt widerspiegelt, sondern sie auch schafft?), daß es ohne revolutionäre Theorie auch keine revolutionäre Bewe gung geben kann und die „Rolle ds Vor kämpfers nur eine Partei erfüllen kann, die von einer fortgeschrittenen Theorie geleitet wird“. 3 ) Überzeugend weist Uledow nach, daß der strukturellen Analyse des gesellschaftlichen Bewußtseins als Totalität eine Vielzahl von Dimensionen oder Aspekten zugrunde lie gen muß. D a damit prinzipiell und direkt gegen jegliche Art isolierender, vereinsei tigender, verabsolutierender Bewußtseins- fcrschung Front gemacht und die Gesetz mäßigkeit der Bewußtseinsentwicklung all seitig analysiert wird, ist diese konsequent parteiliche und dem neuesten Erkenntnis stand entsprechende Beweisführung nicht nur für Philosophen und Soziologen, son dern auch für Pädagogen, Psychologen und alle diejenigen marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaftler von erheb lichem Interesse, die gemeinsam an der Entwicklung der marxistisch-leninistischen Theorie des sozialistischen Bewußtseins ar beiten. Vom Abstrakten zum Konkreten aufstei- gend unterscheidet Uledow Arten, Sphären, Typen und Zustände des gesellschaftlichen Bewußtseins. Unter diesen Elementen der Struktur des gesellschaftlichen Bewußtseins werden folgende erfaßt: erstens Arten des gesellschaftlichen Bewußtseins (sittliches, politisches, rechtliches, religiöses, philoso phisches, ökonomisches Bewußtsein); zwei tens Sphären des gesellschaftlichen Be wußtseins (gesellschaftliche Psychologie als Massenbewußtsein, Ideologie als Selbst bewußtsein der Gesellschaft. Wissenschaft); drittens Typen des gesellschaftlichen Be wußtseins (Unterscheidung des gesell schaftlichen Bewußtseins nach seiner kon- kret-historischen Beschaffenheit im Rah men und unter dem Einfluß verschiedener sozialökonomischer Formationen); viertens Zustände des gesellschaftlichen Bewußt seins (öffentliche Meinung, Traditionen usw.). 4 ) Diese Differenzierung der Struktur des gesellschaftlichen Bewußtseins unter in haltlichem, funktionalem, historischem und dynamischem Aspekt wird andererseits durch die Hervorhebung der dialektischen Zusammenhänge innerhalb dieser Ebenen und zwischen ihnen ergänzt. Dadurch ge Strukturell betrachtet: das gesellschaftliche Bewußtsein lingt es, die spezifischen Gesetzmäßigkeiten der Entwicklung des gesellschaftlichen und individuellen Bewußtseins im Sozialismus tiefgründiger und systematischer zu erfas sen. Vor allem zeigt Uledow klar, daß die weltanschauliche' Durchdringung aller Ele mente, Seiten, Bereiche des gesellschaft lichen Bewußtseins mit dem Marxismus- Leninismus nur gesichert werden kann, wenn in der Leitung ideologischer Prozesse auf allen Ebenen der sozialistischen Ge- sellschaft der funkionale Aspekt stets orga nisch mit dem inhaltlichen (Grundideen des Sozialismus) verbunden ist. Sozialisti sche Ideologie und Wissenschaft, die in ihrer Einheit alle Lebensbereiche des So zialismus durchdringen, können ihre so ziale Funktion als mächtige Triebkraft des sozialistischen Fortsdiritts nur erfüllen, weil sie inhaltlich bestimmt sind. In diesem Zusammenhang ist es eben sehr aufschlußreich, daß heutige Vertreter der bürgerlichen Soziologie — wie T. Par sens und R. K. Merton — das strukturell funktionale Herangehen an das gesell schaftliche Bewußtsein verabsolutieren, den letztlich bestimmenden Einfluß der ökono mischen Verhältnisse auf den Inhalt des gesellschaftlichen Bewußtseins negieren und überhaupt auf eine erkenntnistheore tische Analyse verzichten. Am Gegenbild solch vereinseitigender Konzeption, die der Ideologiefunktion der „modernen“ bürger lichen Soziologie entsprechen, wird die weltanschauliche und methodologische Be deutung der allseitigen marxistisch-lenini stischen Analyse des gesellschaftlichen Be wußtseins — wie sie A. K. Uledow in sei nem Buch darlegt — besonders deutlich. 