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Luftröhre. Von den letzteren besonders kräftigen Schwingungen kann man sich überzeugen, wenn man die Hand auf die Brust legt. Die Vibrationen sind sehr deutlich fühlbar; sie ver schwinden beim Uebergang ins Falsett. Aufserdem schwingen beim Falsett nur die äufsersten Ränder der Stimmbänder, also nur ein Theil der letzteren. Um den nicht immer ange nehmen, gewöhnlich schluchzenden Uebergang vom Brustton ins Falsett zu vermeiden und doch an Höhe zu gewinnen, bilden die Tenoristen die sogenannte Kopfstimme aus, welche in ihrer Beschaffenheit zwischen Brustton und Falsett liegt und deren Umfang je nach der Disposition des Sängers variabel ist. § ii. Obertöne. Kuliss'enreifsen. Die Obertöne der menschlichen Stimme entstehen durch Theilungen der Stimmbänder, durch Theilungen der schwingen den Luftkörper, durch Veränderung der Mundhöhle, durch Heben und Senken des Kehlkopfs. Die Stimme kann nach Helmholtz die grofse Zahl von sechzehn Obertönen hervorbringen; dadurch ist sie im Stande, eine überaus reiche Stufenleiter von Klangfarben für jede Regung des Gefühls zu bilden. Aller dings ist nicht jedes Organ hierzu befähigt. Was der Eine mühelos von der Natur gewährt erhielt, kann der Andere selbst durch eisernen Fleifs nicht erwerben. Bei gutem Stimm material wird es dem Redner, dem Schauspieler, dem Sänger gelingen — wenn er mit seiner ganzen Seele bei der Sache ist — den rechten Ton, d. h. die richtige Klangfarbe zu treffen. Allmählich aber erfolgt die Handhabung des Ausdrucks nur zu leicht mit einer Art maschineller Sicherheit. Dieses „Kulissen- reifsen“ auf der Bühne ist dasselbe, was man in andern Künsten Manier nennt. — Die modernen Gesanglehrer sündigen vielfach, indem sie die Stimme bei der Ausbildung zu sehr anstrengen, häufig auch Leistungen verlangen, die durch die natürliche Veranlagung der Stimme versagt sind. Diese Veranlagung zu erkennen und zur Vollendung zu bringen, das ist der „Doktor-