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Koksgefüge nicht vollständig zu zerstören. Die Re aktionsfähigkeit des Ausgangskokses war bei 600° C 10,7 »/o „ 700° C 30,5 °/o „ 800° C 68,9 °/o- Dagegen ergaben die graugefärbten Kokse vom Ver such 3 bei 600° C 1,0 ®/o „ 700° C 1,5 »/o „ 800° C 15,1 °/o Reaktionsfähigkeit. Ein ähnliches Verhalten zeigten die Kokse von den anderen Spaltversuchen. Das Reaktionsverhalten der behandelten Kokse ist also wesentlich verbessert wor den. Die angeführten Werte sind allerdings nur ganz allgemein zum Vergleich heranzuziehen. Hätte man zur Bestimmung die ursprüngliche Größe von 30 bis 40 mm verwendet, so läge wahrscheinlich das Re aktionsverhalten der behandelten Kokse noch gün stiger. Die erfolgte Graphitierung wurde durch die petro graphische Untersuchung der Kokse besonders ein deutig bestätigt. Sie ergab, daß die grauen Koksstücke mit einer etwa 0,5 mm starken geschlossenen Graphit schicht überzogen sind, die aus relativ großen Einzel kristallen von 0,1—1 mm Durchmesser zusammenge setzt und auch auf Haarrissen tiefer in das Koksinnere eingedrungen waren. Bild 7 zeigt eine Aufnahme Bild 7. eines angeschliffenen Koksstückes von Versuch 3 im polarisierten Licht. Die Aufnahme wurde uns freund licherweise von Herrn Prof. Dr. RAMMLER zur Ver fügung gestellt. Man erkennt an den hellen Rand streifen die zusammenhängende Graphitschicht und in den feinen. Haarrissen des Kokses die Graphitabschei dungen. Die petrographische Untersuchung sowie die Auf nahme wurden von Herrn Dipl.-Geologen JACOB, In stitut für Brikettierung, in dankenswerter Weise an gefertigt. Praktische Ausführung Für die praktische Durchführung der Teercrackung seien ganz kurz zwei Möglichkeiten angeführt: 1. Man könnte den Teer in einer eigenen Spaltanlage über Koks cracken, wobei eine Verstopfung der in Bewegung befindlichen Koksschicht nicht zu be fürchten ist. Als Spülgas könnte das Koksofengas oder das in einem Kreisprozeß umlaufende Spalt gas verwendet werden, wobei eine Abtrennung der wertvollen Oiefine (C 2 H 4 , C 3 H 6 usw.) in Erwägung gezogen werden kann. Bei einer solchen Anlage hat man es in der Hand, den Teer entweder unter milden Bedingungen zu cracken, wobei dem Koks ofenteer ähnliche Spaltteere, heizkräftige Gase und toluolhaltige Leichtöle erhalten werden. Oder man spaltet bei hoher Temperatur, wobei Gas (vorwie gend Wasserstoff), Benzol und Naphthalin ent stehen. 2. Die andere Möglichkeit besteht darin, daß man die Teercrackung im Koksofen selbst vornimmt. Dies bezügliche Versuche sind nach Berichten von SCHENK und ZANKL [4] neuerdings in süddeut schen Gaswerken zum Zwecke einer Erhöhung der Gasausbeute mit Erfolg unternommen worden. In wieweit die direkte Einführung von versprühtem oder verdampftem Teer in die Koksöfen von Lauch- \ hämmer möglich ist, müßte erst untersucht werden. Zusammenfassung Die Untersuchungen haben gezeigt, daß es möglich ist, durch Aufspalten von minderwertigen Teeren zu wertvolleren Einzelprodukten zu gelangen. Auf die entstehenden Mengen an Spaltprodukten und deren Zusammensetzung ist dabei vor allem die Höhe der Cracktemperatur und das verwendete Spülgas von Einfluß. Die früher so gefürchtete Kohlenstoffabschei dung kann dabei vorteilhaft zur Verbesserung der Hochtemperaturkokse ausgenutzt werden. Am Schluß wollen wir allen unseren Mitarbeitern, insbesondere den Chemotechnikern Mühl und FI SCHER, bestens danken. Literatur [1] Chemische Technik 4 (1952) 6. [2] Petroleum 18 (1922) 1369. [3] Brennstoffchemie 4 (1923) 309. [4] Glückauf 88 (1952) 359. Gas- und Wasserfach 94 (1951) 138. Diskussion Prof. Dr. phil. Dierichs, Freiberg: Es war ein außerordentlich schöner Vortrag. Viel leicht kann uns Dr. Thomas hierzu einige Aufklärun gen in bezug auf die jetzigen Verhältnisse in Lauch hammer geben. Dr. Thomas, Lauchhammer: In Lauchhammer wurde festgestellt, daß die Teer qualität eine ganz andere ist als bei den Teeren aus Delitzsch. Es ist also in Lauchhammer ein normaler Schwelteer mit außerordentlich guten Eigenschaften entstanden. Dierichs: Ich halte die Arbeit insofern für wertvoll, weil in der chemischen Industrie die Aromaten fehlen und die Nachfrage nach Naphthalin sehr groß ist. Bauer, Berlin: Wir arbeiten in Berlin-Lichtenberg mit Braunkohlen generatoren. Wir haben versucht, unseren Kohlen etwas von diesem Braunkohlenteer beizufügen, um eine mög liche Verbesserung der Bindefähigkeit zu erreichen und andererseits auch die Gasproduktion etwas steigern zu können. Es bestehen insbesondere auf den Teer destillationen, die in der Hauptsache Gaswerksteere