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77 Teilen Kohle <0,2 mm, 23 „ Pech, so verdunstet das Benzol beim Durchrühren. Formt man die Mischung, bevor sie trocken ist, zu einem Stück, so erhält man nach dem Verkoken, je nach der Liegedauer des Formlings, verschiedenartige Kokse. Lagen die Formlinge nur 24 Stunden an der Luft, so waren die erzeugten Hochtemperaturkokse schlecht, nach viertägiger Lagerzeit hingegen fest, hart und teil weise verschmolzen. Den besten, vollständig ver schmolzenen Koks erbrachte aber die 14 tägige Liege zeit. Diese Erscheinung kann nur durch eine während der Lagerzeit erfolgte Reaktion zwischen Kohlenbitu men, Pech und Benzol evtl, unter dem Einfluß von Luftsauerstoff erklärt werden. Man erkennt hieraus jedenfalls, daß es noch einer Menge Arbeit bedarf, um in der Frage kokfähiger Bindemittel aus Braun kohlenprodukten alle verwickelten Zusammenhänge aufzuklären. Wenn man die angeführte Ausgangsmischung von Kohle und Webauer Pech nicht verformt, sondern bei hohem Druck brikettiert, so erhält man ohne vorheri ges längeres Lagern der Briketts gute Kokse. Dabei kann man die Pechmenge noch verringern. Eine solche Ausgangsmischung von 82 °/o Egelner Kohle < 0,2 mm, 9 °/o Webauer Pech und 9 °/o Wasser ergibt auch dann noch geschmolzene Kokse, wenn bis 320° C teilentschwefelte Kohlen verwendet werden. Eignung der Bindemittel zur Herstellung von Hoch temperaturkoks aus entschwefelten Mitteltemperatur koksen Die Vermutung, daß neben der Verkokung eine weitgehende Entschwefelung erfolgt, bestätigte sich nur zum Teil. Zwar wurden bei kleineren Briketts oder Formlingen gute Entschwefelungseffekte erreicht, aber mit zunehmender Größe der zu verkokenden Brennstoffe verblieben dann Schwefelmengen von etwas über 1 % in den Hochtemperaturkoksen. Man mußte deshalb vor der Verkokung eine Entschwefe lung kleinkörniger Braunkohle bei mittleren Tempe raturen einschalten. Der entschwefelte körnige Mittel temperaturkoks war nun mit einem kokfähigen Binde mittel aus Braunkohlen zu brikettieren und bei Hoch temperatur zu verkoken. Alle Versuche, Webauer Pech oder die Harze dazu heranzuziehen, scheiterten. Erst die Verwendung des benzinunlöslichen Anteiles des Webauer Pechs brachte Erfolg. In Bild 6 sind die Ergebnisse der Verkokungs versuche zu sehen, die nach mehreren Vorversuchen mit folgenden geeigneten zwei Mischungszusammen setzungen erhalten wurden: Ausgangs mischung 1 Ausgangs mischung 2 75,4 Teile 70,0 Teile Koks Egeln, 1,5 „ 1,4 „ Wasser, 7,7 „ 14,3 „ Bindemittel, 15,4 „ 14,3 „ Teerfraktion Hirschfelde 250—300° C. 10 Bergakademie ' - Bücherei - Freiborg i. Sa. Koksbefund Spülgas. Leuchtgas sehr fest und hart geschmolzen sehr hart gesintert z.Teil geschmolzen / sehr hart gesintert fest zusammen gesintert A Zf locker gesintert Bindemittelzusatz °/o 7,7 77 74,3 74,3 Lösungsmittelzus. °/o 15,4 15,4 74,3 74,3 Korngröße mm 0.2 0-1 0.2 0-7 Verkokungstemperatur 1050 °C Bild 6. Versuche zur Herstellung von Hoch feiniperaturkoks aus entschwefelten Mitteltemperaturkoksen — Preßdruck 500kg/cm ä „ 600 „ „ 800 ., „ 1500 „ Ihre Herstellung erfolgte, indem der Koks mit dem in Benzol gelösten Bindemittel und Teer versetzt wurde. Nach dem Abdunsten des Benzols, das dabei größtenteils wieder zurückgewonnen werden konnte, wurde die etwas krümelige Masse verrieben und vor dem Brikettieren mit etwas Benzol angefeuchtet. Die Verkokung erfolgte bei 1050° C. Man sieht aus dem Bilde, daß die hiermit erhaltenen Kokse je nach Brikettierdruck, Kokskörnung und Bindemittelmenge zum Teil als sehr gut zu bezeichnen sind. Auch hier muß man annehmen, daß durch ein Zu sammenwirken von Teer, Bindemittel und Benzol die eigentliche verkittende Substanz erst während der Ver kokung entstanden ist. Inzwischen konnten wir durch weitere Versuche beide Zusätze noch etwas verrin gern und sind zur Zeit damit beschäftigt, ihre opti male Menge festzulegen. Schlußbetrachtung Aus den durchgeführten Untersuchungen ergibt sich, daß man sowohl aus Braunkohlen als auch aus Schwel koksen geschmolzene Hochtemperaturkokse erzeugen kann, wenn man geeignete Stoffe als Bindemittel ver wendet. Nur durch ein Zusammenwirken aller am Verkokungsprozeß beteiligten Stoffe, insbesondere der zugesetzten Binde- und Lösungsmittel, ist durch inter mediäre Bildung einer neuen Stoffgruppe, die als das eigentliche kokfähige Bindemittel angesehen werden muß, der Schmelzfluß des Hochtemperaturkokses er klärbar. Die Frage nach der Natur dieses Bindemit tels ist noch nicht gelöst. Bekannt sind nur einige der aus Braunkohlen gewinnbaren Ausgangsstoffe, die zu seiner Bildung beitragen. Es wurden deshalb schon weitere Arbeiten begonnen, um durch grundlegende Forschungen in das schwierige, aber interessante Ge biet der kokfähigen Bindemittel aus Braunkohlenpro dukten tiefer einzudringen. Literatur: [1] LIERG: Angew. Chemie 35 (1922) 264.