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dies mit unausgesetzter Wachsamkeit die Nordgrenze zu schützen, gegebenenfalls Vorstöße des Feindes abzuweh reu, oder eine Blöße, die er sich gibt, rasch auSzunützen hat. Wenn man überblickt, nach wie vielen Seiten und mit wie gewal tigen Mitteln die deutsche Kriegführung arbeitet, erhält man ein Gesamtbild militärischer Leistungen, wie sie eine einzelne Nation überhaupt noch niemals, seit eS eine Staa tengeschichte gibt, vollbracht hat. Von der Vaterlandsliebe» dem Opfermute und der hingebenden Tapferkeit, die das deutsche Volk in dieser schweren Zeit betätigt, werden spätere Geschlechter mit Bewunderung erzählen. Sieben englische Handelsdampfer versenkt Berlin, 3. Oktober. (W. T. B.) Das „Berl. Tagrbl." meldet aus Amsterdam: Nach einer hier vorliegenden Nach richt hat der kleine Kreuzer „Karlsruhe" im Atlantischen Ozean sieben englische Dampfer versenkt. Don einer Mine vernichtet. Hartlepool, 3. Oktober. Der Dampfer „Selby", mit mehr als 3000 Tonnen Kohlen von Shields nach Antwerpen unterwegs, ist in der Nordsee auf eine Mine geraten und gesunken. Die 20 Mann starke Besatzung rettete sich in Boo ten und wurde von einem Lowestofter Kllstenschiff ausge nommen und gestern früh in Lowestoft (England) an Land gebracht. L Das energische Vorgehen der Türkei. Die „Köln. Ztg." meldet aus Konstantinopel: Mit der Sperrung der Dardanellen glaubt die Pforte Rußland, die am meisten geschädigte Macht, zu veranlassen, bei seinen Ver bündeten dafür einzutreten, daß ihre Geschwader Egnacia, räumen und den Schiffsverkehr dort nicht .weiter hindern. Ueberdies gibt diese Sperrung der Türkei freie Verfügung, die beinahe die ganze Flotte im Pontus hat, wo sie demzu- folge stärker als die vereinigten russischen und rumänischen Streitkräfte sein wird. Auf feiten der Regierung ist alles vorbereitet, für die sofortige Ausweisung aller Untertanen der Dreiverbandsmächte, die Schließung ihrer Schulen und anderer Einrichtungen und die Aushebung aller ihnen ge gebenen Konzessionen, Erlaubnisse und Vergünstigungen im. Falle eines Konfliktes. Türkische Truppen im Anmarsch aus de« Kaukasus. Malmö, 2. Oktober. „Svenska Dagbladet" meldet aus Petersburg: Aus Erzerum wird mitgeteilt: Türkische Emis säre sind nach Persien gesandt worden, um den Durchmarsch der türkischen Truppen durch die persische Provinz Aserbeid schan gegen die russische Grenze vorzubereiten. Bulgarien verweigert die Durchsnhr russischen Kriegsmaterials. Sofia, 3. Oktober. (W. T. B.) Unter Hinweis auf die Hager Konvention und die strenge Neutralität Bulgariens hat die bulgarische Regierung ein Ersuchen Englands abge lehnt, die Durchfuhr von Kriegsmaterial aus Rußland nach Serbien zu gestatten. Die Haltung Griechenlands. Athen, 3. Oktober. (W. T. B.) In seiner gestrigen Kammerrede klagte der Ministerpräsident, daß die Presse die Regierung in ihrem Bestreben, die Neutralität aufrechtzuer halten, nicht unterstützt habe, im Gegensatz zur öffentlichen Meinung. Venizelos empfahl neuerlich dringend die Neu tralität strikte zu beachten. Die Besetzung Valonas durch Italien. Rom, 2. Oktober. Das „Giornale d'Jtalia" schreibt, die Inbesitznahme Valonas stehe bevor. Sie sei dringend notwendig, um zu verhindern, daß der Schlüssel zur Adria in die Hände der Gegner falle. Es genüge eine Besitzergrei fung von Dalona und Sasseno durch Seeleute ohne eine große Expedition. Das Vorgehen Italiens könnte — vorausgesetzt, daß das „Giornale d'Jtalia gut unterrichtet ist, nur nach einem vor her getroffenen Uebereinkommen mit Oesterreich-Ungarn er folgen. Als Gegner der Italiener sind im vorliegenden Falls nur die Griechen zu denken, deren Ansprüche auf Valona. Sasseno und die Straße von Korfu aus der Balkankonfereuz genügend bekannt