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838 Nr. 12. December 1888. „STAHL UND EISEN.“ mafslichen Octaederchen nicht habe erkennen können. Die Analyse der bei 100 0 getrockneten Substanz ergab folgendes Resultat: Eisenoxyd 66,84 % Eisenoxydul 23,24 „ Kalk 2,60 „ Magnesia 0,39 „ Kieselsäure 1,18 „ Schwefelsäure 0,28 „ chemisch gebund. Wasser . . 2,75 „ Kohlensäure 2,32 „ Kohlenstoff 0,22 „ mit Aether ausziehbares »Fett« 0,18 „ 100,00 % Der Kohlenstoff war in dem in Salzsäure unlöslichen und auf einem Asbestfilter gesam melten Rückstand der vorher mit Aether aus gezogenen Substanz durch Verbrennen im Sauer stoffstrom bestimmt worden. Der vorstehend als »Fett« bezeichnete Ab dampfungsrückstand des Aetherauszuges konnte lediglich von mineralischem Schmiermaterial her rühren , welches vom Dampf mitgerissen und durch das Condensationswasser in die Kessel resp. Bouilleurs gelangt war. Während die Eisenoxyde und der als solcher aufgeführte Kohlenstoff (neben Kieselsäure z. Th.) die vom Kesselblech herrührenden Bestandtheile sind, stammen alle übrigen (excl. des Fettes) vom Ruhrwasser. Experimentell entscheiden läfst sich nicht, ob alles chemisch gebundene Wasser an die Eisen oxyde gebunden ist, und zwar deshalb nicht, weil in Kesselsteinen der schwefelsaure Kalk nicht stets lediglich als wasserfreier, sondern z. Th. auch wohl als wasserhaltiger vorhanden zu sein pflegt. Es ist dies aber von keiner wesentlichen Bedeutung, da die 0,28 % SO 3 nur 0,08 % Wasser für wasserhaltigen Gips verlangen. Item, die Gebilde bestehen der Hauptmasse nach (bis zu mehr als 90%) aus gewässertem Eisenoxydoxydul und sind daher aufserordentlich stark (retractorisch) magnetisch. Sie lösen sich in Salzsäure (unter vorübergehendem lebhaften Brausen [CaCO3 und MgCOs)) leicht unter Hinter lassung gelatinöser Kieselsäure, welcher aus dem Kesselblech stammender Kohlenstoff beigemengt ist. Die beim Oeffnen der Bouilleurs erstmalig zu Tage gekommenen Rostwucherungen und Per forationen wurden von den Leuten des Betriebes mit Schrecken wahrgenommen und von einem ganzen Collegium von staunenden Kesselverstän digen und anderen Beschauern umstanden. Man war da vor eine sehr interessante resp. brennende Frage (sit venia verbo) in »physiolo gischer« wie »therapeutischer« Beziehung gestellt! Die chemischen Laien — die Herren mögen verzeihen! — hatten sehr begreiflicher Weise in erster Linie die mineralischen Bestandtheile des Wassers, und in zweiter die mit dem Conden- sationswasser eingeführten Schmierbestandtheile im Verdacht, das Unglück angerichtet zu haben. Der Verdacht auf die Mineralbestandtheile des Wassers erschien von vornherein am wenigsten begründet, da das Ruhrwasser nirgendwo — auch weit abwärts nicht, wo sich die Zuflüsse chlori discher Grubenwasser geltend machen könnten — corrosive Mineralbestandtheile (wie Chlormagnesium etwa) enthält, deren Angriff überdies ein mehr oder weniger gleichmäfsiger sein würde. Die ad hoc ausgeführte Analyse des Wassers, wie es nach mehrtägigem Betrieb der Kessel entnommen wurde, ergab folgende Gehalte (Gramm) pro Liter: Natron 0,0290 Kalk 0,0348 Magnesia .... 0,0069 Schwefelsäure. .0,0148 geb. Kohlensäure 0,0337 Chlor 0,0186 Chlornatrium . . 0,0306 Schwefels. Natron 0,0351 oder: Schwefels. Kalk .0,0036 Kohlens. Kalk . 0,0595 Kohlens.Magnesia 0,0145 Der relativ hohe Gehalt an schwefelsaurem Natron und gegen originäres Ruhrwasser niedrige an schwefelsaurem Kalk wurde freilich durch den nachträglich mir bekannt gewordenen Umstand erklärlich, dafs beim Beirieb fortwährend Soda — und zwar in unnöthig grofser Menge zu gesetzt worden war, wodurch ein leicht entfern barer Kesselstein erzielt wurde, zugleich aber auch das Bestehen einer sauren Reaction im Kessel überhaupt ausgeschlossen blieb. Um aber über die des Oefteren erhobene Frage nach der corrosiven Einwirkung der Schmiere bestandtheile endgültig wegzukommen, wurden nachfolgende Versuche angestellt: Die directe Prüfung der zur Anwendung ge kommenen Schmieren ergab deren sehr harm losen Charakter. (Siehe unten.) Aus dem Condensationswasser wurden durch Ausschütteln mit Aether die mitgerissenen Schmier bestandtheile isolirt und zu 0,048 % bestimmt. Beim heftigen Kochen der durch Aetherausschütte- hing gewonnenen Substanz mit Wasser zeigte der durch eine in den Hals des Kochkolbens eingepafste spitze Glasröhre ausströmende Dampf eine nur eben bemerkbare saure Reaction. Beim Kochen derselben Substanz mit Wasser unter Zusatz von Kupferoxydul ging eine höchst geringe Menge Kupfer in Lösung. Bei Wiederholung der beiden Versuche direct mit dem milchig getrübten Condensationswasser treten dieselben Erscheinungen, aber natürlich in sehr viel minderer Deutlichkeit ein. Ganz ausdrücklich hervor hebe ich, dafs die durch Aetlierausschüttelung aus dem Conden sationswasser gewonnene Substanz merklich leichter als Wasser gewesen ist und vor Zusammenballen zu gröfseren Klumpen kaum Neigung zeigte, sich im heifsen Wasser abzusetzen. Andererseits trat bei auch noch so langem Kochen des trüben Condensationswassers nicht