20 Erstes Kapitel Verbindung mit anderen Anzeichen für slawische Vorsiedlung beweiskräftig ist. Für die wenigen slawischen Namen der Chem nitzer Pflege aber wird sich sogleich eine Erklärung anbieten. Völlig menschenleer war sie nämlich im Jahre 1143 nicht. Im Jahre 1378 waren in Altendorf bei Chemnitz Wolfsjäger ansässig, die zum Amte Rochlitz gehörten und Wildbret dort hin zu liefern hatten x ). Noch das Rochlitzer Amtserbbuch von 1548 kennt diese Wolfsjäger; acht wohnten in Altendorf, zwei in Altchemnitz. Sie waren Freibauern, hatten Freigüter und be saßen ein freies Gericht * 2 3 * * * * ). Die Fluren beider Dörfer zeigen Wald hufen, sie wurden also nach allem, was wir über diese Siedlungs form in Mitteldeutschland wissen, schwerlich vor der Mitte des 12. Jahrhunderts so, wie sie uns erkennbar sind, angelegt. Aber schon die Zusammensetzung beider Ortsnamen mit alt läßt darauf schließen, daß sie nicht völlig „aus wilder Wurzel“ an gelegt wurden. Weiter führt nun der Vergleich mit einem Ge biet, das zwar von Chemnitz verhältnismäßig weit entfernt ist, aber mit Rochlitz offensichtlich mannigfache Gemeinsamkeiten aufweist: das Land Orla bei Saalfeld. Hier finden sich nach einer Aufzeichnung, die spätestens ins Jahr 1074 zu setzen ist, venatores, die draußen im Walde hausen, Jagdbeute nach dem Herrenhofe zu liefern haben und für deren Lebensbedürfnisse diejenigen, die beneficia haben, aufkommen müssen. Die hof hörigen Leute im Lande Saalfeld haben Hunde zu halten und zahlen einen Honigzins 8 ). Der gleiche Honigzins ist nun für Rochlitz durch eine Schenkung der Kaiserin Agnes an das Pe- x ) in Aldindorf prope Kemnicz, ubi resident venatores luporum, qui etiam debent servire in Rochelicz cum carnibus ferinis. Registrum Do minorum Marchionum Missnensium 1378. Hrsg. H. Beschorner, S. 232. 2 ) Löscher-Voigt, S. 76, Anni. 85, 86. 3 ) Dob. I Nr. 911. Das Stück ist wiederholt besprochen worden; vgl. J. Leo, Untersuchungen zur Besiedlungs- u. Wirtschaftsgeschichte des thür. Osterlandes in der Zeit des frühen Mittelalters, 1900, S. 59 ff. und A. Wandsieb, Die deutsche Kolonisation des Orlagaues, 1911, S. 42 ff.