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M. H.! Ich sagte, es scheint, als ob Schlesien zurückgeblieben sei. Dafs dieses in Wirk lichkeit nicht der Fall ist, zeigt eine hier vorliegende graphische Darstellung, nach welcher die Roheisenproduction Oberschlesiens vom Jahre 1849 bis zum Jahre 1881 von 42 800 t auf 381000 t gestiegen ist. Während im Jahre 1868 zur Production von 200 000 t Koksroheisen noch 43 Hoch öfen erforderlich waren, erbliesen im Jahr 1881 nur 31 Hochöfen 325 000 t. M. H.! Gestatten Sie mir, dafs ich erst in kurzen Zügen die Gründe vorführe, welche die oberschlesischen Werke veranlassen, hinter den oben angegebenen Forderungen zurückzubleiben, und dann zu dem eigentlichen Punkte der Tagesordnung übergehen. Der Schwerpunkt der Industrie Oberschlesiens beruht in mächtigen mit verhältnifsmäfsig leichter Mühe abzubauenden Kohlenflötzen und erst in zweiter Linie in der Gewinnung des Eisens. Während pro Jahr ca. 10 000 000 t Steinkohlen gewonnen werden, beträgt die Production an Roheisen nur 350 000 t. So ausgezeichnet die Kohle auch zur Verwendung bei den verschiedenartigsten Heiz- zwecken, Gaserzeugung etc. ist, so wenig ist sie leider zur Darstellung von festem Koks geeignet. Nur in ganz untergeordneten Quantitäten findet sich gut backende Kohle und wirkt dieser Uebel stand aufserordentlich erschwerend auf die Robeisengewinnung ein. Früher wurde vorwiegend Koks aus Stückkohle verwendet und ist man erst in den letzten Jahren aus wirthschaftlichen Gründen zur Darstellung von Koks lediglich aus Kleinkohlen über gegangen. Die Verkokung findet in Kuppel-, Appolt-, Smet-, Coppe-, Wintzek-Oefen etc. statt. Der gewonnene Koks ist kleinstückig, zerbröckelt leicht und giebt bei kurzem Transport 8 bis 10 °/o Abrieb und Ginder. Ein zur Ansicht mitgebrachtes Stück Koks ist mir im Reisekoffer in mehrere Stücke zer fallen. (Grofse Heiterkeit!) Der Aschengehalt des Koks ist nicht beträchtlich und schwankt zwischen 7 bis 10 °/o. In neuerer Zeil sind wiederholte Anstrengungen gemacht, durch Anlegung von Wäschen und Verwendung von Koksöfen besonderer Systeme eine bessere Koksqualität zu erzielen. Die Eisenerze, mulmige Brauneisenerze des Muschelkalk, sind stark mit Kiesel- und Thonerde ver mengt, haben im lufttrocknen Zustande einen Eisengehalt von 23 bis 32 °/o- Die Analyse eines auf Gleiwitzerhütte verschmolzenen, reichen Brauneisenerzes ergab folgende Zusammensetzung: Fe,0, Al,0, CaO MnO ZnO P1O MgO Sio, P,O, Glühverlust. 46,42. 7,09. 0,88. 3,52. 1,91. 0,40. 0,62. 27,15. 0,55. 11,64. Die Gattirung der Erze erfordert ca. 43 % Kalkzuschlag und sinkt dadurch der Eisengehalt des Möllers auf 21 bis 23 °o herab. Die Schlacke fällt gar und verhält sich der Sauerstoffgehalt der Base zu demjenigen der Säure wie 1:1 bis 1,2. Die Erze lagern im Hochofen aufserordentlich dicht und bedürfen daher einer Auflockerung. In früheren Jahren benutzte man hierzu Thoneisensteine; in neuerer Zeit gelangen vorwiegend Puddelschlacken, Schweifsschlacken, ausländische Stückerze (Spatheisenstein aus Ungarn und Thüringen, Magneteisenstein aus Schweden, Magnet- und Rotheisensteine aus Niederschlesien) zur Verwendung. Verschmolzen wurden im Jahre 1881 ca. 650000 t Brauneisenerze und 200 000 t Stückerze. Die Spath- und Magneteisensteine werden vorwiegend zur Darstellung von Qualitätseisen benutzt. M. H.! Das sind die Materialien, aus denen Schlesiens Hochöfen neben 30 000 t Giefserei- roheisen und 40 000 t Bessemereisen ca. 280 000 t weifses und feinkörniges, zur Darstellung aller Sorten von Stabeisen, Blech etc. vorzüglich geeignetes Puddlingsroheisen erblasen. Die Qualität dieser Materialien bedingt die Betriebsweise. Die Zerreiblichkeit des Brennmaterials, die dichte Lagerung und der hohe Zinkgehalt des Schmelzmaterials gestatten nur Oefen von geringer Höhe. Es führen daher die Hochöfen Oberschlesiens folgende Dimensionen: Höhe des Hochofens .... 13,2 bis 16,5 m. Durchmesser der Gicht . . . 2,5 » 3,9 „ » des Kohlensacks . 4,4 n 5,9 » » des Gestells . . 1,8 » 2,5 „ Inhalt des Hochofens .... 130 n 250 cbm. Die schwere Reducirbarkeit der Erze, der Puddel- und Schweifsschlacken und der sich in bedeutenden Quantitäten bildende Zinkschwamm gestatten keine hohe Windpressung und raschen Gang der Gichten. Erfahrungsmäfsig giebt verhältnifsmäfsig geringe Windpressung die besten Er folge. So bläst die Gleiwitzerhütte durch 8 Düsen von 80 mm Durchmesser mit nur 137 mm Pressung und erzielt die wirthschaftlich besten Resultate. Ein weiteres Beispiel geben zwei Hoch öfen Oberschlesiens, welche mit denselben Erzen unter lohnenden Verhältnissen arbeiten: