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die von Hand aus verformt werden kann. Eine solche Mischung hatte z. B. folgende Zusammensetzung: 50 Teile feinkörnige Kohle Egeln, < 0,2 mm, 10 „ Bindemittel, 40 „ Anthrazenöl. Verkokt man diese, so verbleiben außerordentlich harte und gleichmäßig verschmolzene Kokse von glänzend schwarzer Farbe. Ähnliche Kokse erhält man auch, wenn man statt Anthrazenöl dieselbe Menge an Braunkohlen-Teeröl als Lösungsmittel verwendet. Hier muß nur dafür gesorgt werden, daß die Viskosität dieser Öle durch Zusätze, wie z. B. Erdharz, erhöht und der Ölverbrauch nicht zu groß wird. Verwendet man entschwefelte Kokse, so ergeben sich etwas an dere Bedingungen. Das für Kohlen bewährte Mi schungsverhältnis muß in der Richtung: weniger Lö sungsmittel — mehr Bindemittel etwas verändert wer den. Es ergeben sich dann die folgenden zwei ge eigneten Zusammensetzungen: 57 oder 67 Teile Koks, Körnung unter 0,2 mm, 17 „ 13 „ Bindemittel, 26 „ 20 „ Anthrazenöl oder viskoses Braunkohlen-Teeröl. Zum Brikettieren dieser Mischung genügt in der Regel ein kleiner Preßdruck von 15—150 kg/cm 2 . Die aus den Briketts erhaltenen Hochtemperaturkokse sind sehr hart und fest und zum größten Teil verschmol zen. Nachdem es gelungen war, im viskosen Braun kohlen-Teeröl einen Ersatz für das Anthrazenöl aus Steinkohlen zu finden, ergab sich die weitere Frage nach einem dem Alphabestandteil gleichwertigen Bindemittel aus Braunkohlen. Bindemittel aus Braunkohlenprodukten a) Harze Wenn wir aus diesem Grunde unser Augenmerk zunächst auf die Erd- und Reinharze aus Braunkohlen richteten, so geschah es deshalb, weil diese Stoffe in genügender Menge zu erhalten sind. Es war vor auszusehen, daß sie als Bindemittel nicht ohne weite res geeignet sein werden, zumal sie als H 2 - und O 2 - reichere Körper sich bei der Tiegelverkokung weit gehend zersetzen und nur blättrige dünne Koksrück stände in einer Ausbeute von nur — 15% ergaben. Indessen hofften wir, sie durch eine Vorbehandlung, entweder durch Abdestillieren der leichteren Bestand teile oder durch oxydierende thermische Behandlung, kokfähiger zu machen. Trotz der zahlreichen Versuche ist dies nur zum Teil gelungen. Auch nach schärferen oxydierenden oder rein thermischen Behandlungen er gaben diese Harze bei der Tiegelverkokung nur blätt rige, nicht zusammenhängende Rückstände in einer Ausbeute von etwa 30 %. Deshalb war es nicht ver wunderlich, daß Formlinge aus Kohlen mit diesen Bindemitteln, die in benzolischer Lösung der Kohle zugesetzt wurden, keinen besonders guten Hochtem peraturkoks ergaben, selbst wenn man bei hohem Druck brikettierte. Überraschenderweise zeigten diese Bindemittel im Verein mit Anthrazenöl ein ganz anderes Verhalten. So ergaben die hergestellten Formlinge aus 50 Teilen Kohle Egeln <0,2 mm, 10 „ Bindemittel, Erd- oder Reinharz und 40 „ Anthrazenöl außerordentlich harte und geschmolzene Hochtempe raturkokse von grauer Farbe. Erwähnenswert ist hier bei die Beobachtung, daß sich beim Verkoken der Formlinge Anthrazenöl zum Teil vor der Teerentbin dung verflüchtigt, so daß für dieses eine Wiederver wendung gegeben ist. Leider führte die Verwendung von in Braunkohlenteer gelösten Harzen zu keinem Erfolg. Daraus ist zu folgern, daß weder die Art des Binde- noch des Lösungsmittels für den Schmelzvor gang von alleiniger Bedeutung ist, sondern daß durch Zusammenwirken von Kohlebitumen, Binde- und Lö sungsmittel während der Verkokung das eigentliche, wirksame Verkokungsmittel erst entsteht. Da unser Endziel war, sowohl Lösungs- als auch Bindemittel nur aus Braunkohlenprodukten zu gewin nen, schied die Verwendung von Braunkohlenharzen mit Anthrazenöl als Lösungsmittel aus. b) Braunkohlenpeche Es galt also ein Bindemittel aus Braunkohlenpechen zu finden, das ähnliche Eigenschaften wie die Alpha stoffe aus Steinkohlenpechen aufweisen sollte. Die Ver suche wurden mit Pechen aus Gasteer von Hirschfelde, Webau, Espenhain, Böhlen und Berlin angestellt. Im Gegensatz zum Steinkohlenpech besitzen diese nur klei nere Mengen benzolunlöslicher Alphabestandteile. Des wegen mußte versucht werden, durch entsprechende Behandlung der Peche ein geeignetes Bindemittel daraus zu gewinnen. Hierfür kamen entweder selektive Lö sungsmittel oder eine künstliche Pechalterung bei höhe rer Temperatur durch Oxydation oder Dehydrierung in Frage. Bild 2. Bindemittel aus Braunkohlenprodukten (Verkokungsergebnisse) Wenn wir in Bild 2 die Ergebnisse der Tiegel verkokung der Peche betrachten, so finden wir im Gegensatz zu den Alphastoffen, bei allgemein schlechten Koksbefunden, kleinere Koksausbeuten und entsprechend hohe Gehalte an flüchtigen Bestandtei len. Dies tritt besonders bei den Pechen aus Böhlen und Berlin in Erscheinung. Sie sind nicht viel besser als die Erd- und Reinharze. Das Pech aus Espenhain enthält außerdem viel anorganische Bestandteile, wäh rend in dem Teer von Hirschfelde eine größere Menge feinkörniger Koksteile festgestellt wurde, die ange reichert natürlich auch im Pech vorhanden sind. Aus diesem Grunde richteten wir unser besonderes Augen merk auf das Pech aus Webau. Eine wesentliche Verbesserung der Verkokungs eigenschaften zeigten die dehydrierten oder oxydier-