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UNIVERSITATSZEITUNG ORGAN DER SED-KREISLEITUNG KARL-MARX-UNIVERSITÄT LEIPZIG Leipzig, am 21. Januar 1971 15. Jahrgang Einzelpreis: 15 Pfennig Von RENATE VOLKER BM8 Geistige,Grundfonds' sind unser wertvollstes Gut A n dieser Stelle hat in der vergangenen Woche Genosse Meißgeyer, Bereichs- Leiter der Grundfondsökonomie, zur Notwendigkeit der exakten Rechnungs führung über die zur Verfügung stehenden Grundfonds und zu den dabei noch auftretenden Hemmnissen geschrieben. Das ist eine nicht unbedeutende Seite der optimalen Nutzung der uns aus dem Nationaleinkommen zur Ver- wgung gestellten Mittel. Hier haben wir die Möglichkeit, existierende Erfahrun- 9en aus der Volkswirtschaft zu übernehmen und auf unsere Verhältnisse anzu- '"enden. Aber ist es für uns nicht noch wichtiger, die geistigen Potenzen der Universitätsangehörigen, deren Wert sich nicht (noch nicht?) durch Mark und Pfennig ausdrücken lassen, die aber in den verschiedensten Bereichen unserer Gesellschaft angewandt Millionen und Milliarden Mark Nutzen bringen, so effek- ty wie möglich, einzusetzen, nach immer neuen Möglichkeiten zu suchen, um hier den „Auslastungsgrad" ständig zu verbessern? Die „Effektivität der gei- stigen Grundfonds" - darüber Erfahrungen zu sammeln, steht für uns als Uni- Versität als eine sehr brennende Aufgabe. Hier hat die Universität die Mög lichkeit und auch die Verpflichtung, einen eigenen, sehr nützlichen Beitrag zur Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft zu leisten. \ 1/issenschaftsorganisation ist ein Stichwort dazu. Meiner Meinung nach sogar W eines, das die Schlüsselposition einnimmt. Wird sie nicht noch oft zu eng gefaßt? Sie ist das entscheidende Kettenglied der organisch unlösbaren Verbindung zur Volkswirtschaft. Mit ihr lassen sich die geistigen Potenzen ver- Vielfältigen, und sie schafft auch die schnelle Umsetzung der Erkenntnisse der Wissenschaft in die Volkswirtschaft. So wird das ökonomische System und damit Süs gesellschaftliche System des Sozialismus gestärkt. Nach diesen Prinzipien lassen sich alle dringend der Lösung harrenden Probleme, wie die hohe Spezia- isierung der Hochschulkader, basierend auf einer breiten Ausbildung in den Grundlagenfächern, die enge Kooperation mit der Industrie, die Einbeziehung der. Studenten in die Forschung und ähnliches durchsetzen. Gerade die Ein- beziehung der Studenten in die Forschung stößt doch in vielen Sektionen noch auf ungelöste Probleme der Wissenschaftsorganisation. Verschenken wir nicht Viel, wenn wir die geistigen Kapazitäten der Studenten nicht in diese Rich- tung lenken? Günter Deweß, SED-Kreisleitungsmitglied, hat in UZ 49-50/70 recht treffend formuliert, was er als ein Haupthindernis der komplexen Durchsetzung der Wis- Senschaftsorganisation ansieht: „Ist es ein sozialistisches Prinzip, die kleinen Diebe zu fassen und die großen laufen zu lassen?" Und er definiert: „Große Diebe an der Effektivität, das sind Lehrveranstaltungen, wo Hunderte von Stu- Renten nur halb soviel aufnehmen wie möglich, monatelang. Das sind fehlende ®der ungenügend fundierte politische, ökonomische, philosophische Bemerkungen in den Mathematikvorlesungen (nicht nur dort, R. V.) an Stelle der wirklichen marxistisch-leninistischen Durchdringung, jahrelang.