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die Meinung ausspricht, dafs ein Universalwalzwerk für |—| - Profile gegenüber der jetzigen Methode nicht concurrenzfähig sei, so hätte ich, meine Aufgabe ganz abstract genommen, darauf gar nichts zu erwidern, da die streitige Frage ohnedies nicht durch Worte, sondern nur durch die Erfahrung beigelegt werden kann, eine solche aber in genügender Weise noch nicht vorliegt. Ich lasse daher einstweilen dahingestellt sein , ob die von mir angegebenen Fabricationseinrichtungen den Anforde rungen der Praxis genügen. — In einigen Punkten glaube ich indefs von Hrn. Vahlkampf nicht richtig verstanden worden zu sein: die Hinzuziehung besonderer Fertigwalzen kann nach meiner Darstellung unmöglich als eine Complication betrachtet werden. Es ist ferner auch nicht ersichtlich, warum starker Druck bei richtiger Wahl der Abmessungen von Zapfen und sonstigen Theilen und bei vorhandener genügender Betriebskraft nicht angewendet werden könnte. Wenn es sich darum handelt, qualitativ bessere Erzeugnisse herzustellen und dem Flufseisen mehr Eingang zu verschaffen, so mufs ich auch meine Behauptung aufrecht erhalten, dafs es dann, wenigstens für gröfsere |—| - Profile, nothwendig ist, das bisherige Walzverfahren zu verlassen. Es mag zwar das zähe Festhalten der Walzwerke am Bestehenden der Berechtigung, wegen der schwierigen Geschäftslage derselben, nicht entbehren; es ist diese Erscheinung gerade in dem vor liegenden Falle deswegen noch besonders hartnäckig, weil sich beinahe jeder strebsame Walzwerks techniker mit dem Problem eines Träger-Universalwalzwerkes beschäftigt hat, und man in Anbetracht des mehr oder weniger schlechten Erfolges derartiger Bemühungen geneigt ist, dieses Problem für unlösbar zu halten. Für die fortschreitende Technik kann aber Alles dies kein bleibender Grund sein, eine an sich gesunde Idee in die Rumpelkammer zu werfen. Die Erfahrung lehrt, dafs sich vermeint liche Schwierigkeiten immer überwinden lassen, wenn man eine Sache vorurtheilsfrei und richtig anfafst. Dafs letzteres gerade bei den ausübenden Fachleuten nicht immer der Fall ist, mag es erklären, dafs durchgreifende Verbesserungen oftmals von Leuten gemacht worden sind, die dem betreffenden Industriezweige ferner stehen. Dies gilt insbesondere auch vom Hüttengewerbe: Es war einem Hüttenmanne nicht beschieden , das hochwichtige Entphosphorungsverfahren brauchbar zu erfinden. Welcher praktische Walzwerksmann hätte ferner es gewagt, hinter dem Schrägwalzverfahren, welches durch die Mannesmannsche Rohrwalzmethode gegenwärtig die Aufmerksamkeit aller Fachkreise in so hohem Mafse auf sich lenkt, irgend welchen ernstlichen Werth zu suchen? Wenn man die schwierigen Verhältnisse bedenkt, mit welchen die Flufseisenindustrie zu rechnen hat, weil ihre Producte, vorwiegend Bedarfsartikel des Eisenbahnwesens, dem Preis - drückenden, schwerlastende Anforderungen stellenden Verdingungsverfahren unterliegen und in ihrer Nachfrage grofsen Schwankungen unterworfen sind, so mufs für dieselbe die Aussicht verlockend sein, sich auch der Formeisenherstellung zu bemächtigen, welche sich eines stetigen Aufschwunges und besserer Preise zu erfreuen hat. Dafs hierzu aber andere Fabricationsmittel nothwendig sind, ist eine aner kannte Thatsache, und ist dieser Umstand vielleicht angethan, meine Vorschläge einer genaueren Prüfung zu unterziehen. Vorsitzender Hr. Lueg: M. H.! Es ist eine unliebsame Störung eingetreten dadurch, dafs eines unserer Mitglieder von einem plötzlichen Unwohlsein befallen worden ist. Ich weifs nicht, ob noch Aufmerksamkeit genug vorhanden ist, um die Discussion weiterführen zu können. Vielleicht wird es unter diesen Umständen doch zweckmäfsig sein, dafs wir auf die weitere Erörterung des Vortrags verzichten. (Zustimmung.) Es erübrigt mir noch, dem Herrn Vortragenden unsern besten Dank für seine Ausführungen auszusprechen. Damit ist unsere Tagesordnung erschöpft und ich schliefse die Versammlung mit der Bitte und in der Hoffnung, dafs Sie an dem nun folgenden gemeinsamen Mahle sich allseitig betheiligen werden. Das Festmahl, welches sich den obigen Verhandlungen anschlofs, nahm einen äufserst fröhlichen Verlauf. Hr. Oberbürgermeister de Nys brachte unter jubelndem Zuruf der Versammlung ein dreifaches Hoch auf Seine Majestät den Kaiser, unter dessen glorreicher Regierung die Eisen industrie so sichtlich aufgeblüht sei, worauf Hr. Generalsecretär B u e c k den Reichskanzler als die Persönlichkeit pries, welcher die deutsche Industrie nächst seinem hohen Herrn am meisten zu Danke verpflichtet sei. Hr. Director C. Lueg trank auf das Wohl der schönen Stadt Trier, Hr. Phil. Fischer gedachte der deutschen Frauen und Jungfrauen, während Hr. Franz Peters in launigen Worten dem Moselwein, seinem Blühen, Wachsen und Gedeihen ein Hoch ausbrachte. Hr. Director Thielen erinnerte an die armen Bewohner des benachbarten Gordel, deren Hab und Gut vor wenigen Tagen abgebrannt wäre, und schlug eine Sammlung zu ihren Gunsten vor. Das sich auf etwa 350 •6 belaufende Erträgnifs wurde dem Hrn. Landrath Tobias übergeben, der im Namen der damit zu Unterstützenden in warmen Worten dankte. Die vorzüglichen Weine der Gasino-Gesellschaft trugen wohl mit dazu bei, dafs die Tafel erst in vorgerückter Stunde aufgehoben wurde.