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denen inan bei Beobachtung der Contraction begegnet, die Dehnung unverkennbar einem bestimmten Gesetz unterliegt, diese letztere von uns als Ersatz für die Contraction empfohlen, wenn man es an mafsgebender Stelle für erforderlich halten sollte, die Zerreifsproben für alle Fälle der Material prüfung beizubehalten, und ich bin von der Zweckmäfsigkeit dieser Maisregel auch nach Kenntnifs- nähme der Untersuchungen des Herrn Bauschintjer vollkommen überzeugt. Aufserdem ist mir die Folgerung, welche Herrn Bauschlnger zu seinen Schlüssen bezüglich der Dehnung führt, nicht recht verständlich; er sagt wörtlich: „Die Dehnung ist kein Merkmal für die Zähigkeit, sondern für die Gleich mäfsigkeit des Materials. Ein vollkommen homogener, also fehlerloser und überall gleich starker Stab müfste sich eigentlich bis ins Unendliche ausziehen lassen, ehe er zerreifst, da er ja an jeder Stelle ebenso gut zerreifsen kann als an jeder andern.“ Nun ist aber klar, dafs die Verlängerung eines Stabes sieh nicht vollziehen kann, ohne dafs gleich zeitig der Querschnitt desselben entsprechend verringert wird. Bei fortgesetzter Dehnung und auch nur gleich bleibender Belastung mufs also doch unter allen Umständen ein Punkt eintreten, wo der ver bleibende Querschnitt nicht mehr imstande ist, die an ihm hängende Last zu tragen, und es tritt dann der Bruch ein, und wenn zugegeben werden mufs, dafs es unmöglich ist, die Stelle vorher zu be stimmen, wo der Stab bricht, besonders wenn man von der rein theoretischen Annahme ausgeht, dafs das Material überall vollkommen gleichmäfsig ist, so beeinträchtigt das doch den Werth der Dehnungs fähigkeit als Qualitätsmessei’ für die Praxis in keiner Weise. Herr Bauachinger schlägt nun vor, an Stelle der Dehnung, ermittelt durch Zerreifsmaschine, Biegeproben einzuführen. An anderer Stelle, in dem Gutachten der Commission, welche Sie seiner Zeit für die Beur- theilung der Classificationsvorschriften eingesetzt haben, ist der Werth der Biegeproben eingehend beleuchtet und für bestimmte Zwecke besonders deshalb anerkannt, weil durch dieselben aufser der Faserspannung an der äufsersten Seite auch die Geschwindigkeit des Materials bei Zusammendrücken an der inneren Seite nachgewiesen werden kann. Das sind aber Erfordernisse, die wieder nur für ganz bestimmte Zwecke berücksichtigt werden müssen und deren Werth für das hier in Frage kommende Eisenbahnmaterial nicht erwiesen ist. Die Faserspannung an der äufseren Seite der Biegeprobe entspricht im wesentlichen der Deh nung, welche mittelst der Zerreifsmaschine nur auf anderm Wege ermittelt ist. Diese ist, wie nachgewiesen, kein zuverlässiges Kriterium für die Widerstandsfähigkeit gegen Schlag- und Stofs- Wirkungen und bleibt nur ein Vortheil dieser Art der Materialprüfung übrig, wenn ganze Gebrauchs stücke dazu verwandt werden, weil man dann unabhängig von Zufälligkeiten ist, welche bei willkür licher Herausnahme eines kleinen Theils des Gesammtquerschnitts für die Probe unvermeidlich sind. Aufser Herrn Banschinger hat sich noch Herr Prof. Tchnajer in Zürich in anerkennenswerther Weise der Mühe unterzogen, über den Werth der Contraction als Zähigkeitsmesser in Concurrenz mit der Dehnung Untersuchungen anzustellen. Die interessanten Versuche und Berechnungen sind durch den schweizerischen Architekten- und Ingenieurverein veröffentlicht und führen die Schlufsfolgerungen auch dieses Herrn, der eben falls eine nennenswerthe Zahl von Proben für seine Studien zu Rathe gezogen hat, zu dem Resultat, dafs die Contraction zu verwerfen und an deren Stelle die Dehnung als Zähigkeitsmesser eingeführt werden mufs. Abweichend von allen, bisher in dieser Richtung gemachten Vorschlägen empfiehlt Herr Tel- niajer die Festsetzung der Qualitätszahl durch Multiplication von absoluter Festigkeit und Dehnung, und weist durch Rechnung nach, dafs diese Art der Qualitätsmessung, als einzig richtiger Ausdruck, für das Arbeitsvermögen einer Eisen- und Stahlgattung anzusehen ist. Wir haben alle Ursache, auch diesen interessanten Beitrag zur Klarstellung der schwebenden Frage dankbar zu acceptiren, zumal derselbe den Werth der Dehnung durch bisher noch nicht an gezogene Mittel beleuchtet. Ein zuverlässiger Ersatz für die Schlagproben ist aber auch durch das Probensystem des Herrn Tetmajer nicht geboten, da, wie wiederholt nachgewiesen, die Wir kungen von Schlag und Stofs wesentlich verschieden sind von denen der ruhigen Belastung und daher das eine nicht durch das andere gemessen werden kann. Sie sehen, in. H., dafs es in den letzten Jahren nicht an Bestrebungen gefehlt hat, für die Prüfung des Eisenbahnmaterials eine rationellere Grundlage zu schaffen, als sie durch die Wölder- sche Prüfung geboten ist. Zur Genugthuung für die von Ihnen seiner Zeit eingesetzte Commission zur Begutachtung der Qualitätsvorschriften kann ich constatiren, dafs das , Mifstrauen gegen den Werth der Contraction als Zähigkeitsmesser von Tag zu Tag zunimmt, nachdem sich eine Reihe tüchtiger Fachleute der Mühe unterzogen hat, diesen Werth sachlich und eingehend zu prüfen. Ich bin überzeugt, dafs bei fortgesetzter Prüfung der Sache auch die übrigen Vorschläge unserer Commission als richtig und zweckmäfsig anerkannt werden, und dafs daher die mühevolle Arbeit endlich doch ihren wesentlichen Nutzen für die weitesten Kreise einbringt. Wir wollen keine Erleichterung für unsere Fabrication, wo dieselbe auf Kosten der Sicherheit