5 ) 1) A. K. Uledow: Die öffentliche Meinung. Eine Studie zum geistigen Leben der sozialistischen Gesellschaft. VEB Deutscher Verlag der Wissen schaften, Berlin 1969. 226 Seiten. 2) W. I. Lenin: Konspekt zu Hegels „Wissen- schaft der Logik“. In: W. I. Lenin: Werke. Band 38. Dietz Verlag. Berlin 1964, S. 203. 3) W. I. Lenin: Was tun? In: W. I. Lenin: Werke, Band 5. Dietz Verlag, Berlin 1933, S. 3792. 4) Siehe auch E. Hahn: Ideologie, Dietz Verlag, Berlin 1968, S. 116f. 5) Eine ausführliche Rezension von W. Müller wird in der „Deutschen Zeitschrift für Philoso phie“. Heft 1/1970 erscheinen. - Mit Wahrschein- uchkeit ist eine baldige deutsche Übersetzung des Buches von A. K. Uledow im VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, zu erwarten. Prof. Dr. Werner Müller Entschleierte Geheimnisse einer Wissenschaft: Soziologie Wörterbuch der marxistisch-leni nistischen Soziologie, Dietz Verlag Berlin 1969, 535 Seiten. 10,80 Mark. Ohne Zweifel repräsentiert in un serer dynamischen Zeit das Er scheinen neuer Nachschlagewerke ein wissenschaftliches und prakti sches Bedürfnis der Gesellschaft. Das kürzlich im Dietz Verlag erschie nene erste deutschsprachige Wör terbuch der marxistisch-leninisti schen Soziologie trifft auf ein star kes Interesse besonders von Wis senschaftlern und Studenten ver schiedener Wissenschaftsdiszipli nen und Fachrichtungen. Im Vorwort der 1. Auflage be gründen die Herausgeber u. a. die Aufgaben der Soziologie und unter streichen, daß mit der Herausgabe des Werkes ein neuer Ausgangspunkt im Prozeß der theoretischen Fun dierung ihrer Disziplin gesetzt wer den soll. Sie gehen davon aus, daß die marxistisch-leninistische Sozio logie In der DDR, wie auch in den anderen sozialistischen Ländern, in den letzten Jahren eine rasche und erfolgreiche Entwicklung genom men hat. Das theoretische und prak tische Ziel der soziologischen For schungen ergibt sich aus den Erfor dernissen des entwickelten gesell schaftlichen Systems des Sozialis mus, seiner Teilsysteme und Lebens bereiche. Die Prognostizierung, Planung und Leitung der dynamischen Gestal tung neuer Verhältnisse, Beziehun gen, Denk- und Verhaltensweisen, die Entwicklung eines „neuen Typs und Systems von sozialen Erschei nungen und Prozessen“ erfordern tiefere und exaktere Forschungs ergebnisse, die zu neuen Aussagen Und Kenntnissen über die wirken den Bedingungen, Faktoren und Triebkräfte des gesellschaftlichen Pro zesses führen. Die marxistisch-leninistische So ziologie als relativ junge Disziplin im System der Gesellschaftswissen schaften bedarf zur Realisierung ihrer Aufgaben und Funktionen eines exakt ausgearbeiteten theoreti schen, methodologischen und mathe matisch-statistischen Instrumenta riums, welches sich in Begriffen, Kategorien und Methoden wider spiegelt. Die Soziologie ist „ein einheit liches, in sich differenziertes System soziologischer Erkenntnisse, die die Gesetze des Gesamtsystems und der Teilsysteme der Gesellschaft und deren