“ Das Heimkomitee des Studentinnenwohnheimes „Jenny Marx", auf unserem Bild die Vorsitzende des Heimkomitees, Tatjana Menzel (stehend links), und Margitta Umlauft (stehend rechts), kontrolliert regelmäßig die Ordnung und Sauberkeit der Zimmer. Uber eine Kontrolle der ABI in den Studentenwohnheimen berichtet UZ auf Seite 4. Fotos: Raschke FDJ-Leitung bereitet Leistungsschau vor Sektion TV: Laut FDJ-Programm werden 40 Studentenkollektive um den Titel kämpfen Die Vorbereitung der Lei stungsschau der Studenten und Wissenschaftler der Karl-Marx- Universität ist' Bestandteil des Programms der neugewählten FDJ-Leitung der Sektion Tier- produktion/Veterinärmedizin. Die FDJ-Leitung , orientiert dar auf, möglichst viele der 1300 Mit glieder der Grundorganisation in die Leistungsschau-Bewegung einzubeziehen. Ganze Seminar gruppen oder Studienjahre sollen beteiligt sein. Deshalb sollen Ar beitsgruppen gebildet werden, die genau festlegen sollen, wie die Arbeit an solchen Objekten für die Leitung zu einer Füh rungsgröße werden kann. Im vergangenen Jahr stellte die Sektion ein Modell für das Forschungsstudium Veterinär medizin aus. Außerdem beteilig ten sich 40 Freunde mit den Er gebnissen des Jugendobjektes „Qualitätsrindfleisch“, das vor fristig fertiggestellt werden konnte. Ziel dieser Arbeit war die op timale Gestaltung einer ganzen Produktionskette, von der LPG bis zum Schlachtkombinat. An diesem Projekt waren Jugend freunde der verschiedensten Fachrichtungen beteiligt: Züch ter, Tierernährer, Technologen, Physiologen, und die dabei auf tretenden ideologischen Fragen wurden dabei nicht ausgeklam mert. Für die Ergebnisse dieses Jugendobjektes erhielten die Freunde einen Preis der Karl- Marx-Universität. Einen weiteren Schwerpunkt des Programms der Grundorganisa tion bildet die Verbesserung der marxistisch-leninistischen Erzie hung der Studenten, besonders die Durchdringung der Lehre mit dem Marxismus - Leninismus spielt eine große Rolle. Die FDJ-Kontrollposten haben sich dieser Sache angenommen. Mit dem Jugendobjekt „Bewußtseins bildung“ wird ein Modell ge schaffen, wie marxistisch-lenini stisches Grundlagenstudium, FDJ-Lehrjahr und andere Ver anstaltungen bei der Bewußt seinsbildung Zusammenwirken. Daran arbeiten vier Studien jahre mit. Den Kampf um den Titel „So zialistisches Studentenkollektiv“ widmet die Leitung ebenfalls große Aufmerksamkeit. Das Ziel: 40 Gruppen beteiligen sich am Titelkampf. Zur Zeit sind 27 FDJ-Gruppen an der Bewegung beteiligt. Doch der FDJ-Leitung geht es in erster Linie darum, daß eine neue Qualität in den Kollektiven erreicht wird. Die FDJ-Leitung erwartet, daß in den Gruppen, die um den Titel kämp fen, alle FDJ-Studenten zu so zialistischen Persönlichkeiten er zogen werden. Dazu will sie einen großen Erfahrungsaus tausch über Sektionsgrenzen hin weg organisieren. Deshalb soll auch in diesem Jahr wieder ein „Tag der sozialistischen Studen tenkollektive“ organisiert wer den. Ziel: Konstruktive Diskus sion der Probleme der 3. Hoch- Schulreform. PARTEI UND WISSENSCHAFT „Wir erstreben die Durchfüh- rung der demokratischen Schul reform in ganz Deutschland, die den Ungeist des Nazismus, Mi litarismus und der Untertanen- gesinnung aus der deutschen Schule verbannt, alle wertvollen Bildungseinrichtungen erhält, ein einheitliches Schulsystem schafft, der Hebung des allgemeinen Bildungsniveaus dient und alle Bildungsprivilegien aufhebt, um den Begabten aus allen Volks schichten die höchsten Bildungs stätten zu öffnen ..." Aus dem „Manifest an das deutsche Volk", beschlossen vom Vereinigungsparteitag der SPD und KPD Was gehört zur Arbeits kultur? Sehr vieles, so lauteten meist die ersten Worte der Antworten auf unsere Umfrage. Aber keiner ließ es dabei bewenden. Nicht nur sicht lich interessiert, sondern auch außer ordentlich erfreut war man über das von uns gewählte Thema. Ein Zeichen auch