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Die Stadtkirche während des 12. Jährhunderts 161 hält und wir infolgedessen eine grundlegende Umgestaltung in Zwickau vermuten x ). l ) Wenn die Stadtkirche in den Bosauer Bestätigungsurkunden von 1151 und 1152 nicht erscheint, so ist dies kein Beweis dafür, daß sie damals noch nicht bestanden habe. Sie erscheint nämlich auch 1171 nicht, obwohl sie doch bereits 1160 sicher bezeugt ist. Wäre sie 1171 dem Kloster bereits unrechtmäßig entzogen gewesen, was nach dem Wortlaut der Urkunde von 1192 möglich ist {aliquanto tempore), so hätte dieses doppelten Grund gehabt, sich ihren Besitz von Erzbischof Wichmann bestätigen zu lassen. Die Besitzbestätigung von 1171 beruht inhaltlich auf der Erzbischof Friedrichs von 1151, nur einzelne Ver besserungen sind vorgenommen (es ist berücksichtigt, daß die Wäldchen in Luckenau und Naundorf inzwischen in Baumgärten und Weiden pflanzungen umgewandelt worden sind, und zwei Dörfer Heuckenwalde und Blochsdorf sind neu hinzugekommen). Dagegen sind nicht ver zeichnet Besitzungen, die die Königsurkunde von 1160 bereits anführt: die Mühle in Luckenau, die Kirchen in Naundorf und Ossig und eben die Stadtkirche in Zwickau. Da wir nun aus einer schon 1x46 aus gestellten Urkunde wissen, daß die Kirche in Ossig dem Kloster tat sächlich zugewendet worden ist (UB. Naumburg Nr. 178), werden auch die übrigen Besitzvermehrungen von 1160 sachlich richtig sein. Sie sind weder 1171 noch 1152 noch 1151 berücksichtigt. Man muß folglich annehmen, daß alle diese Urkunden auf einer verlorenen Vorurkunde beruhen, die noch vor 1146 (Schenkung der Kirche in Ossig) ausgestellt sein muß; man gelangt damit in die Zeit auch vor der mutmaßlichen Gründung der Zwickauer Stadtkirche. Nicht zu erklären vermag ich, weshalb in der Königsurkunde von 1160 nur die Zwickauer Stadt kirche genannt ist, nicht aber die Gaupfarrkirche, ohne mich in quellen mäßig nicht begründete Hypothesen zu verlieren. —Weitere Schwierig keiten ergeben sich aus der späteren Gestaltung der Zwickauer kirch lichen Verhältnisse. Es soll wenigstens kurz angedeutet werden, in welcher Richtung die Versuche zu ihrer Lösung sich bewegen müssen. Die Kirche in Osterweine ist später dem heiligen Moritz geweiht; vgl. E. Herzog, Geschichte der Moritzkirche zu Zwickau und ihres Kirch spiels (1866). Es muß also ein Patrozinienwechsel stattgefunden haben. Er ist ohne weiteres möglich, vor allem dann, wenn man annimmt, daß Moritz von Anfang an neben Maria Kompatron der Kirche in Osterweine war, vielleicht unter Einfluß des Gründers des Klosters Bosau, Bischof Dietrichs I. von Naumburg, der 1118 die Kirche weihte: er führte nämlich 1119 die Umwandlung des in seinem Diözesanort gelegenen Nonnenklosters in ein ebenfalls dem hl. Moritz geweihtes Augustiner- 11 Schlesinger