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Genossen, die uns vorangehen oktor Köhler, das ist doch der Kleine, der immer so rennt, geben die Schwe stern, die ihn noch nicht so genau kennen, zur Ant- wort, wenn sie nach dem Oberarzt aus der Intensiv therapiestation gefragt werden. Das erzählte mir Schwester Lore, als ich mich mit ihr über ihren Vorgesetzten unterhielt. Und als ich bei der Sekretärin des Klinikdirektors eine Auskunft ein holte. fragte sie wie zur Selbstbe stätigung, ohne eine Antwort abzu warten: „Über unseren Dr. Köhler wollen Sie schreiben?“ Mir fiel auf, das sie das „unser“ betonte. Scherz haft könnte man sagen, daß Dr. Heinz Köhler ein Neuer und Alter an der Medizinischen Klinik ist. Seit wenigen Wochen ist er erst APO- Sekretär, aber seit 22 Jahren gehört er unserer Partei an und hat auch schon in vielen Parteifunktionen ge arbeitet. Seit 1953 ist er Arzt, gerade eben, Anfang Mai, habilitierte er er folgreich, und am 11. Juni übernahm er die Station 28/4 (eine noch zu komplettierende Spezialstation für moderne Intensivtherapie), nachdem er sich fünf Jahre lang mit den Pro blemen der Intensivbehandlung be faßt hatte. Andere sagen von ihm, daß das alles Ausdruck seiner folgerichtigen Entwicklung und das Ergebnis einer kontinuierlichen, fleißigen und viel seitigen Arbeit sei. Man glaubt das, wenn enan ihm gegenübersitzt. Das Markanteste in seinem Gesicht sind die beweglichen braunen Augen, die während des Erzählens die Umge bung aufmerksam registrieren. Nur wenn der Vierzigjährige überlegt, er tut das ausgiebig und konzentriert nach jeder Frage, verhält sein Blick auf einem bestimmten Punkt. s ist schwer, sich zu ent scheiden, worüber man schreiben soll, wenn man den Umfang seines Ar beitsgebietes kennenlernt — über den Stationsleiter? den Wissenschaftler? den Parteisekretär? Es wird nur selten Minuten geben, in denen er nur eines von dreien ist: Seine ärztliche Tätigkeit lebt von seinen wissen schaftlichen Kenntnissen; der Partei sekretär gewinnt die Autorität, die Erfahrung, die ihn auszeichnen, auch aus seiner Arbeit als Leiter eines Kollektivs; als Leiter muß er sich selbst um die-Umsetzung, der Linie mühen, die der Parteifunktionär er- arbeitete. .. So z. B., wenn er in der Station 28/4, wo jeder Mitarbeiter ein Spe zialist ist und eine hohe Qualifika tion besitzen muß, darauf achtet, daß jede Schwester ihren konkreten Ver antwortungsbereich hat. wenn er ständig Möglichkeiten schafft, damit sich die Kolleginnen weiterbilden können — die Intensivtherapie ist ein junges, schnell wachsendes Kind der Medizin. Für den kommenden Sep tember hat der Doktor wieder vier Schwestern für eine Spezialausbil dung gewonnen. Die Schwestern machen ihm große Sorgen. Nicht die vorhandenen — die leisten eine gute, aufopferungs volle Arbeit — sondern die fehlenden. Internationale Werte besagen, daß auf jeden der Schwerstkranken min destens zwei Schwestern kommen sollen. Doch das ist gegenwärtig nicht zu schaffen. Der Oberarzt verwirk abei kommt Dr. Köhler natürlich seine gesell- schaftliche Arbeit, seine Parteierfahrung zugute. Als er 1947 in die Partei eintrat, führte er nicht nur eine Familientradition fort. (Der Vater, Glasmacher in Freital, war Genosse. Und der Groß vater, ein Bergmann, wurde zur Zeit des Sozialistengesetzes von Bismarcks Spitzeln verfolgt.) Genosse Dr. Köh ler arbeitete von Anfang an als Funktionär. Er hatte es oft nicht leicht an der Medizin, aber jetzt haben sich die Genossen längst durchgesetzt. Durch harte Arbeit, durch ihr eigenes Vorbild und durch Erfolge haben sie der Partei Anerkennung verschafft. Einer der Pioniere an der Medizini schen Klinik war und ist Dr. Köhler. Während der vergangenen Partei wahlen wählten ihn die Genossen dieser Klinik zu ihrem APO-Sekre- tär. Der Doktor war von Anfang an gewillt, keine Einmannarbeit zu lei sten, sondern alle