sind. Aus diesen Ansprüchen hatte sich auch eine heute noch nicht behobene tiefgehende Verstimmung zwi schen Rom und Athen ergeben. Wir reihen hieran noch folgende Meldungen: Valona, 3. Oktober. (W. T. B.) Epirotische Freiwil lige haben Berat besetzt. Die albanische Regierung will eine Expedition zur Befreiung der Stadt entsenden. Durazzo, 3. Oktober. (W. T. B.) Essad Pascha ist vor einigen Tagen in Tirana angekommen. Die Bevölkerung hat ihn sehr kühl empfangen. Afghanistan gegen Rußland und England. Wien, 3. Oktober. Aus Konstantinopel meldet die „Süd slawische Korrespondenz", daß laut dorthin gelangten Nach- richten in Persien die Revolution vor der Tür stehe. An der Grenze in Afghanistan sind heftige Kämpfe mit russischen Truppen vor sich gegangen. In der Provinz Aserbeidschan, der nordwestlichsten Provinz Persiens, bewaffneten sich alle Einwohner gegen Rußland. Der energische Habib Ullah Khan, seit dem Jahre 1901 Emir von Afghanistan, wartet schon seit Jahren auf eine passende Gelegenheit, sich der englisch-russischen Vor mundschaft, die auf dem Lande lastet, zu entledigen. Seit Jahrzehnten ist Afghanistan der Spielball der englischen und russischen Ränke gewesen. England wollte sich das Emirat zur Abwehr der russischen Anschläge auf Indien sichern und schaltete schließlich als Schutzherr über Afghanistan: es zahlt- dem Emir eine JahreSrente on 1200 000 schränkte aber dafür dessen Hoheitsrechte ein. So mußte er sich verpflichten, Der «Lchsische »WM. «Mi*. ' Ul«. keine Vertreter im Auslande zu unterhalten: alle Verhau- lungen Afghanistans mit fremden Staaten erfolgen durch die indische, d. h. englische Regierung. Im Jahre 1907 schlos- sen England und Rußland den berühmten asiatischen Ver trag, der die Selbständigkeit Persiens zerstörte und der auch den Rest der Selbständigkeit Afghanistans bedrohte. — Afghanistan vermag eine Streitmacht zu stellen, die den Engländern wie den Russen recht unbequem werde kann, zu mal da sich bei der Artillerie schon vor einer Reihe von Jah ren 100 Kruppgeschütze befanden. Von Kabul, der wichtig sten Stadt des Landes, führt der Weg nach Peschawar durch den Chaiberpatz. Ueber ihn ließ schon Alexander der Große seine Scharen nach Indien vorrücken. Die Engländer haben in diesem Paß wiederholt schwere Niederlagen erlitten, wes halb sie ihre Grenze 1879 bis an den Fuß des Passes vor- schoben und später die Eisenbahn von Peschawar dahin bis zur Station Jamrud ausbauten. Das »vird die Afghanen, wenn sie die Gelegenheit für günstig halten, nicht hindern, die Waffen zu ergreifen. Sie sind ein kriegerisches Volk und haben sowohl den Russen wie den Engländern, die ab- wechselnd in gemessenen Zwischenräumen über den „Puffer staat" herfallen, viel zu schaffen gemacht. Der jetzige Emir hat eine Anzahl moderner Befestigungen geschaffen, nament- lich an der Straße Peschawar—Kabul in je sechs Meilen Ent fernung von einander Sperrforts mit je vier Geschütztür men. Die Landesreligion ist der sumitische Islam und of fenbar werden die Afghaner und Perser einen Aufstand deS gesamten Islam in die Wege leiten. Und das bedeutet für England wie auch für Rußland die größte Gefahr. Die Verteidigung Tsingtaus. Wien, 3. Oktober. (W. T. B.) Das „Neue Wiener Journal" veröffentlicht einen aus Tsingtau vom 4. August datierten Brief eines Unteroffiziers des österreichisch-ungari- schen Kreuzers „Kaiserin Elisabeth" an seine in Wien leben- den Eltern, in dem es u. a. heißt: Unser Schiff wurde tele graphisch hierher beordert, wo es gemeinsam mit der deut schen Flotte gegen den Feind operieren wird. Gott schenke uns den Augenblick, in dem wir mit dem Schwerte in der Hand unserem Vaterlands dienen können. Am 29. Juli traf hier die Nachricht ein, daß Österreich an Serbien den Krieg erklärt habe. Mit