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Landesherrliche Stadtgründungen des 12. Jhs 207 liehen Eindruck, daß Formen der Stadtgründung, die in der Folge zeit im Osten Deutschlands und darüber hinaus ungeheuere Be deutung gewannen, in Mitteldeutschland durch die Landes fürsten bereits im 12. Jahrhundert ausgebildet wurden, und dieser Eindruck verstärkt sich bei Betrachtung des geräumigen rechteckigen Marktplatzes der Stadt. So nimmt es nicht Wunder, daß nach 1198, nachdem Heinrichs VI. Absicht, die Wettiner ganz auszuschalten, zunichte geworden war, von Markgraf Diet rich Stadtgründungen in einem Ausmaße vorgenommen w’urden, das den planmäßigen Stadtgründungen der Staufer in Mittel deutschland nicht nur an die Seite zu stellen ist, sondern sie übertrifft 1 ). Den Landesfürsten versuchten es schon im 13. Jahrhundert die dynastischen und reichsministerialischen Geschlechter gleich zutun, die nun nicht mehr in erster Linie für König und Reich, sondern weithin nur für den eigenen Nutzen tätig waren. Bereits 1244 spricht Heinrich Vogt von Plauen von „seiner“ Stadt Plauen, deren Erweiterung er damals in die Wege leitete 2 ). Der Reichsministeriale Bernhard von Vesta gründete die Stadt Kamenz, und sein gleichnamiger Sohn verlegte sie schon vor 1225 an einen anderen Ort 3 ). Hermann von Schönburg dotierte 1233 se i n Hauskloster Geringswalde mit dem Areal der ver lassenen Stadt Geringswalde 4 ). Selbst die aus der wettinischen Ministerialität hervorgegangenen Herren von Eilenburg ä ) ver fügten im Ausgang des 13. Jahrhunderts über Münze und Juden ihrer Städte Mühlberg und Liebenwerda, also über ursprünglich königliche Gerechtsame, ohne nach königlicher Genehmigung zu *) Vgl. den S. 150 Anm. 1 genannten Aufsatz Kötzschkes. 2 ) UB. der Vögte von Weida, Gera und Plauen, hrsg. B. Schmidt ■ 1. Bd. Nr. 86. 3 ) Cod. II 7, Nr. 1. Dazu Jecht (vgl. S. 183 Anm. 1) S. 36 ff. 4 ) R. Hofmann und C. Müller, Gründung und Geschichte des Klosters Geringswalde (1920), Urk. S. 27. 5 ) Über sie vgl. E. Lürßen, Ritterbürtige Geschlechter der Mark Meißen, Diss. 1916, S. 66 ff.