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646 Nr. 10. ,STAHL UND EISEN.“ October 1888. der Zollanschlufsbauten und vieler ihrer besonders bemerkenswerthen Einrichtungen bedeckten die Wände ringsum, in den Fensternischen standen Modelle einzelner Brücken und auf einer Reihe von Tischen waren Fundstücke aus dem ausgegrabenen Grunde aufgestellt, die, zum Theil sehr seltsamer Art, das Interesse nicht nur des Alterthumsforschers, sondern auch des Technikers herausforderten. Vor der dem Eingänge gegenüberliegenden Querwand war auf einer Bühne das mit dem Hamburger Wappen gezierte Rednerpult in der Linie der Zollschranke errichtet, zu deren beiden Seiten die in stattlicher Zahl Versammelten Platz nahmen. Die zu Ehren des Vereins von der Baudeputation bewirkte Anordnung und Ausschmückung des Saales fand den lebhaftesten Beifall bei allen Anwesenden. Stenographisches Protokoll der General-Versammlung in Hamburg am Sonntag den 9. September. Um 121/2 Uhr eröffnete die Verhandlungen mit folgenden Worten der Vorsitzende Hr. Director C. Lueg - Oberhausen: M. H.! Ich eröffne die heutige General-Ver sammlung, indem ich Sie namens des Vorstandes freundlichst begrüfse. — Seit Stattfinden unserer letzten Versammlung haben sich tiefbetrübende und folgen schwere Ereignisse vollzogen. Unser greiser Heldenkaiser Wilhelm I., der Begründer des Deutschen Reiches, der unvergefsliche Wohlthäter seines Volkes, ist in das Jenseits abberufen worden. Die ergreifende und tiefe Trauer des deutschen Volkes, welche bei dieser Gelegenheit in wahrhaft grofsartiger Weise zu Tage trat, legte Zeugnifs dafür ab, wie sehr das deutsche Volk eingedenk ist der grofsen Verdienste, welche der grofse Kaiser sich um Deutschland erworben und dafs dem Heldengreis die tiefste Verehrung und Liebe seines Volkes, weit über das Grab hinaus für alle Zeiten erhalten bleibt. Das unerbittliche Schicksal begnügte sich nicht mit einem Opfer. Auch der nach folgende Heldensohn, Friedrich III., der schon als Kronprinz als siegreicher Feldherr Grofses für Deutschland geleistet und sich die Liebe und Verehrung seines Volkes in reichstem Mafse erworben hatte, wurde uns entrissen. Das Andenken dieser beiden Helden bleibe gesegnet für alle Zeiten. Das walte Gott! Inzwischen hat Kaiser Wilhelm II. mit jugendlicher und kraftvoller Hand die Zügel der Regierung ergriffen. Wie sehr derselbe im Sinne seines Grofsvaters und Vaters regiert, dafür haben wir, m. H., schon die vielfachsten Beweise, und es dürfte in der Geschichte kaum ein Beispiel zu verzeichnen sein, dafs ein jugendlicher Herrscher nach so kurzer Regierungsperiode sich die Zuneigung seines Volkes in so aufserordentlicher Weise erworben hat, wie Kaiser Wilhelm II. M. H.! Wir leben nicht nur der Zuversicht, dafs wir unter diesem Kaiser das Erworbene behalten; nein, wir haben die feste Zuversicht, dafs er das Ansehen Deutsch lands mehren und fördern wird nach allen Richtungen. Die Begeisterung, mit der seine Reise nach Norden begrüfst worden ist, wo er an der Spitze eines stattlichen Geschwaders den Unbillen der See trotzte und dadurch zugleich den Beweis für das grofse Interesse geliefert hat, welches er der Marine entgegenbringt, die die Stärke und das Ansehen Deutschlands in den fernsten Meeren erhalten und erweitern soll, wird, glaube ich, auch gerade in dieser Stadt lebhaften Wiederhall gefunden haben. (Zurufe.) Wir haben die Ueberzeugung, dafs unter seiner Herrschaft Handel und Wandel blühen und gedeihen werden, und ich glaube, dafs es unsere Pflicht ist, bei unserer heutigen Versammlung der Liebe und Verehrung zu unserm jugendlichen, kraftvollen Herrscher Ausdruck zu geben, indem ich Sie, m. H., bitte, sich zu vereinigen in dem Ruf: Se. Majestät unser Kaiser und König Wilhelm II. lebe hoch! (Die Versammlung, welche sich während der Rede von ihren Sitzen erhoben hat, stimmt dreimal begeistert in das Hoch ein.) M. H.! Wir haben den Vorzug, viele angesehene Gäste heute in unserer Mitte zu sehen. Ich danke denselben namens des Vereins für ihr Erscheinen und für das Interesse, welches sie damit unserm Verein bekundet haben. Vor Allem richte ich diesen Dank an den anwesenden Vertreter des Senates dieser freien und Hansestadt Hrn. Senator Schemmann für die freundliche Aufnahme, welche unser Verein hier gefunden hat.