Volltext Seite (XML)
gründung vorausgehen ließ. Trotzdem wird die königliche Stadt Chemnitz als eine der ersten, oder, wenn man von der von Heinrich dem Löwen 1158 gegründeten, aber alsbald wieder ein gegangenen und nach Lübeck verlegten Löwenstadt absieht, überhaupt als die erste Stadtgründung völlig „aus wilder Wur zel" östlich der Elbe-Saale-Linie gelten dürfen. Will man diese Maßnahmen des deutschen Königtums recht verstehen und würdigen, so gilt es, sie in größere Zusammenhänge hinein zustellen. Es ist bekannt, daß der deutschen Siedlung im Osten in ihrer Höhezeit die Bahn durch König Lothar gewiesen wurde. Er war es, der mit sicherem Blick die Geschlechter an der Ostgrenze des Reiches einsetzte, deren Namen in die Geschichte einge gangen sind: Adolf von Schauenburg im nordalbingischen Ge biet, den Askanier Albrecht den Bären in der Altmark, den Wettiner Konrad in Meißen und der Lausitz. Am Ende seiner Regierungszeit war die Stellung des Reiches im Osten so weit gefestigt, daß der König entscheidend in die dänischen und ungarischen Thronstreitigkeiten eingreifen konnte und daß Boleslaw von Polen auf dem glänzenden Reichstage von Merse burg 1135 für Pommern mit Stettin und Rügen zum Lehns mann des Kaisers wurde. Weniger erfolgreich war auf die Dauer Lothar in seinen Bestrebungen, die kirchliche Abhängigkeit des Nordens und Ostens von Bremen und Magdeburg zu erneuern. Immerhin zeigt sein Eintreten für die Forderungen der beiden Erzbischöfe in Rom, wie er auch in Italien, voll in Anspruch genommen von den brennenden Fragen der großen europäischen Politik und mitten im Kampfe stehend um den königlichen Ein fluß auf die Bischofs- und Abtswahlen, die Dinge des Ostens nicht aus dem Auge verlor. Der König begnügte sich indes nicht damit, den großen Rahmen seiner Politik erneut abzustecken, sondern er griff auch im einzelnen dort ein, wo es geboten schien. Von Kämpfen Lothars mit den im Osten seines Herzogtums siedelnden Stäm men hören wir schon während seiner Herzogszeit. Als König ließ