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18 Nr. 1. „STAHL UND EISEN.“ Januar 1883. vom Standpunkte des Constructeurs aus, welche Ver änderungen treten ein durch Bohren, Lochen und Nieten ? Da sind wir denn zu interessanten Zahlenergebnissen ge kommen. So ist nicht die Contraction, sondern im grofsen und ganzen die Arbeitsleistung des Materials bis zur Bruchgrenze von Bedeutung für die Widerstands fähigkeit. Die Festigkeit und Dehnung repräsentiren die Arbeitsleistung. Wenn auch nicht durch das Product beider, wie Tetmajer das für die Qualitätsziffer vorschlägt, die genaue Zahl für die Arbeitsleistung gegeben wird, sondern das Product nur bis zu einer gewissen Grenze genau dieser Arbeitsleistung proportional ist, so liefert dies Product doch wesentlich besseren Anhalt für die Arbeitsleistung, als Festigkeit und Contraction dies thun können. Diese Arbeits leistung mufs Stöfse und plötzliche Belastungen aufnehmen und bei Deformationen Sicherheit gegen plötzliche Zerstörung gewähren. Allerdings fehlt es uns noch an geeigneten Ver suchen in betreff der Einwirkung langsam oder schnell wachsender Belastungen, und kann ich nur wieder Herrn Brauns beipflichten, dafs wir noch sehr ausgedehnte Ver suche machen müssen, um zu erfahren, ob die Zeitdauer, während welcher die Belastung ohne Stofs zur Wirkung .Tig. %. Stablänge Ouersdmitis Schwächung 46 8 Bohrloch !j m.m gelangt, auch wirklich so grofsen Einflufs ausübt, wie Herr Brauns meint und wie ich wohl I Erklärung: ,für iqcm des sollen. StabcincrschniUs beredmet. desgl.,gebohrt, genietet, und . yietköftfe gelaßwn. Festigkeit, gebohrt, in gesc/undehten Quer '.-whniU Festigkeit im vollen. Stahe Festigkeit, gelockt und geghV/f, im gesekmaehten Quersehnitt. glauben möchte. Jedenfalls spielt bei den gesammten Belastungsarten und bei Stofswirkungen die Arbeitsleistung des Materials bis zur Bruchgrenze eine grofse Rolle. — Wenn man hiervon ausgeht, dann bekommt man die Resultate, die ich hier durch eine Skizze an deuten möchte. Angenommen wir gehen von dem weichsten Material bis zu den härtester) Stahlsorten hinauf und finden etwa die Festig keiten der vollen Probestäbe von 36 kg per qmm bis 65 kg per qmm. Wir benutzen in unseren Con- structionen aber keine vollen Stäbe, sondern bearbeiten sie durch Bohren, , Lochen und Nieten: Welchen Ein flufs hat nun diese Bearbeitung? Bei den weichen Materialien findet man, dafs Bohren und Lochen zu nächst auf die Festigkeit wenig Ein ¬ flufs haben, bei härteren Sorten ist dieser Einflufs bemerkbarer. Im allgemeinen findet man, dafs gelochte Stäbe in der Regel eine Verminderung, gebohrte Stäbe meistens eine geringe Erhöhung der Festigkeit im geschwächten Querschnitt zeigen. Daraus hat man wohl den Schlufs gezogen: das Bohren allein schadet den Eigenschaften unserer Eisen- und Stahlsorten nicht. Es kommt indessen nicht allein auf die Festigkeit an, sondern auf die Arbeitsleistung (s. Fig. 1 und 2). Durch Bohren wird die Arbeitsleistung wesentlich verringert, um so mehr, je härter das Material ist; durch"Lochen tritt diese Verminderung der Arbeitsleistung bis zum Bruch in noch höherem Grade ein. Bei etwa 46% Schwächung des Querschnittes ergaben gebohrte und genietete Stäbe (nach Entfernung der Nietköpfe) eine weitere wesentliche Verminderung der Arbeitsleistung, besonders bei den härteren Stahlsorten. Beim Schweifseisen ist dieser Einflufs scheinbar nur gering und bleibt bei demselben die Arbeitsleistung wesentlich gröfser als bei den härteren Stahlsorten. —