einzubeziehen. Und so hat er es auch gehalten Eine sei ner ersten Maßnahmen war, daß er von jedem Genossen eine genaue Tä. tigkeitsanalyse anforderte. Die Er gebnisse wären nicht immer positiv. Und so war der nächste Schritt, daß Parteiaufträge formuliert wurden. Genosse Dr. Köhler sieht zwischen der Parteiarbeit und der fachlichen Entwicklung der Genossen eine enge Verbindung. Er nennt das optimale Lösung der Kaderfragen und arbeitet dazu eng mit der staatlichen Lei tung zusammen. Das war nicht im mer so an der Medizinischen Klinik. Doch bereits seit drei Jahren existiert eine Kliniksleitung — auf Initiative der Partei —, der Vertreter aller ge sellschaftlichen Organisationen und fachlichen Gruppierungen angehö ren. Hier wurden bei aller freimüti gen Meinungsäußerung und bester Zusammenarbeit auch klare Verant wortungsbereiche geschaffen. Als vor einiger Zeit die staatliche Leitung die Verantwortung für die Bildung sozialistischer Arbeitskollektive der Partei übertragen wollte, waren die Genossen damit nicht einverstanden. Die Parteileitung nimmt natürlich maßgeblich Anteil an diesem Prozeß, aber verantwortlich ist der staatliche Leiter. Die APO-Leitung hat schon gute Ergebnisse erreicht. Dr. Köhler ver langte vor der Wahl von vornherein eine aktive Mitarbeit aller Leitungs mitglieder. Jeder Genosse bekam sein Aufgabengebiet und arbeitet seitdem selbständig und gut. So hat zu den Sitzungen bisher noch keiner gefehlt. Die gute Organisation durch den Sekretär tut ihr übriges. Feste Termine, Einladungen mit Tagesord nung. der Beschluß in jeder Sitzung und die nachfolgende Kontrolle (..Eine Sitzung ohne Beschluß hätte gar nicht erst stattfinden brauchen“) sind Selbstverständlichkeiten Daß in der letzten Zeit die Kandidatengewin nung verbessert wurde, ist natürlich nur in zweiter Linie eine Sache der Organisation. Hierzu leistet die, APO eine gezielte ideologische Arbeit be sonders unter den jungen Nach wuchswissenschaftlern. Dr. Köhlers Leitung besitzt ein gutes Programm und das wiederum nicht nur für die Kandidatenarbeit. Und wenn die Schwestern vom stets rennenden Dr. Köhler sprechen, dann steht dahinter wahrscheinlich die mehr oder weniger konkrete Vor stellung davon, daß dieser kleine Mann eine riesige Arbeit bewältigt. Für ihn muß das so sein, es gehört zu seinem Lebensinhalt. Ich verstehe jedenfalls jetzt, warum mir die Se kretärin zu Anfangs sagte: „Über unseren Dr. Köhler wollen Sie schreiben?“ K. P. Wattenbach licht viele gute Ideen, um die Lük- ken zu schließen. Als nächstes Ziel hat er angeregt, „Kollektiv der so zialistischen Arbeit“ zu werden. Die Schwestern hatten Bedenken. Sie glaubten, daß sie dann noch mehr Arbeit hätten. Dr. Köhler® gegenteilige Argu mente waren gut. Heute wissen die Kolleginnen, daß sie allein durch gute Organisation, durch enge Zu sammenarbeit und durch besseres ge genseitiges Verständnis mehr leisten können. Sie sind ihrem Leiter sehr verbunden. Vielleicht ist er manch mal etwas inkonsequent und weich. Er bemüht sich, jeden zu verstehen und übersieht so hin und wieder Fehler und Schwächen. Aber das kri_ tisieren sie nur beiläufig. Sie loben aber oft, daß der Oberarzt sehr aus geglichen ist, daß er jede kritische Situation mit der größten Ruhe be herrscht. Er siegt, wenn andere schon längst aufgegeben haben, und er be ruhigt sie, wenn ihnen die Nerven versagen wollen. Dr. Köhler ist beliebt auf der Sta tion. Bei den Schwestern, weil er für ihre Sorgen und Nöte viel Ver ständnis aufbringt, weil er stets zu vorkommend ist und wegen seiner Fähigkeit, seinen Willen durchzu setzen, ohne daß man sich überfahren fühlt. Bei den Patienten, weil er sich Zeit nimmt oder sie gar herbei schafft, um jeden anzuhören, weil er ihr Vertrauen hat. HEINZ KÖHLER D n Dr. Köhlers Zimmer Steht mancherlei Gerät das einem hilft, eine eini germaßen konkrete Vor_ Stellung von seiner ärzt lichen Tätigkeit