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Juli 1887. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 459 von neuem in den runden Querschnitt gehört nicht sehr viel Kraft, und so ist es erklärlich, dafs zu dieser Methode des Auswalzens 1. nur ein Bruchtheil des Kraftaufwandes gehört, wel cher dazu nöthig ist, die gleiche Querschnitts- Verminderung nach der bisherigen Walzenmethode herbeizuführen, 2. sich auch bei dieser Methode wegen des Wegfalls der seitlichen Breitung, also der Gefahr des Zerbröckelns des Materials, jede beliebige , noch so grofse Querschnitts verminderung durch einmaliges Durchgehen zwischen den Walzen erzielen läfst. Eine Combination dieser Methode mit der vorigen des einfachen Vorwärtslaufens von Wellenbergen ist das Zerschneiden in in der Mitte noch zusammenhängenden Scheiben oder spiralförmigen Körpern und das Stauchen und Wiederzertheilen und Wiederstauchen der so gebildeten Scheiben oder Körper durch weitere folgende Wulste. Selbstverständlich müssen, ebenso wie bei der vorigen Methode, auch hier die Streckwulste sich der Verdünnung des Werkstückes entsprechend beschleunigt vorwärts bewegen, d. h. sie müssen eine entsprechend stets stärker werdende Steigung besitzen. Am wenigsten Kraft wird gebraucht, wenn die Wulste so kalibrirt werden, dafs sie stets für das zerschnittene oder gestauchte Material seitlich Platz lassen. Es läfst sich durch ge eignete Form und Stellung der Streckwulste auf den einzelnen Walzen erreichen, dafs die Wulste der einen Walze das Material vorwärts treiben, dagegen diejenigen der andern das selbe zurückstauchen oder die von der ersten gebildeten Wellenberge durchkreuzen und theil weise platt drücken. Es wird dadurch eine Verfilzung der Fasern erzeugt, und kann man, besonders wenn man aufserdem eine Drehung der Faser nach einer der vorstehend beschrie benen Methoden herbeiführt, durch das Aus walzen von dicken Blöcken aus anfangs zu sammen geschweifsten oder gegossenen Stahl- und Eisenschichten oder sonstigen Metallcombi nationen , durch einfaches Auswalzen ohne jeden erneuten Schweifsprocefs echte Damas- cirung von beliebiger Feinheit’ erzielen, welche für die Anfertigung von blanken Waffen, Ge wehrläufen, Kanonenrohren, Messern und vielen Werkzeugen mit Vortheil gebraucht werden kann. Das Muster des Damastes hängt von der Form der Streckwulste, der erzielten Win dung der Faser und der Art der verwendeten Blöcke oder Schweifspakete ab. Werden aus Stäben oder Drähten, welche nach der beschriebenen Methode ausgewalzt sind und also seilartig gewun dene Faser besitzen, wiederum Pakete geschweifst und diese demselben Walzprocefs unterworfen, so erhält man ein Eisen, welches in seiner Faserlage genau einem aus Litzen gedrehten Seil ähnelt. Bei der Drehung und Biegung werden als- VII.7 dann alle Theile des Querschnitts weit gleich förmiger beansprucht als bei dem bisherigen Eisen und daher eine noch höhere Zugfestigkeit als bei der einfachen Windung erzielt. Insbe sondere zur Herstellung von Draht für Drahtseile ist ein solcher Draht vorzüglich geeignet, weil dann die gewundene Lagerung der einzelnen Drähte des Drahtseiles auch in den Fasern des einzelnen Drahtes vorhanden ist. Werden die Streckrillen mit viel stärkerer Steigung ausge führt , als dem Hereinziehen des Blockes ent spricht, so schiebt sich das Material an der Peripherie über, ohne den Stab innen zu strecken, und erzeugt eine Röhre, welche im hinteren Theil massiv bleibt. Man kann also hierdurch Rohrstücke an einem Ende massiv erzeugen und also bei Abtrennung des massiven Endes aus massiven Blöcken ohne Dorn Röhren und Rohr stücke herstellen. Für gewisse Zwecke sind diese an einem Ende massiven Rohrstücke selbst Gegenstand der Fabrication, z. B. bei Glühtöpfen Kapseln u. s. w., Geschossen u. dergl. Selbst verständlich kann bei diesen Gegenständen be hufs Adjustirung oder exacter Dimensionirung ein entsprechend geformter Dorn während des Auswalzens angewendet werden. Die siebente Walzmethode besteht darin, das Werkstück so zwischen Walzen zu führen, dafs exacte Kugeln oder Kugelabschnitte gewalzt werden. Dies wird dadurch erreicht, dafs durch Umwechselung der Zahnräder die seitliche Ver stellung der Walzen gegeneinander so' regulirt wird, dafs die erste Walze normal bleibt, während die zweite das Werkstück vorwärts und die dritte dasselbe gleichzeitig aufser der Normal rotation rückwärts bewegt. Bei zwei Walzen oder Planscheiben läfst man die eine Walze aufser der Normalrotation das Werkstück vor-, die andere das Werkstück rückwärts bewegen und verhindert das letztere sowohl an der Vor- und Rückwärts-, als an einer Seitenbewegung. Das Walzwerk erhält bei der Rotation zwischen den Walzen aufser der Rotation parallel zu der Rotationsrichtung der normal stehenden Walze noch eine Rotation in geneigter Richtung. Die Walzen begrenzen daher stets die gröfsten Kreise einer Kugel und erzielen, sobald das Werkstück nach vorn und hinten an einer Verschiebung gehindert wird, je nach der Gröfse der Verstellung der Achsen gegeneinander entweder eine völlige Kugel oder eine Kugelfläche. Es können daher sowohl vollständige Kugeln als auch Faonstücke mit Kugelflächen gewalzt werden, z. B. Achsen und Zapfen mit Kugelflächen für alle Maschinen und Fahrzeuge. Werden aufsen hohle Triowalzen angewendet, so halten dieselben das Werkstück in der Mitte und das Auswalzen von Kugeln kann zwischen drei Walzen ohne weitere Be grenzung des Werkstückes stattfinden. 3