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v Mmmer 281 « Sonntag, 4. Oktober ist^. ' Jahrgang. Mschofsrverdaer Tageblatt Amtsblatt Ver Königlichen Amtshauptmannschaft, der Königlichen Schulinspektion und des Königlichen ^auptzollamtes zu Bautzen, sowie des Königlichen Amtsgerichts und des Stadtrates zu Bischofswerda, und der Gemeindeämter des Bezirks. Anzeigeblatt für Bischofswerda, Stolpen und Umgegend, sowie für die angrenzenden Bezirke. Aeltesles Blatt im Bezirk. Erscheint seit s8-tz. Telegr.-Adrcsse: Amtsblatt. Fernsprecher Nr. 22. Mtt den wöchentlichen Beilagen: Dienstags: Belletristische Beilage; Donnerstags: Der Sächsische Landwirt; Sonntags: Illustriertes Sonntagsblatt. Erscheint jeden Werktag abends für den folgenden Tag. Der Be zugspreis ist einschltetzttch der 3 wöchentlichen Beilagen bet Abholung . in der Expedition vierteljährlich 1 Mk. SO Pfg., bei Zustellung in» Hau» l Mk. 70 Pfg.; durch die Post stet in» Haus viertel jährlich 1 Mk. V2 Mg., am Postschalter abgeholt 1 Mk. SO Pfg. Einzalnr Nummern kosten 10 Pfg. 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Vor dem westlichen Armeeflügel 1 wurden erneute Umfassungsversuche der Fran zosen abgewiesen. Südlich Roye sind die Franzosen aus den Stellungen geworfen. — In der Mitte der Schlachtfront blieb die Lage unver ändert. — Die in den Argonnen vordringenden Truppen erkämpften im Vorschreiten nach Süden wesentliche Vorteile. Oestlich der Maas unternahmen die Franzosen aus Toul energische nächtliche Vorstöße, die unter schweren Verlusten für sie zurückgeworfen wurden. Vor Antwerpen sind das Fort Wavre-St. Catharine und die Redoute Dorpweldt mit Zwischenwerken gestern Nachmittag 5 Uhr erstürmt. Das Fort Waelhem ist eingeschlossen. Der westlich herausgeschobene wichtige Schulterpunkt Termonde befindet sich in unserem Besitz. Auf dem östlichen Kriegsschauplatz scheint der Vormarsch russischer Kräfte über den Njemen gegen das Gouvernement Suwalki bevorzustehen. Amtliche Meldung des Wolff-Bureau. Schwere Artillerie im Felde. Gegen Antwerpen in Belgien und gegen Ossowicz in Rußland, gegen Verdun und die Sperrforts in Frankreich donnern die schweren Geschütze der deutschen Feldartillerie, auf den westlichen Kriegsschauplätzen getreulich unterstützt von den Kanonen der österreichisch-ungarischen Motormör ser-Batterien. Bald, das hoffen wir zuversichtlich, werden alle diese festen Plätze die weiße Fahne hissen müssen. Wie langsam und mühevoll war doch dagegen im letzten deutsch französischen Kriege die Belagerung und Einnahme der Fe stungen! Gegen sie wurden eigens Reservedivisionen gebil- det, die mit einem schwerfälligen Parke von Mörsern und schweren Geschützen ausgestattet waren. War die eine Festung nach mehrwöchiger Einschließung und mehrtägigem Bombardement genommen, so kam die nächste daran, die bis- her nur beobachtet oder eingeschlossen worden wär. Größere Festungen, wie Metz und Paris, ergaben sich im Grunde nur -em schlimmsten Feinde, dem — Hunger. Das ist jetzt anders geworden, wie der schnelle Fall von Lüttich und Namur, von Manonvillers und Maubeuge beweist, von kleineren und schwächeren Festen und Forts ganz zu schweigen. Die mo- dernc Belagerungskunst, vornehmlich die deutsche, ist eben auf eine zweckentsprechendere Grundlage gestellt worden. Abgesehen von den Zweiundvierzigern, die von der