Wechselwirkungen reflektie ren“. Sie erforscht die sozialen Er scheinungen. Prozesse und Beziehun gen in ihrer Komplexität und in ihrer Beziehung auf die ge samtgesellschaftliche Entwicklung in bestimmten Bereichen des Lebens. Daraus ergibt sich die Notwendig keit für ein komplexes System von Kategorien und Begriffen mit unter schiedlichem Abstraktionsgrad und differenzierter Reichweite. Dieser Umstand ergibt sich auch aus den engen Beziehungen der Soziologen zu anderen gesellschaftswissen schaftlichen Disziplinen und deren Gegenstand. Die Entwicklung der theoretischen Grundlagen der marxistisch-leninisti schen Soziologie war und ist not wendig mit prinzipiellen parteilichen Auseinandersetzungen mit der bür gerlichen Ideologie und revisionisti schen Theorien und Auffassungen verbunden. Dabei kommt der kriti schen Analyse überkommener — und des öfteren unkritisch übernomme ner — Begriffe und Methoden auf der gesicherten Grundlage der marxistisch-leninistischen Theorie erstrangige Bedeutung zu. Das vorliegende Wörterbuch bietet dem Leser über 300 unter d. a. As pekten erarbeitete und übersichtlich geordnete Kategorien und Begriffe an. Ein Blick in die Stichwortliste macht bereits die komplexe Anlage deutlich, indem grundlegende Kate gorien der marxistisch-leninistischen Philosophie, vor allem des Histo rischen Materialismus als der all gemeinen marxistisch-leninistischen Soziologie (Praxis, Bewußtsein, Ideo logie. Gesetz u. a.). der Erkenntnis theorie (Erkenntnis, Abstraktion, Erscheinung, Analyse, Synthese, Hy pothese u. a.), der Politischen Ökono mie, des Wissenschaftlichen Sozialis mus, der Organisationswissenschaft, der Arbeitswissenschaft, der Sozial psychologie, der Kybernetik, der Technik usw. definiert und teilweise ideenhistorisch expliziert werden. Die theoretische Bestimmung des Gegenstandes der marxistisch-lenini stischen Soziologie einschließlich ih rer sich entwickelnden Teildiszipli- nen (Industrie-, Agrar-, Familien-, Kultur-, Wehr-, Medizin-, Religions soziologie usw.) sowie die Auf nahme wichtiger Grundbegriffe der Soziologie (Gruppe, Schicht, Klasse, Sozialstruktur, Beziehung, Verhalten u. a.) ermöglichen erstmalig eine umfassende Information über Theo rie, Gegenstand, Struktur und Funk tionen dieser jungen Gesellschafts wissenschaft. Einen nicht unbedeutenden Um fang nehmen die Stichworte zu den Methoden und Techniken der sozio logischen Forschung ein (Dokumen tenanalyse, Beobachtung, Befragung, Interview, Experiment, Test, Fall studie — Technik der Sozialfor schung, Stichprobe, Repräsentation u. a.), die, bereits forschungsprak tisch erprobt, jedem in der Sozial forschung Tätigen in der vorliegen den wissenschaftlichen Beschrei bung eine wertvolle Hilfe sein kön nen. Die Definition und Interpretation der Begriffe erfolgt durch die Auto ren aus prinzipiell marxistisch-leni nistischer Position und Sicht in kri tischer Auseinandersetzung mit den entsprechenden bürgerlichen Theo rien und Auffassungen. Dadurch er hält das Wörterbuch seine Bedeu tung im ideologischen Klassenkampf. Unbeschadet der teilweise noch be stehenden Unterschiede in den Mei nungen und Auslegungen zum Inhalt bestimmter Begriffe, auf die zum Teil verwiesen wird und die weiterer Klärung bedürfen, schließt dieses so ziologische Nachschlagewerk eine Lücke In der wissenschaftlichen Li teratur. Dabei ist die oben begrün dete Komplexität in der Auswahl und im Inhalt der