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Diskussion Prof. Dr. techn. Lissner, Freiberg: Meine Damen und Herren, Sie werden fragen, nach dem jetzt das Problem des Hochtemperaturkokses durch Bilkenroth und Rammler gelöst ist, warum dann solche Untersuchungen gemacht werden. Die Unter suchungen waren deshalb notwendig, weil die mittel deutschen Braunkohlen für das Verfahren Bilkenroth und Rammler nicht ohne weiteres geeignet sind, denn sie haben viel zu viel Schwefel. Deshalb mußte erst über eine Entschwefelung ein Produkt erzeugt werden, das zunächst in der Regel ein Mitteltemperaturkoks ist. Die Entschwefelung geht natürlich am leichtesten, wenn man ein feinkörniges Material verwendet. Es bleibt also ein Produkt übrig, das jedoch nur mit Hilfe eines Bindemittels in stückigen Hochtemperaturkoks übergeführt werden kann, und das ist der Grund, wes wegen wir uns eingehend mit solchen Bindemittel fragen beschäftigt und sie auch zum Teil bereits ge löst haben. Ich will nur darauf hinweisen, daß diese Kokse in der Leistungsschau zu sehen sind. Sie können dort Hochtemperaturkokse sehen, die durchaus ge schmolzen sind. Bei einer sehr geringen Reaktions fähigkeit sind sie somit den Steinkohlenkoksen sehr ähnlich. Ein Nachteil besteht zur Zeit noch darin, daß wir zuviel Bindemittel verbrauchen. Bauer, Berlin: Wir verarbeiten als Gaswerk Steinkohlen. Unser Pro blem in Zusammenarbeit mit Magdeburg ist, den aus Steinkohlen gewonnenen Koks hinsichtlich seiner Fe stigkeit zu verbessern. Wir sind auch da auf dem Wege, irgendwelche Bindemittel den Steinkohlen zuzusetzen. Wir bekommen vor allem oberschlesische Kohlen, die einen höheren Gehalt an flüchtigen Bestandteilen haben und deshalb Kokse ergeben, die Trommelfestigkeiten von höchstens, bei guten Kohlen, etwa 50% haben, ver langt werden aber Kokse für die metallurgischen Pro zesse mit einer Koksfestigkeit von mindestens 85%. Es ist besonders interessant für uns, daß es Prof. Dr. Lissner und seinen Mitarbeitern gelungen ist, auch aus Braunkohlenteeren immerhin irgendwelche bindefähigen Zusätze zu gewinnen. Es fragt sich, wie weit es möglich ist, solche Zusätze auch den Steinkohlen zuzumischen, um die Koksfestigkeit, die für metallur gische Prozesse verlangt wird, sehr weit zu erhöhen. Die Versuche, die von Herrn Dr. Gruson und teilweise von uns angestellt wurden, haben ergeben, daß irgend welche Bindemittelzusätze genügen, um eine wesent liche Steigerung bei entsprechender Feinmahlung der Kohlen zu erreichen. Aber ich glaube auch, auf die sem Gebiete werden die Arbeiten, die hier begonnen worden sind, einen wesentlichen Einfluß haben und das Problem, das man als vordringlich bezeichnen darf, lösen helfen. Ich glaube ferner, von Herrn Prof. Dr. Lissner auf diesem Gebiete eine gewisse Unterstützung zu erhalten. Es ist von Interesse, wie weit die Mög lichkeiten gehen, solche Produkte, die aus den Braun kohlenpechen zu gewinnen sind, zu verwenden. Aus Espenhain z. B. war uns ein Teer angeboten worden, der aber für den Prozeß zu teuer wird und anderer seits auch als bewirtschaftetes Produkt nicht in Frage kommt. Es müßte in solchen Fällen noch Abfallstoffe geben, die aber z. Z. auch in großen Mengen zur Ver fügung stehen müßten. Dr. Birthler, Böhlen: Sind Elementaranalysen von den Bindemitteln durch geführt worden? Ing.