Firma Krupp als besondere Ueberraschung erfunden worden sind und auf eine besondere Art und Weife herangeschafft und aufgestellt werden müssen, ist ein großer Teil unserer schwe ren Artillerie heute der Feldartillerie angegliedert und rückt, wie diese ins Feld zur Beschießung stärkerer Feldstellungen und zum Bombardement von — Festungen. Diese bedeutsame Neuerung, welche unsere überaus schwere Kriegsführung gegen die tapfersten und lestgeschul- testen Heere des Erdballs so ungemein erleichtert und schier das meiste zu den Erfolgen beigetragen hat, verdanken wir dem verewigten früheren Chef deS Großen Generalstabes, dem Generalfeldmarschall Alfred Grafen von Schlieffen, der Anfang des vorigen Jahres heimging. Die Ein führung der schweren Artillerie in den Bereich der Feld armee war das Werk eines unbeugsamen Willens, einer nicht zu ermüdenden Energie. Während die Eingliederung der leichten Haubitzenbatterien schnell und mühelos von statten ging, stieß Schlieffen mit dem Vorschlag der Verwendung ! schwerer Artillerie nicht nur zum Angriff auf Sperrforts, 1 sondern auch zum Strauche in -er Feldschlacht bei allen maßgebenden Stellen zunächst auf den größten Widerstand. „-Der Chef des Generalstabes will wohl eine Fußartillerie zur Feldtruppe machen?" schrieb ein sehr verdienter Offizier im Kriegsministerium spöttisch und ungläubig an den Rand der Denkschrift. Auch die Feldartillerie traute den „armen Verwandten" von der Fußartillerie nichts Rechtes im Felde zu und witzelte über die „reitende Belagerungsartillerie". Wunderbarer Weise wollte auch die Fußartillerie selbst nichts von der Hebung ihrer Waffe wissen. So wurde selbst Graf Schlieffen kurze Zeit unschlüssig. „Ich weiß nicht", äußerte er nachdenklich", „ob wir uns gegenüber diesem allgemeinen Widerstande auf dem richtigen Wege befinden". Dennoch gelang es dem seltenen Manne, der von der Brauchbarkeit und Notwendigkeit seines Gedankens felsenfest überzeugt war, letzten Endes alle Hemmungen und Schwierigkeiten siegreich zu überwinden. Wenn in diesem Kriege die 15- Zentimeter-Haubitzen und die 21-Zentimeter-Mörser -er schweren Feldartillerie ihre rauhen, alles hinreißenden Stimmen erheben, so legen sie allenthalben Zeugnis ab von Schliessens Einsicht und Tatkraft. In unwandelbarer Tank, barkeit wird Alldeutschland, wenn es der Helden von 1914 gedenkt, auch des verblichenen genialen Schöpfers der schwe- ren Feldartillerie eingedenk bleiben. Die Derteidigungsartillerie der Franzosen. Ein alter preußischer Offizier schreibt im B. L.-A.: Wenn uns auch die Artillerie der französischen Festun gen nicht ganz genau bekannt sein mag, so wissen wir doch aus bisherigen Erfolgen, daß sie keine geheimen Schrecken mehr für uns heraufbeschwören kann. Immerhin ist uns so viel über die französische schwere Artillerie bekannt, daß es uns nicht schwer fällt, uns von der ganzen Artillerie einer Festung ein sicherlich im großen ganzen zutreffendes Bild zu machen. An langen, schweren Geschützen würde danach die von uns belagerte Festung Verdun die 120- und 155-Millimeter- Kanonen aufweisen. Die sicherlich ebenfalls vorhandene 138-Millimeter-Kanone gilt aber als veraltet. Das er wähnte 120-Millimeter-Geschütz war im Feldheere nicht un bekannt, da es als schweres Geschütz in den Fcldmanövern eine Rolle spielte. Die Aufgabe dieser langen Kanone wie auch