dafür, daß auf sozia listische Weise zu arbeiten — was umfrage aktuell ein hohes Niveau der Arbeitskultur einschließt — imr^er mehr zum Be dürfnis wird. Sicher, nicht immer wurden alle Faktoren genannt, aber von 'allen die wesentlichen. Wo mancher Lei ter leider noch manchmal nur eine ökonomische Seite sieht — die von uns Befragten bewiesen System denken. Unerläßlich gerade bei der Arbeitskultur, einer Synthese poli tischer, ökonomischer, kultureller, sozialer, ästhetischer, psychologi scher, technisch-technologisdier Fak toren, um nur einige zu nennen. Alle schließen die sozialistischen zwischenmenschlichen Beziehungen ein. nannten sie meist an erster Stelle. So Dr. Hönig (Sektion ML), Dr. Seifert (IWF). „Auch ein schön ausgestalteter Raum hilft nicht über Diskrepanzen im Kollektiv hinweg", meint MTA Renate März. Dr. Hönig betont die Bedeutung des sozialisti schen Wettbewerbes für die Durch setzung dieser Beziehungen. Wir teilen ihre Meinung. Die sozialisti sche Gemeinschaftsarbeit, der sozia listische Wettbewerb — Ausdruck auch einer sozialistischen Arbeits kultur zum einen, Bedingung für ihre komplexe Entwicklung zum anderen. Auch wir sehen an der Durchsetzung eines sozialistischen Leitungsstils eine kulturelle Seite. Wichtig, was unsere Raumpflegerin, Kollegin Schollmeyer, einschließt: die Arbeitsdisziplin. Dr. Hirschfeld, Direktor für Forschung, nannte eine wesentliche Einflußrichtung und Wirkungsweise sozialistischer Ar beitskultur: „Die Arbeitsbedingun gen müssen so gestaltet sein, daß die Freude an der Arbeit gehoben wird, daß der Arbeitende mit der Arbeit wächst. Auch die Effektivi tät der Arbeit und die Arbeitskul tur kann man nicht voneinander trennen." Noch viele Faktoren — z. B. Arbeitshygiene, Arbeitsschutz —, wurden genannt. Eine Schlüssel frage nannte sie Dr. Seifert u. a. für die Steigerung der Arbeitspro duktivität. Stimmt, sie hat eine per sönlichkeitsentwickelnde und pro duktivitätsfördernde Funktion. Ein mal erkannt, sollte keiner zögern, dafür alle Potenzen zu erschließen. Und da braucht auch keiner zu war ten, bis er sein Domizil im Neubau aufgeschlagen hat. Diese großen Diebe, so meine ich, lassen sich noch eine Weile länger auf- zählen. Zum Beispiel hat eine Untersuchung der Sektion Chemie ergeben, daß nur zehn Prozent der aufgewandten Arbeitszeit für wirklich schöpferische Arbeit 2ur Verfügung stehen. Der Rest wird verschluckt von Routinearbeit, Verwaltungs- Orbeit und ähnlichem. Diesen Zustand zu verändern, ist zum Beispiel durch die Anwendung der Erkenntnisse der systematischen Heuristik möglich. Doch Heuristik läßt sich nicht einfach erlernen wie diese oder jene Mathematikformel. Sie lebt vor allem von der systematischen Auswertung von Erfahrungen. Aber diese Erfahrungen existie- ren doch, gewonnen in jahrelanger Forschungs- und Erziehungsarbeit im Kopf Von Hunderten Mitarbeitern der Universität. Sie müssen zum Allgemeingut wer.- den. Das bedeutet für jeden einzelnen: Umdenken, seine wertvollen Erkennt- nisse in der Methodik des Lehrens und Forschens allen zugänglich machen, das bedeutet, auf neue Weise kollektiv zu denken. Um das zu erreichen, muß man sich wiederum der Methoden der Wissenschaftsorganisation bedienen. W eiterbildung ist das nächste Stichwort: Werden denn hier schon alle Mög lichkeiten genutzt, wird besonders an die Weiterbildung der Hochschul lehrer und wissenschaftlichen Mitarbeiter im Marxismus-Leninismus der notwendige strenge Maßstab angelegt? Ist das Niveau des marxistisch-leninisti schen Kolloquiums, der Doktorandenseminare ein gleichmäßig hohes? Oder schleichen sich