vielhundertstimmigem Hurra wurde das Telegramm begrüßt. Weiter heißt es: Liebe Eltern! Ich will als treuer Soldat mein Blut für unseren alten lieben Kaiser mit Freuden hingeben. Die deutsche Flotte ist stär ker als man glaubt, der japanischen Flotte aber, ziffernmä ßig, wenigstens, zu schwach. Aber das macht nichts. Ver hauen werden sie, daß sie sich daran werden genug sein las- sen. Liebe Eltern! Macht Euch keine Sorge um mich und haltet Euch vor Augen, daß Euer Sohn tapfer und treu bis in den Tod für Euch und für unser Vaterland kämpft und an Euch und unseren lieben Kaiser bis zum letzten Atemzug denken wird. Die deutsche Feldpost. Zur Zeit steht die deutsche Feldpost im Mittelpunkte lebhafter Elürteiungcn. Zahlrciche Klagen wurden laut, die schließlich zu Anklagen sich verdichteten. Es liegt unter solchen Umständen der Wunsch sehr nahe, über die Gliede rung der Feldpou Näheres zu erfahren, um im Bilde zu sein, wenn es nölhig wird, die Ansprüche, die man au diese Einrichtung stellen tann, zu prüfen. ?.'n der Spitze der ganzen Feldpost steht der Feldober postmeister, der die Leitung des Feldpostwesens auf dem Kriegsschauplatz und den Dienstbetrieb bei allen Feldpüstan- stalten zu überwachen hat. Unter ihm abrbeiten bei jeder Armee ein Armeepostdirektor, dem in erster Linie die Her stellung und Erhaltung der Postverbindungen der betreffen- den Armee mit der Heimat obliegt. Er hat dafür zu sorgen, daß die Postsachen in die Hauptquartiere der Armeekorps oder in ihre Nähe und von dort zurück in die Heimat gelei- tet werden. Ihm unterstehen ferner die Armeepostinfpek- toren, die in ihrem Dienstbereiche den gesamten Postbetrieb, wie er durch die Feldpostanstalten mit den Feldpostbeamten und das Post-Pferde- und Wagen-Depot verkörpert ist, zu überwachen haben. Für jedes Armeekorps ist ein Feldpost amt, für jede Division eine Feldpostexpedition eingerichtet. Damit nun aber der Armeepostdirektor auch die Postverbin dung der Armeen mit der Heimat Herstellen und erhalten kann, müssen ihm über die Absichten und bevorstehenden Marschbewegungen von dem Armeeoberkommando die nöti gen Mitteilungen gemacht werden. In dieser ganz selbst- verständlichen Notwendigkeit liegt wohl der Hauptgrund für das Versagen der Feldpost. Wir wissen alle, mit welcher staunenswerten Energie alle Absichten der Heeresführung und sämtliche Truppenbewegungen geheim gehalten worden sind. Der Erfolg hat gezeigt, wie notwendig diese Maßregel war, und so sehr es auch zu wünschen ist, daß unsere braven Truppen im Felde die sehnlichst erwarteten Nachrichten von Hause möglichst schnell bekommen, so muß doch das Interesse des Einzelnen vor dem der Allgemeinheit zurllcktreten. Aus demselben Grunde war es auch geboten, Briefe und Postkar ten aus dem Felde zurückzuhalten, da durch sie zu leicht die wichtigsten Dinge verraten werden konnten. Die Vorschläge, die zur Verbesserung deS Feldpost- diensteS von Serufener Seite gemacht worden sind, geben ins Unermeßliche So viel siebt jedenfalls fest, daß man an den maßgebenden Stellen sich selbstverständlich dessen bewußt ist wo« e« für die Stimmung unserer Truppen be deutet, wenn sie das Bewußtsein haben, daß sie von ihren Lieben zu Hause nicht gänzlich abgeschnitten sind. ES sind daher schon umfassende Maßregeln eingeleitet worden, um daS Feldpostwesen zu verbessern. Man sollte daher zunächst mal mit den Klaarn aushören und abwarten, bis sich diese Verbesserungen bemerkbar machen. Da- muß natürlich noch einige Zeit dauern, denn gut Ding will bekanntlich Weile haben. Die Ziffer von 4420 hat die Auflage des „Sächsischen Erzählers" am l. Oktober erreicht. Darunter sind 4220 zahlende Abonnenten, ISO Freiexemplare an Behörden, Mitarbeiter und Zeitungs boten und 50 Bestand- und Beleg- :: :: :: cxcmplare. :: :: :: In