Die Anfänge der Stadt Chemnitz sind dunkel und strittig. Eine Einzeluntersuchung ist ihnen bisher nicht gewidmet wor den, obwohl das Urkundenbuch der Stadt und ihrer Klöster bereits seit 1879 im Druck vorliegt 1 ). Beginnt man freilich, sich mit dem Stoffe vertraut zu machen, so wundert einen dieser Mangel nicht. Die Überlieferung ist mehr als dürftig: ganze sie ben Urkunden sind es, die zur Geschichte der Stadt sich aus der Zeit vor 1300 erhalten haben, und nicht besser steht es mit dem Benediktinerkloster, das aufs engste mit ihr verknüpft ist: nur 16 seiner vor 1300 ausgestellten Urkunden sind auf uns gekom men, dazu eine Fälschung und ein sehr knappes Zinsregister. Ferner ist der Inhalt einiger Urkunden, die heute verloren sind, in ganz kurzen Registraturnotizen aus dem Jahre 1597 über liefert. An erzählenden Quellen aus mittelalterlicher Zeit fehlt es ganz. Die mittelalterlichen Quellen zur Geschichte des Landes östlich der Saale und Elbe, seiner Städte und Klöster, sind ohne hin an Alter, Umfang und Wert mit denen der westlichen und südlichen Teile Deutschlands nicht zu vergleichen. Vergegen wärtigt man sich aber, daß beispielsweise für das ein Menschen-, alter später als Chemnitz gegründete Zisterzienserkloster Alt zelle an der Freiberger Mulde die Zahl der aus der Zeit bis 1300 erhaltenen Urkunden etwa das Fünfzehnfache beträgt 2 ), und daß hier wenn auch recht bescheidene Aufzeichnungen erzäh lender Art zur Verfügung stehen, wie dies bei den bedeutenderen west- und süddeutschen Klöstern die Regel ist, so wird erst recht 1 ) Codex diplomaticus Saxoniae regiae (künftig abgekürzt Cod.), 2. Hauptteil, 6. Band: Urkundenbuch der Stadt Chemnitz und ihrer Klöster. Hrsg. Hubert Ermisch. 1879. 2 ) E. Beyer, Das Cisterzienserstift und -kloster Altzelle in dem Bistum Meißen. 1855.