nicht auch hier öfter große Diebe ein? Der Terminus volkswirtschaftliches Denken ist zum festen Bestandteil unseres Sprachschatzes geworden. Trotzdem gibt es immer wieder Beispiele, wo die nicht konsequente Anwendung zum Brachliegen geistiger Potenzen führen. Da erhal ten in den letzten Märztagen 200 Tierproduzenten nach viereinhalbjährigem Studium ihr Diplom. Doch bereits am 1. Februar haben alle Studenten ihre Prü fungen abgeschlossen, die Diplomarbeiten abgegeben. Für die Sektion bleibt in den zwei Monaten genug zu tun: 200 Verteidigungen der Diplomarbeiten, 200 Diplomurkunden vorbereiten, dann endlich die Exmatrikulation. In dieser Zeit liegen die geistigen Kapazitäten von 200 hochqualifizierten jungen Fach leuten brach. Die Sektionsleitung ist nun bemüht, die Studenten bereits zum 1. Februar einzusetzen. So kurzfristig gibt das natürlich Schwierigkeiten. Genauer zu planen, zeitig genug, alle Konsequenzen zu überschauen, das gehört unbedingt zu allen Überlegungen über die effektivste Nutzung der gei stigen Kapazitäten. Prof. Dr. Adolf Kühnel, stellv. Direktor der Sektion Physik, zum 14. Plenum: Hauptziel: effektivste Erziehung und Ausbildung Die 14. Plenartagung des Zentralkomitees der SED befaßte sich mit einer Reihe von Fragen, die un sere tägliche Arbeit unmittelbar berühren. Die Phy sik ist eine der im Bericht des Politbüros genannten 17 Grundstudienrichtungen, die nach neuen Ausbil dungsplänen arbeiten. Im Jahr 1971 werden wir unsere Erfahrungen auswerten und den Studien beginn der neu immatrikulierten Studenten in ver besserter Form durchführen. Wir werden dabei auf den rationelleren Einsatz unserer wissenschaftlichen Mitabeiter achten und neue Lehrformen (u. a. pro grammiertes Material) einführen. Gegenwärtig arbeiten wir daran, die Ausbildung in Physik mit marxistisch-leninistischem Gedanken gut zu durchdringen. Das Grundlagenstudium und die Physikausbildung werden mit vielfältigen Quer verbindungen aufeinander bezogen, um Ausbildung und Erziehung einheitlich zu gestalten. Ich habe mich in meinem Kolloquiumsvortrag am 12. Januar bemüht, die uns in dieser Richtung vom 14. Plenum gestellten Aufgaben für unsere Sektion zu präzisie ren und ihre Lösung in Angriff zu nehmen. Für die politisch-ideologische Arbeit mit den Stu denten erscheint mir die Zusammenarbeit mit -den FDJ-Gruppensekretären besonders wichtig. Hier ha ¬ ben wir an der Sektion Physik gute Erfahrungen vorliegen, und ich bin der weiteren guten Zusam menarbeit gewiß, Nur in gemeinsamer Anstrengung wird zu erreichen sein, daß alle Studenten ihr Stu dium als politischen Auftrag der Arbeiterklasse und unserer sozialistischen Gesellschaft verstehen. Das Lehrerstudium erfährt auch in diesem Jahr große Aufmerksamkeit an der Sektion Physik, um die von Willi Stoph formulierten Forderungen zu erfüllen. Ich sehe die Auswertung des 14. Plenums für mich vor allem darin, die Prozesse von Erziehung und Ausbildung an der Sektion Physik möglichst ef fektiv und rationell gestalten zu helfen. Bei der konkreten Arbeit werden mir - wie schon bisher — Rat und Unterstützung der Parteileitung der Sek tion Physik wertvolle Impulse geben. Die Feststellungen des 14. Plenums über das ge wachsene internationale Ansehen der DDR habe ich mit Genugtuung gelesen: sie zeigen mir erneut, daß die Politik unserer Partei- und Staatsführung richtig ist und In vielen Teilen der Welt Anerken nung findet. Die geschlossene Haltung der sozia listischen Staaten zu den Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten beweist mir das Ver trauen, das die DDR bei ihren Freunden genießt.