zu ge winnen. Wenn er erzählt, kann man sich vorstellen, wie er am Beatmungsgerät hantiert. Er befindet sich dann am Bett eines schwerkran ken Patienten, und man hört, wie in regelmäßigen Stößen die lebensret tende Luft durch die Ventile zischt. Die Mitarbeiter der Intensivthera piestation sind jeden Tag Lebens retter, von früh bis spät. Sie nehmen Patienten auf, deren Leben nur noch an einem seidenen Faden hängt. Dann müssen sie ihr hohes Können beweisen', ihre Verantwortung erfül len und große moralische Belastun gen auf sich nehmen. Was die Bücher betrifft, die das Gesicht des Raumes gleichermaßen bestimmen — in halbhohen Akten schränken, greifbar vom Schreibtisch aus; stapelweise auf einem Tisch — ist man darauf angewiesen, sich vor zustellen, wie sie benutzt werden. Er greift mit Gewißheit danach, sobald man Fragen an ihn richtet und sich mit ihm unterhält. Dr. Köhler weiß viel, er ist ein hervorragender Fach mann. Aber als Wissenschaftler strebt er nach hoher Genauigkeit und beweist seine Thesen schwarz auf weiß. Der Doktor bringt für die Wissen schaft große persönliche Opfer. Mor ¬ gens. eine Viertelstunde vor 8 Uhr beginnt der Arbeitstag. Er endet sel ten vor 19 Uhr. Und abends brennt bis kurz vor Mitternacht meistens zu Hause noch die Schreibtischlampe. Frau und Tochter müssen ihn oft entbehren, sogar im Urlaub. .Die Schwestern erzählen, daß sie Tage vor dem Urlaub zu tun haben, um Arbeitsmaterial für den Oberarzt heranzuschaffen. Als ich ihm so bei läufig die übliche Reporterfrage nach dem Steckenpferd stellte, brachte er mir überzeugend bei, daß seins die Wissenschaft sei. Auf diesem Stek- kenpferd können getrost mehrere Personen reiten, denn die vielen wissenschaftlichen Funktionen lassen ihn wahrlich nicht zur Ruhe kom men. Sie beginnen damit, daß er Sekretär einer Forschungsgruppe ist deren Mitglieder aus mehreren Einrichtungen unserer Republik kommen, und enden damit, daß er dem wissenschaftlichen Rat unserer Universität angehört, noch lange nicht. An dieser Stelle müßte das Stich wort Hochschulreform fallen. Dr. Köhler hat viel für sie übrig — als Wisserschaftler und Hochschullehrer. Er möge mir verzeihen, daß ich seine wertvollen Gedanken hierzu an die ser Stelle nicht publizieren kann. Vielleicht sollte ihn der eine oder andere Leser einmal besuchen. Er wird bestimmt gute Erfahrungen mit nach Hause nehmen. • ; ~ew8s Leitung komplex und kollektiv zu: KOMBINATION DURCH ADDITION? Teil 3 und Schluß Die von der UZ gestellte Frage, ob die Leitung der Lehrerbildung durch die immatrikulierenden Sektionen besonderer Fähigkeiten bedarf, kann nicht mit „Ja“ beantwortet werden. Es handelt sich dabei um einen spe ziellen Fall der Leitung eines kom plexen Bildungs- und Erziehungs prozesses, so daß im Prinzip gleiche Fähigkeiten notwendig sind, wie bei der Ausbildung für andere Berufs zweige. Notwendig ist ein größeres Maß an Wissen um die einzelnen Be standteile und den von der Zielstel lung bedingten Gesamtcharakter der Lehrerausbildung. Dieser tiefe Ein blick in das Ziel und die Struktur des Gesamtprozesses ist die wesentliche Voraussetzung für die sachkundige Leitung. Ein solcher komplexer Pro zeß kann deshalb am besten durch ein sachkundiges Kollektiv geleitet werden. Oftmals ist der Blick des einzelnen aus seinem speziellen Fach heraus eingeengt. Diese Verengungen gilt es mit Hilfe des Kollektivs zu überwinden. Es muß sich bei allen Beteiligten ein hoher Grad des kom plexen Denkens unter dem Blick- punkt der Entwicklung sozialistischer Erzieher und Fachlehrer herausbil den. Eine wichtige Seite, die umfassende Beurteilung der Lehrerausbildung zu sichern, ist die Einbeziehung der Stu denten in die Beratung und Entschei dung wichtiger Fragen der Erziehung und Ausbildung. Hier scheint noch vieles im argen zu liegen. Die Leitun gen der immatrikulierenden Sektio nen sind verantwortlich für