Stadt und Land besitzt der „Sächsische Erzähler" in Men DevSlkerungs- schichten die dichteste Verbreitung, wodurch Inseraten, aller Art ein durchschlagender Erfolg :: :: :: sicher ist. :: :: :: Aus der Oberlaufs Bischofswerda, 3. Oktobers Städtische« und AL,e»ei»«s —* Diskontermäßigung. Die Sächsische Bank hat de» Wechseldiskont von 6^4 auf 6 und den Lombardzinsfuß von 7s/4 auf 7 Prozent herabgesetzt. —* Die Erfrischung durchfahrender Verwundeter hat der hiesige Albert-Zweigverein übernommen. Er richtet durch einen Aufruf im Inseratenteil in heutiger Nummer an die Einwohner von Bischofswerda und Umgebung dis dringende Bitte um Zuwendung von Gaben.. —* Sein dreißigjähriges Geschäftsjubilänm begeht heute der auch in weiteren Kreisen bekannte Herr Drogeriebesitzer Paul Schocher t. Im Jahre 1884 eröffnete er am heu tigen Datum in einem kleinen Anwesen in der Kirchstraße sein Drogeriegeschäft, das er durch unermüdlichen Fleiß im Laufe der Jahre immer mehr erweiterte. Einen Hauptzweig des Geschäftes bilden heute einige von Herrn Schachert er fundene Spezialitäten, das bekannte Fußstreupulver „Pede- lin", das seit Jahren in der deutschen und österreichischen Ar mee Verwendung findet, und das Dichtungsfett „Hahnen- fett", das auch in der Kaiserlichen Marine namentlich für Torpedodichtungen mit Erfolg verwendet wird. Besonders in dem letzteren Artikel hat Herr Schochert gegenwärtig be deutende Kriegslieferungen. Hoffentlich ist es unserem ge schätzten Mitbürger vergönnt, auch das goldene Jubiläuin seiner Firma noch feiern zu können. —* Glücksbriefe. Aus dem Leserkreise wird uns ge schrieben: Grober Unfug wird wieder einmal durch das Schreiben sogenannter Glücksbriefe in unserer Umgebung getrieben. Diese enthalten als Ueberschyst einen Spruch religiösen Inhalts, woran dann die Bemerkung geknüpft wird, das Gebet 9 Tage lang hintereinander täglich einmal an einen Bekannten zu schicken ohne Unterschrift und wenn möglich unfrankiert. Die Kette dürste nicht unterbrochen werden. Wer dies tut, soll am 9. Tage eine große Freude erleben und frei von allen Sorgen sein: andernfalls das Gs- genteil zu erwarten ist. — Diese Briefe wurden in letzter Zeit an verschiedene Frauen und Jungfrauen, besonders deren ersteren Männer im Felde sind, gesandt. Abgesehen davon, daß hierdurch der Post durch diesen Massenversandt bloß unnötige Arbeit gemacht wird, sind diese Ausbrüche re ligiösen Wahnsinns, wenn man es so nennen darf, nicht ge rade angetan, die Gemüter zu beruhigen. —* DaS Eiserne Kreuz. Gleich nach der Erneuerung des Eisernen Kreuzes durch einen besonderen Erlaß unseres Kaisers wurden von der General-Ordens-Kommission 150 000 Stück dieser Auszeichnungen bestellt. 8 Firmen sind mit der Anfertigung des Eisernen Kreuzes betraut worden. In der Werkstatt einer bekannten Berliner Firma, die als Besonderheit Ordensauszeichnungen anfertigt, sind allein 20 Leute ständig mit der Herstellung des Eisernen Kreuzes be schäftigt. Man unterscheidet drei verschiedene Dekorationen: da^ Eiserne Kreuz 2. Klasse, das am schwarz-weißen Bande iin Knopfloch getragen wird, ist doppelseitig und besteht aus 2 gegossenen Eisenteilen, die nach erfolgter Pressung der Aufschrift durch einen Silberrand zusammen gefügt werden. Das Eiserne Kreuz 1. Klasse, daS man an der linken Seite ohne Band trägt, ist nur einseitig und auf silberner Unter lage. Dann gibt es noch das Großkreuz zum Eisernen Kreuz, eine außerordentlich hohe, bisher noch nicht verliehene Aus zeichnung für Armeefiihrer, daS an einem breiten, schwarz weißen Bande um den Hals getragen wird. Nichtkämpfer tragen das Eiserne Kreuz an einem weiß-schwarzen Bande. Die General-OrdenS-Kommission, welche die Aufträge er teilt, übernimmt auch selbst die Verteilung an die einzelnen Kommandos.