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750° C noch 0,4 %. Bei 800° C wird eine fallende Ten denz bemerkbar, indem bei langsamem Erhitzen aber nur einstündigem Halten wieder unter 0,4 % S gefun den wird. Bei 900 und 1000° C sinken die Schwefelge halte weiter ab, wenn bis 600° C etwas langsamer und bis 900 und 1000° C rascher erhitzt wird. Der beste Erfolg tritt beim langsamen Anheizen bis 1000° C ein, auch wenn diese Temperatur nur eine Stunde gehalten wird. Dann besitzt der Koks nur noch 0,06 °/o S. 3. Praktische Schlußfolgerungen Die neuen Untersuchungen beweisen, daß bei Braun kohlen die Entschwefelung mittels eines wasserstoff haltigen Gases durch die basischen Aschenbestandteile der Kohlen außerordentlich stark behindert wird. Diese Aschen bilden sehr leicht mit entwickeltem Schwefel wasserstoff Sulfide, die ihrerseits bei höheren Tempe raturen ihren Schwefel an die organische Kohlensub stanz wieder abgeben, wodurch dieser Schwefel fester gebunden wird. Es ist auch möglich, daß durch die Säurebehandlung die eigentliche Kohle gewisse Ver änderungen erfährt, so daß sich die S-Bindungen lok- kern. Werden die basischen Mineralstoffe ganz ent fernt, so gelingt es, aus Braunkohlen den Schwefel mittels eines wasserstoffhaltigen Gases bei hohen Tem peraturen restlos zu entfernen. Normalerweise reicht es aber aus, wenn man einen aschenarmen Koks mit einigen zehntel Prozenten Gesamtschwefel erzeugen kann. Daß das auch im größeren Laboratoriumsmaß stab gelingt, haben wir durch besondere Versuche nach gewiesen, bei denen die entaschten Kohlen mit und ohne Bindemittel brikettiert und im Leuchtgasstrome verkokt wurden. Es konnten sogar aus entaschter Kleinleipi- scher Kohle Feinstkohlenbriketts ohne Bindemittel her gestellt werden, die man ohne eigentliches Spülgas ver koken konnte und die danach durchschnittlich 4,7% Asche und 0,4 % Gesamtschwefel enthielten. Es wird Aufgabe weiterer Forschungen sein, auf Grund der gewonnenen Erkenntnisse ein praktisches Verfahren zur Herstellung schwefel- und aschenarmer Hochtem peraturkokseausdeutschen Braunkohlen zu entwickeln. Außerdem sollen nichtbackende Steinkohlen in der glei chen Richtung untersucht werden. Zum Schluß möchte ich allen meinen Mitarbeitern im Braunkohlenforschungs-Institut, besonders Herrn Ing.- Chem. W. Göbel, meinen besten Dank aussprechen. [1] Z. Bergbau u. Energiewirtschaft 3 (1950), 188—191. [2] Z. Braunkohle 42 (1943), 193. Diskussion Prof. Dr.-Ing. Rammler, Freiberg: Herrn Prof. Dr. Lissner ist zweifellos ein wichtiger Fund geglückt insofern, als er feststellen konnte, daß der Schwefel der Braunkohlen meist verhältnismäßig locker an die organische Substanz gebunden und keine so feste Bindung mit der organischen Substanz eingegangen ist, wie der Schwefel der Steinkohle. Der „Trick“ des Verfahrens, wenn man so sagen darf, ist der, daß man die schwefelbindenden Aschenbestand teile der Braunkohle vor der Verkokung entfernt und damit dem Schwefel die Gelegenheit nimmt, in die Form von Aschenschwefel überzugehen. Ich bin über zeugt, daß das, was heute Laboratoriumsarbeit ist, in nicht zu ferner Zukunft ein Element der Brennstoff technik werden wird, da wir Edelkoks für verschiedene Zwecke brauchen werden. Auf einen Einwurf, betreffend Aschengehalt der Kokse, erklärte Prof. Dr. Rammler weiter: Was die Aschengehalte des Hochtemperaturkokses von Lauchhammer angeht, so trifft die früher von uns genannte obere Grenze von 14% nicht mehr zu. Der Betrieb hat gezeigt, daß der Aschengehalt des Stück kokses, bezogen auf Trockenstoff, zwischen 12 und 12,5% liegt, wobei zu beachten ist, daß für manche metallur gische Zwecke ein erheblicher Teil der Asche (Kalk- und Eisenoxyd) als nutzbar anzusprechen ist.