Volltext Seite (XML)
Güter. Mit allen sind Bureaugebäude verbunden, in denen die Formalien der Verzollung zu Ende geführt werden. Die Art des Abfertigungs-Verfahrens ist ja nun eine sehr ver schiedene und ihre Schilderung würde nicht allein über den Rahmen eines technischen Vortrags hinausgehen, sondern mir auch durchaus nicht gelingen. Die Unterschiede in der Abfertigung der Personen- und der Transportfahrzeuge, in der definitiven Revision und der Vorabfertigung, in dem Ausgangsverfahren für bonificationsberechtigte Güter und für den Ausgang der Waaren aus den Privattransitlägern des Zollinlandes, die umfang reichen Geschäfte der Register- und statistischen Bureaus in den Zollstellen erwähne ich nur, um die Karten besser verständlich erscheinen zu lassen, auf welchen so viele Hamburgische Hauptzollämter mit überaus zahlreichen Zollstellen verzeichnet sind. Wir Baumeister haben diese Bauten nur in genauester Abhängigkeit von unserm Herrn Zollcommissar und seinen Zolltechnikern in technische Formen bringen können. Ich erwähne nur des grofsen vom Hochbau ausgeführten Hauptzollamts St. Annen, sowie der in meiner Bau-Ausführung liegenden Zollabfertigungsstellen am Kehrwieder, an der Jungfernbrücke und auf dem Sande, letztere mit Postanstalt und übergebautem Speicher, zu dem ein besonderer auf die Strafse vorgebauter eiserner Windethurm die Waaren- hebung vermittelt, weil die Vorfahrt vor den Speicher selbst von dem Zollbetrieb in Anspruch genommen wird. Der Raum, in welchem wir uns befinden, gehört zu der ebenfalls von meinem Ressort ausgeführten Zollabfertigungsstelle Meyerstrafse. Er wird dienen für die Zollabfertigung der auf Seedampfschiffen ankommenden Passagiere, welche hier mit ihrem Gepäck vor fahren müssen, bevor sie in die Stadt übergehen dürfen. Vor den Nordfenstern dieses Raumes sehen Sie einen grofsen Schuppen für Land- und Wasserabfertigung, besetzt mit 7 hydraulischen Krähnen, Decimaiwaagen und Schreibstuben. Das zubehörige Register bureau liegt neben uns. Weiter weg an der Nordseite des Brookthorhafens erblicken Sie die grofse schwimmende Zollabfertigungsstelle Brookthorhafen, 5 überdachte Pontons von im ganzen 170 m Länge, in der Mitte das Registerbureau mit Schreibstuben, Waaren und interessanten Handkrähnen nach dem Beck & Henckelschen Patent mit automatisch wirkender Centrifugalbremse, deren Zeichnung hier aushängt. Auf unserm Hofe befindet sich eine Centesimalwaage für ganze Wagenladungen, mit deren Waagehäuschen eine sogenannte Schlofskammer zur Aufbewahrung von Hängeschlössern für Verschlufsladungen verbunden ist. An der entgegengesetzten Seite des Hofes liegt die Maschinenstube für die elektrische Beleuchtung dieser ganzen Zollstelle mittels Gasmotorenbetriebs, und in einer oberen Etage unseres Versammlungsbaues befinden sich die Wohnungen für den Vorsteher und den Boten der Zollabfertigungsstelle Meyerstrafse. Ich habe Sie nun durch unsere Anlagen und Bauten hindurch wieder zurückgeführt in Ihren Versammlungsraum und richte zum Schlufs meinen Blick in die Zukunft. Ihre Anwesenheit ist uns Hamburgern ein Beweis, dafs man augenblicklich im Reiche mit ganz besonderer Aufmerksamkeit auf die gröfste Seestadt des Reiches hinsieht, und dafs man überall mit Wohlwollen der neuesten Entwicklung derselben folgt. Dagegen kann ich Sie versichern, dafs, wenn Manche von uns auch mitten in diesem enormen Experiment des Zollanschlusses noch schwanken über den definitiven Ausfall desselben für das Com mercium im allgemeinen, wir doch sämmtlich das freudige Bewufstsein haben, dafs uns dieser Schritt des Zollanschlusses fester zusammenführt mit der deutschen Industrie und unsere Gesinnung mit derjenigen unserer Landsleute im Reiche inniger verbindet. (Bravo!) Das ist ein Segen, den der Zollanschlufs für Hamburg jedenfalls ergeben mufs, und in der Anerkennung desselben wiederhole ich ein schon früher von mir gesprochenes Wort: Ich hoffe zu Gott, dafs diese Bauwerke des Zollanschlusses, obgleich sie sehr eilig her gerichtet werden mufsten, doch ebenso fest und dauerhaft sich erweisen mögen, wie die alte festgefügte Verbindung der alten Reichsstadt Hamburg mit dem Deutschen Reich! — (Lebhafter, anhaltender Beifall!) Vorsitzender: M. II.! Bevor wir zu den weiteren Punkten der Tagesordnung über gehen, ist es unsere erste Pflicht, dem Hrn. Ober-Ingenieur F. Andreas Meyer für seinen ausgezeichneten und lichtvollen Vortrag unsern verbindlichen Dank auszusprechen ; er hat uns in demselben einen technischen Führer geliefert, wie er nicht besser denkbar ist. Ich glaube, unser Verein kann sich den Schlufsworten des verehrten Herrn Redners voll und ganz anschliefsen mit dem Wunsche, dafs Alles, was er gesagt hat, in vollem Mafse in Erfüllung gehen möge. (Beifall.) Ehe wir jetzt zu Punkt 3 der Tagesordnung übergehen, lasse ich eine Pause von 10 Minuten eintreten.