Stichworte als Po- sitivium zu werten, da sie den Be nutzer in den Stand versetzt, zusam menhängend theoretische, methodo logische und forschungstechnische Probleme zu erkennen und schöpfe risch zu verwenden. Das Wörterbuch dürfte sich daher bald als wichtiges Hilfsmittel für die auf dem Gebiet der sozialistischen Menschenführung Tätigen, für Wissenschaftler und Stu denten der gesellschaftswissenschaft lichen, aber auch der naturwissen schaftlichen Disziplinen und der technischen Wissenschaften, sowie für Leiter und Praktiker verschie dener Ebenen bewähren. Sein Inhalt trägt ohne Zweifel bei, die Stellung der marxistisch-lenini stischen Soziologie im System der Gesellschaftswissenschaften weiter zu begründen, um sie so noch wir kungsvoller für die Erfüllung der künftigenen Aufgaben bei der Gestal tung des entwickelten gesellschaft lichen Systems des Sozialismus zu nutzen. — Es wäre nur zu begrüßen und entspräche dem Wunsche der Autoren, wenn viele interessierte Leser sich an einer klärenden Dis kussion zum theoretischen Inhalt dieses Wörterbuches beteiligen wür den. Dr. Otto Eisenblätter Zur Auseinandersetzung mit dem modernen Revisionismus Alfred Kosing, Ernst Fischer ein moderner Marxist? VEB Deutscher Verlag der Wissen schaften, Berlin 1969, 157 S., 3,80 M. Die ideologische und theoretische Auseinander setzung mit dem modernen Revisionismus wurde auf der 9. Tagung des ZK der SED als eine vor dringliche Aufgabe für die marxistisch-leninisti schen Gesellschaftswissenschaftler bezeichnet. In relativ kurzer Zeit hat Alfred Kosing mit seiner Monographie einen wirksamen Beitrag zur Lö sung dieser Aufgabe geleistet. Wie in der Arbeit selbst nachgewiesen wird, ist der Kampf gegen den Revisionismus in der Gegenwart von be sonderer Bedeutung, weil die modernen Revisio nisten ihre Angriffe gegen den realen Sozialis mus, die höchste Errungenschaft der revolutio nären Arbeiterbewegung, richten und als geistige Wegbereiter der Konterrevolution, als ideolo gische Schrittmacher antisozialistischer und kon terrevolutionärer Kräfte wirken, wie sich in der CSSR praktisch gezeigt hat. Ein spezifisches Merkmal des modernen Revi sionismus besteht darin, daß er nicht nur schlechthin den bürgerlichen Einfluß auf die Ar beiterbewegung verkörpert, sondern im System der imperialistischen Globalstrategie, im System der psychologischen Kriegsführung gegen das so zialistische Lager einen fest umrissenen Stellen wert einnimmt und damit den reaktionären Zie len der imperialistischen Globalstrategie gegen das sozialistische Lager dient. Alfred Kosing hat mit Ernst Fischei' zweifellos einen der berüchtigtsten Hauptvertreter des mo dernen Revisionismus herausgegriffen, der in den letzten Jahren besonders aktiv unter Be nutzung imperialistischer Massenmedien gegen den Sozialismus aufgetreten ist. Plastisch und überzeugend wird in der vorliegenden Mono graphie der politische, ideologische und theore- tische Niedergang des Renegaten Fischer auf gezeigt und nachgewiesen, daß er „der verkör perte Verrat am Sozialismus“ (Lenin) ist. Alfred Kosing ist es gelungen, die nebulöse Flachheit und den eklektischen Charakter der geistigen Produkte Ernst Fischers deutlich vor Augen zu führen. Eine besondere Rolle spielt der sich durch die ganze Monographie zie hende Nachweis, daß Fischer, der unter der demagogischen Losung „Zurück zu Marx“ auftritt und ein Buch unter dem Titel „Was Marx wirk lich