-Chem. Göbel, Freiberg: Wir haben von fast allen hergestellten Bindemitteln und von den Ausgangsstoffen die Elementarzusammen setzung ermittelt. Die C-Gehalte der Ausgangsstoffe von 75—~80% sind in den Bindemitteln auf 85—95% erhöht, während die Wasserstoffgehalte von ursprüng lich 9% bei 6—3% in den hergestellten Bindemitteln lagen. Birthler: Es ist also zum Teil eine weitgehende Aromatisierung erfolgt! Dr. Schäfer, Freiberg: Herr Bauer, können Sie mir sagen, woher Sie die Steinkohlen aus Oberschlesien beziehen? Ich bin daran interessiert, weil ich mich mit Untersuchungen dieser Kohlen beschäftigen will. Bauer: Zur Zeit ist es noch so, daß wir Mischkohlen be kommen, und zwar von verschiedenen Zechen Ober schlesiens. Die Aschengehalte der niederschlesischen Kohlen (Nowa Huta) sind sehr hoch. Sie spielen eine wesentliche Rolle und beeinflussen die Festigkeit des Kokses. Kürzlich habe ich in der Zeitschrift für Brenn stoffchemie eine Arbeit gelesen, in der über Unter suchungen der Backfähigkeit von Ruhrkohlen berichtet wurde. Leider gehen diese Versuche von Ruhrkohlen aus, während wir nur oberschlesische Kohle mit sehr hohem Gasgehalt zur Verfügung haben. Sie fällt also beinahe in das Gebiet der Gasflammkohlen. Die letzten Lieferungen zeigten einen ansteigenden Aschengehalt, wodurch die Trommelfestigkeit bis 37% zurückgeht. Wenn wir jetzt durch Zusätze irgendwelcher Art die Festigkeiten dieses Kokses verbessern- könnten, dann wäre das Problem der Koksknappheit, wie es zur Zeit besteht, mit Hilfe des Braunkohlen-Hochtemperatur- kokses soweit gelöst, daß der Markt befriedigt werden kann. Aus diesem Grunde sind die Arbeiten hoch interessant und unter allen Umständen forciert zu be treiben. Dr. Richter, Leipzig: Ich möchte fragen, ob man die wirtschaftliche Seite etwas beleuchten könnte. Mich interessiert, was ge winnen Sie an öligen Produkten zurück? Sie setzen einer Mischung von z. B. 75% Koks und 8% Binde mittel ein Teeröl zu, und zwar ein sehr wertvolles Teeröl. nämlich die Fraktion von 250—300° C. Die zweite Frage geht dahin: sind schon Kokse auf ihre Struktur untersucht worden, wie ist die Back fähigkeit, spielt auch die Asche eine gewisse Rolle? Ist nicht der Schmelzfluß der Kokse auf den Asche gehalt zurückzuführen? Sie haben Braunkohlen ver wendet, die einen hohen Aschegehalt haben. Göbel: An Teerölen wird etwa 2 / 3 der z.ugeset :ten Menge wieder erhalten. Ob sich dieses zurückgewonnene öl erneut als Zusatz zur Verkokung eignet, ist noch nicht untersucht worden. Zu Frage 2: Der Aschegehalt spielt natürlich eine gewisse Rolle. Wir sind deshalb stets von entaschten Kohlen ausgegangen. Die Aschegehalte in den Hoch temperaturkoksen lagen etwa bei 3—4%. Der Haupt anteil der im Koks verbliebenen Asche besteht aus Kieselsäure. Die Hochtemperaturkokse sind auch petro graphisch untersucht worden. Es wurde festgestellt, daß sich die Kokskörner zum größten Teil nicht ge genseitig berühren, den Verband vermittelt vielmehr das aus den Bindemitteln hervorgegangene Koksgerüst. Prof. Dr. phil. D i e r i c h s , Freiberg: Sind Backzahlen ermittelt worden? Göbel: Die Backzahlen der Bindemittel sind nicht bestimmt worden.