die der langen 155-Millimeter-Kanone würde die sein, auf Feldbahnwagen in das Dorgelände gebracht zu werden, um von dort aus feindliche Truppenansammlungen und Be- lagerungsarbeiten überraschend zu stören. Neben diesen langen Kanonen möchte die Festung auch über die 220- und 240-Millimeter-Kanonen System Fournier verfügen. Dies sind Schnellfeuergeschütze mit Selbstladevorrichtung. Als das modernste, was Frankreich an langen, schweren Ge schützen besitzt, finden wir in den Küstenfestungen und in den wichtigsten Festungen deS Inlandes. — Don schwerem, kurzem Geschütz erwähnen wir die 120-Millimeter-Kanone M. 81 und die 155-Millimeter-Kanone M. 155. Diese bei den Geschütze sind Schnellfeuergeschütze mit Rohrrücklauf und Lnftflüssigkeitsbremsen. Die kurze 155-Millimeter- Kanone soll, auf Feldbahnwagen transportiert, plötzlich auf- I treten, um bereits eingerichtete Belagerungsbatterien zu be kämpfen. Die von den beiden kurzen Kanonen versandten i Geschosse sind sehr wirksam. Die 120-Millimeter-Kanone versendet eine Spvenggranate von 20,35 Kilogramm auf eine Entfernung von 5700 Meter, während die 155-Milli- meter-Kanone über Gmnaten von 43 Kilogramm und Schrapnells von 40,5 Kilogramm verfügt. Ihre größte Schußweite ist 6300 Meter. — An Mörsern sind die 220- und 270-Millimeter-Mörser zu erwähnen, die gegenüber den großen Mörsern der deutschen und österreichischen Belage rungsartillerie allerdings wenig ausrichten können. Für Sonderzwecke enthalten natürlich auch die französischen Festungen besondere Geschützarten. So für die Bestreichung toter Winkel nahe vor der Front glatte Mörser, die aber in anderen Armeen längst zum alten Eisen geworfen sein dürf ten. Wertvoller als diese veralteten Mörser sind Revolver kanonen und Feldgeschütze, die dann in Tätigkeit treten sol len, wenn der Feind zum Sturm schreitet und es notwendig wird, für eine Flankierung des Festungsgrabens zu sorgen. Räumung Antwerpens Berlin, 3. Oktober. (W. T. B.) Einer Amsterdamer Meldung des „Berl. Tagebl." zufolge, wird die belgische Re gierung einen großen Teil der Bevölkerung Antwerpens, wahrscheinlich rund 20 000 Familien, aus der Stadt rntfer neu. Die Mehrzahl soll nach Holland gebracht werden. Kampf mit allen Mitteln. Rotterdam, 3. Oktober. (W. T. B.) Der „Nieuwe Rotterdamer Courant" meldet, daß ein von den Belgiern abgelassencr führerloser Eisenbahnzug bei dem Bahnhof Hal mit einem rangierenden Zuge zusammcnstieß. Einige Mi- nuten vorher hatte rin großer Truppentransport den Bahn hof verlassen. Die Deutschen sprengten sofort einige Brucken westlich von Hal in die Luft, so daß zwei der führerlosen Lokomotiven, die später ungefähren kamen, in den Abgrund stürzten. Frankreichs letztes Aufgebot. Der Pariser .Korrespondent der „Times" meldet: In allen Arrondissements von Frankreich und Algerien ist jetzt die Einberufung der Jahresklasse von ISIS erfolgt. In Paris sind junge Leute voll Ehrgeiz, schon einige Wochen vor Beendigung der Uebungszeit zu den Fahnen zu eilen. Die neue Jahresklasse ist durch iele Männer vermehrt, die früher wegen geringer körperlicher Fehler für untauglich erklärt wurden. Sie sind jetzt aufs neue untersucht, und viele sin- eingestellt worden. Sechs deutfche Kriegsschauplätze. Wien, 3. Oktober. (W. T. B.) Die „Zeit" berechnet, daß Deutschland ans sechs Kriegsschauplätzen tätig ist, über-