sagte“ veröffentlichte, direkte Fälschungen an Marx’schen Texten beging und nicht davor zurückschreckte, Marx-Zitate willkürlich aus ihrem Zusammenhang herauszureißen oder zu verstümmeln, um zu versuchen, seinen dem Mar xismus-Leninismus entgegenstehenden Auffas sungen den Anschein einer „theoretischen“ Un termauerung zu verleihen. Die Analyse, die Alfred Kosing vorlegt, ist sehr vielseitig. Nach einer Charakteristik des Weges Ernst Fischers zum Renegaten und seiner beiden Hauptschriften werden seine philosophi schen Auffassungen, die durch nebulösen Uto pismus, durch das Auseinanderreißen von Idee und Wirklichkeit, durch ein abstrakt-anthropo logisches Gefasel vom „ganzen Menschen“, durch einen typisch bürgerlichen Entfremdungsbegriff gekennzeichnet sind, einer marxistisch-leninisti- schen Kritik unterzogen. Anschließend weist Ko sing den konterrevolutionären Charakter des politischen Programms Ernst Fischers nach und entlarvt die Leugnung der führenden Rolle der Arbeiterklasse, die Ernst Fischers Auffassungen eigen ist, als typisch für einen kleinbürgerlichen Intellektuellen. Der vorliegenden marxistisch-leninistischen Streitschrift gegen den Revisionisten Ernst Fi scher ist allgemein eigen, daß Alfred Kosing darum bemüht ist. den Reichtum der marxi- stisch-leninistischen Theorie und der praktischen Erfahrungen beim Aufbau des Sozialismus in der DDR für die offensive Auseinandersetzung voll zu nutzen. Das ist allerdings in den einzelnen Abschnitten des Buches in unterschiedlichem Grade realisiert worden. Besonders gelungen er scheint uns die Auseinandersetzung mit der Fi- scherschen Utopie vom „ganzen Menschen“ und mit der Verfälschung des Marxschen Entfrem dungsbegriffes. Der Wert dieses Teiles der Mono graphie besteht vor allem in der detaillierten und ständig durch Textstellen bei Marx belegten Darstellung des realen, historisch-konkreten, par teilichen Charakters des sozialistischen Humanis mus, der die nebulöse „Humanologie" Fischers ad absurdum führt. Es soll besonders hervorgehoben werden, daß sich die vorliegende Arbeit nicht zuletzt durch eine lebendige Darstellungsweise auszeichnet und dadurch zahlreiche Leser finden wird. Dr. Ulrich Geisler Wissenschaftliche Zeitschrift, Ges.- und Sprachwiss. Reihe, Heft 3/1969 Das Heft trägt die Überschrift: „Neokolo nialistische Afrikotheorien im wissenschaft lichen Gewand". Dazu schrieben K. Büttner: „Zu neuen imperialistischen Formen und Me thoden ideologischer Diversion gegen die Völker Afrikas", K. Hutschenreuter über: „Neue Wissenschaftsdisziplinen im System der west deutschen neokolonialistischen Politik", R. Ar nold über: „Die Negritude im System der imperialistischen Ideologie", A. Kress: „Zur Funktion neokolonialistischer ' Industrialisie- rungsmodelle", G. Launicke über „Die Hein rich-Barth-Legende des westdeutschen Neo kolonialismus", Th. Büttner über: „Westdeut sche ethnologische und historische Afrika konzeptionen im Dienste imperialistischer Be wußtseinsmanipulierung" und K. Büttner über: „Neonazismus in der westdeutschen Kolonial- historiographie". M. Uschner und I. Göthel wenden sich der Lateinamerikapolitik des west deutschen Imperialismus und seiner Politik gegenüber Südkorea zu. Der Literaturteil ist vorrangig der Besprechung westdeutscher Afrikaliteratur gewidmet und enthält eine aus führliche Rezension der Schrift von F. J. Strauß „Herausforderung und Antwort". UZ 42/69, Seite 5