Volltext Seite (XML)
Folgt man der Richtung dei' die Stadt von der Johannisvorstadt aus gewinnenden Straße am Roten Turm vorbei, so stößt man wiederum auf eine Häuserfront, die die weitere Verfolgung dieser Richtung nach dem Klostertor unterbindet. Vom Kloster tor aus gelangt man zwar durch die Klostergasse (35) in gerader Richtung zum Markte. Nach Süden, nach dem Chemnitzer Tor zu, besitzt sie jedoch keine geradlinige Fortsetzung; nach Westen und Osten verschoben, stellen zwei sehr schmale, für den Fähr verkehr kaum geeignete Gassen, Marktgäßchen und Brotgasse (46), die Verbindung mit der Langgasse her. Das südliche Tor war für von Norden kommende Fuhrleute nur auf dem Umwege über Holzmarkt und Roßmarkt zu gewinnen. Ähnliches gilt für diejenigen, die vom Markte aus die Stadt in westlicher Richtung verlassen wollten: die Johannisgasse (22), die vom Osttor (Jo hannistor) her dem Markt in gerader Richtung zustrebt, findet nach Westen keine Fortsetzung, etwa in Richtung auf die west liche Pforte; der Westausgang der Stadt ist auch der Anlage der Straßen zufolge das Nikolaitor im Südwesten der Stadt. Bernstein geht für die Deutung dieser Unregelmäßigkeiten aus von der Annahme des Vorhandenseins zweier wichtiger Handelsstraßen bereits in der Zeit vor der Stadtgründung, einer von Halle über Penig und Zschopau nach Böhmen führenden Salzstraße und einer West-Ostverbindung von Zwickau nach Freiberg (S. 17 f.). Die Kreuzung dieser Straße wird in der Nähe der Johanniskirche (10) gesucht. Herrengasse und Langgasse erscheinen dann als Teilstücke dieser Straßen, wobei die östliche Fortsetzung der Langgasse allerdings durch die Stadtmauer ab geschnitten wird und 1710 nicht mehr vorhanden war x ). Unter stützt wird die Annahme durch die Ähnlichkeiten in der Geschoß- erhebung in der Johannisvorstadt mit der in diesen beiden Gassen. Bereits vor der Erbauung des Nordteils der Stadt um *) Für die Johannisvorstadt hat Bernstein nur den Zustand von 1710 zu rekonstruieren vermocht, doch gleicht er nach seiner Angabe im Verlauf der Gassen dem von 1466. Bereits 1466 wäre also die Ver bindung Langgasse-Johanniskirche nicht mehr vorhanden gewesen.