die Ein beziehung der Studenten, und die FDJ-Grundorganisationen sollten sehr aufmerksam darüber wachen, daß die Mitsprache der Studenten ge sichert wird. Es kommt überhaupt darauf an. die Lehrerstudenten viel stärker als bisher in die verschiede nen Formen des sozialistischen Wett bewerbs einzubeziehen; ohne die Studenten ist die im Staatsratsbe- schluß festgelegte Verbesserung der Erziehung und Ausbildung sozialisti scher Lehrer nicht erreichbar. UZ erhielt Antwort von der FDJ-Leitung Chemie: Wir kümmern uns sehr um die Ausbildung der Lehrerstudenten Die FDJ-Leitung begrüßt in ihrem Schreiben an uns, daß sich UZ mit den Problemen des Lehrer studiums befaßt und weist nach, daß sie sich selbst schon mit vielen wichtigen speziellen Problemen des Lehrerstudiums befaßt hat. Der Brief schließt mit der Feststellung: „Die GO-Leitung als Ganzes wird den Problemen des Lehrerstudiums, besonders im Hinblick auf das neue Studienjahr, erhöhte Auf merksamkeit schenken.“ Folgende Passagen des Briefes sollten dabei noch einmal überlegt werden, da es unserer Auffassung nach auch zu den Aufgaben einer FDJ-Leitung ge hört, festzustellen, warum verschiedene Aktivi täten nicht die gewünschte Wirkung hatten: „Nicht nur im 1. Studienjahr sind die Kenntnisse über WPS unzureichend - ein Zustand, den- die Leitung der GO kaum ändern kann, da die Mehr zahl der Leitungsmitglieder nicht über eine detail lierte Kenntnis des Lehrerstudiums verfügt. Eben sowenig wie die UZ kann die FDJ-Leitung das WPS Chemie/Mathematik konzipieren. Diese Aufgabe steht eindeutig vor der staatlichen Leitung in Zu sammenarbeit mit den FDJ-Studenten, wobei von den Lehrerstudenten unter den Leitungsmitgliedern besondere Initiative ausgehen müßte. Mit den allgemeinen Grundzügen und Grundlagen des WPS, wie sie im Staatsratsbeschluß festgelegt sind, hat sich die GO-Leitung mehrfach in Mit gliederversammlungen und Podiumsgesprächen unter Einbeziehung a 11 e r studentischen Bereiche beschäftigt Die Klärung dieser ideologischen Grund fragen führt allerdings noch nicht zu unmittelbaren Konsequenzen für die praktische Gestaltung des Studiums.“ Vorbereitungen auf den Geburtstag W. I. LENINS (FDJ-Red.). Wissenschaftler und Studenten der Sektion Kulturwissenschaften/Germanistik sind gegenwärtig mit Eifer darum bemüht, den 100. Geburtstag von Lenin gründlich vor zubereiten. Am 23. und 24. Oktober findet im Zusammenhang mit dem 20. Jahrestag unserer Republik eine wissenschaft liche Lenin-Konferenz statt, die unter dem Thema „Die Leninsche These von den zwei Kulturen für den sozialistischen Aufbau in der DDR und der Klassenkampf im nationalen und internationalen Rahmen auf kulturell-ideologischem Ge biet“ steht. Die aktuelle Bedeutung dieser Lehre ergibt sich aus den Problemen beim Heranwachsen einer sozialistischen Natio nalkultur und bei ihrer schöpferischen Weiterentwicklung in der Kulturpolitik der DDR Man ist bestrebt, in den auf dem Kolloquium zur Diskussion stehenden Beiträgen den aktivie renden Einfluß der sowjetischen Kulturwissenschaft auf die Entwicklung von Literatur. Kunst und Musik in unserer Re publik aufzuzeigen. Studenten und Wissenschaftler der Sektion betrachten die Konferenz als bedeutenden Höhepunkt. Die Teilnahme füh render Kapazitäten am Kolloquium unterstreicht diesen Ge danken. Zu ihnen gehören neben den führenden Wissen schaftlern der eigenen Sektion u. a. so bekannte Wissen- schaftler wie die sowjetischen Ästhetiker Prof. Arnoldow und Prof. Obsjanikow sowie Wissenschaftler und Studenten der Kultur- und Kunstwissenschaften anderer Universitäten der DDR. Übrigens: Eine Reihe bisher schon durchgeführter Studen tenkonferenzen und zahlreiclle Arbeiten im Studentenwett streit dienten bereits der Vorbereitung des Kolloquiums, die konstruktivsten Beiträge darunter werden in Kurzreferaten auf der Lenin-Konferenz wieder zu finden sein. Herbert Frick«