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462 Nr. 7. STAHL UND EISEN.“ Juli 1887. Flufseisen im Dampfkesselbau. Im Anschlusse an die gleichbetitelte Abhand lung in voriger Nummer (Seite 377) veröffent lichen wir nachstehend einige Ergebnisse aus einer grofsen Reihe von Untersuchungen ver schiedenster Art, welche auf einem grofsen rheinischen Werke angestellt worden sind, um ein Bild davon zu erhalten, wie sich die Eigen schaften der Bleche aus ganz weichem bis zum härtesten Flufsschmiedeisen ändern. In umstehender Tabelle ist ein kleiner Theil der mit Kesselblechen gemachten Proben zusammen gestellt. Die bezüglichen Streifen stammten von 4 Flufseisenblechen und 2 geschweifsten Blechen, und zwar war gewählt Durchsclu. Festigkeit 1. ein weiches Flufsschmiedeisen- blech von . 37,6 kg 2. ein mittelweiches » » 39,0 » 3. ein härteres » » 45,45 » 4. ein härtestes » , 47,95 » 5. eine geschweifste Feuerplatte bester Qualität 6. ein Mantelblech bester Qualität. Bei Auswahl der 4 Flufsschmiedeisenbleche ist ganz besonders darauf gesehen worden, dafs man auch mit Material zu thun hat, welches die Härtungs biegeprobe unzweifelhaft tadellos aushält. Dieselbe ist so ausgeführt, wie sie augenblicklich in fast allen Lieferbedingungen vorgeschrieben wird. Es wurden die Probestreifen gleichförmig zu niedriger Kirschrothhitze erwärmt, in Wasser von 28° Celsius abgekühlt und dann um einen Radius gleich der 11/2 fachen Dicke des Bleches zu 180° gebogen. Die Ergebnisse sind in der Tabelle auf Seite 463 zusammengestellt. Neben der Härtungsbiegeprobe haben alle 4 Bleche die warme Biegung von 180° längs und quer flach aufeinander gleich gut ausgehalten und in der Dehnung unterscheiden sie sich auch nicht derart, dafs man vom härtesten sagen könne, es hätte eine schlechte Dehnung, obgleich sie selbstredend weit geringer ist als beim weichsten. Es ist also nach Möglichkeit gleich- werthiges Material zu den Proben genom men, welche die Veränderung der Eigenschaften des Materials in der kalten Biegung bei ver schiedenem Abkühlen zeigen sollen, was bei der Verarbeitung ja in der That in der Praxis vor kommt. Neben der kalten Biegung ist dann noch die ganz gleich ausgeführte Biegung in der Blau wärme und die Fortsetzung dieser Biegung bis zum Bruch angegeben. Die Biegung selbst ist um einen Dorn von 26 mm Durchmesser geschehen, ist also keine besondere Anstrengung, und deshalb so gewählt, damit man den Unterschied im Verhalten desto deutlicher sieht, was nicht sein würde, wenn der Durchmesser geringer gewählt worden und somit der Bruch viel früher eingetreten wäre. Sämmtliche Biegungen sind ferner mi t einer Biege maschine und nicht mit Hämmern gemacht worden. Die ersten beiden Rubriken geben die Biegung im • »ungeglühten« und im »ausgeglühten« Zu stande an und sind diese Biegungen die gewöhn lich angestellten Biegungen einestheils in dem Zustand, wie das Blech von der Walze kommt, und andererseits, wie es vom Glühofen erhalten wird, bei dem es wie üblich auf den heifsen Richtplatten vom Luftzuge geschützt langsam ab gekühlt war. Die anderen 3 Rubriken geben die Biegung an, nachdem die Streifen zur Hell- rothgluth erwärmt und entweder in »Asche« oder in »freiem Luftzuge« oder in »Wasser von ge wöhnlicher Temperatur« abgekühlt waren. Dem Erwärmen zur Hellrothgluth ist ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet worden, so dafs es möglichst gleich bei allen Stäben vor sich ging und auch bei möglichst gleich hohem Wärmegrad. Betrachtet man die Tabelle, so siebt man auf den ersten Blick, dafs bei dem weichen Flufs eisen die erhaltene Biegungsziffer überall 180° ist und überall in der Rubrik »tadellos« steht bis auf die zwei Ziffern der im Wasser abgeschreck ten Stäbe, und dafs auch diese noch aufserordentlich günstig sind, ja sogar dafs die fortgesetzte blau warme Biegung tadellos ist. Ferner sieht man sofort, dafs das mittelweiche Blech in seinen Resultaten wohl von dem weichen schon deutlich abweicht, aber dafs diese immer noch in der nächsten Rubrik neben tadellos zu finden sind, und selbst die fortgesetzte Biegung in der Blauwärme nur erst in der Querprobe empfindlich zu werden anfängt. Also diese beiden Bleche zeigen fast gleiches vorzügliches Verhalten. Anders schon das nächst folgende, das härtere. Schon die Querbiegung im ungeglühten und ausgeglühten Zustand bricht bei 180° und wird selbst beim langsamsten Ab kühlen in Asche bei dieser Biegung schon rissig, bricht beim Abkühlen in freiem Luftzuge wieder völlig, und versagt im im Wasser abgeschreckten Zustande bei 64° bezw. 92° ganz. Bei der blau warmen Biegung hält sie allerdings noch wie bei beiden ersten Blechen, zeigt jedoch auch da gröfsere Empfindlichkeit bei der fortgesetzten Biegung. Das härteste Blech aber zeigt durchweg noch schlechteres Verhalten und hat nur noch die 3 Biegungen in der Längsfaser mit den weichen Blechen überein. Kein Wunder, dafs solch ein Blech beim Nachrichten mitunter Risse erhält, die ja auch Von den Gegnern der Flufseisenbleche schlechthin zu den »geheimnifs vollen« Eigen-