die Farbe oder den Timbre des Klanges. Eine in.ihrer ganzen Länge schwingende Saite ist im Stande, dabei zugleich in ihren Hälften, Dritteln, Vierteln u. s. w. zu schwingen. Man braucht an den betreffenden Knotenpunkten nur den Finger behutsam zu nähern, um diese Theilschwingungen entstehen zu lassen. Der Ton der ganzen Saitenlänge heifst der Grundton, der der Theilschwingungen der erste, zweite, dritte u. s. w. Ober ton. Der erste Oberton — in unserer sogenannten temperirten Tonfolge der achte — heifst bekanntlich die Oktave. Bei Instru menten mit fest bestimmten Tönen, z. B. Klavieren, ist eine Oktave zur Vereinfachung des Mechanismus in zwölf Tonstufen: acht ganze und fünf dazwischenliegende halbe Töne getheilt. Die Theilung kann nur für eine Tonart genau richtig gemacht werden, trifft dann aber für die anderen Tonarten nicht mehr genau zu. Um Härten zu vermindern und die zwölf Tasten für alle Tonarten brauchbar zu machen, hat man ihnen eine für alle Fälle vermittelte temperirte Stimmung gegeben. Da durch kommt es, dafs der siebente und elfte Oberton, wenn sie mathematisch genau entwickelt werden, aus der temperirten Ton reihe herausfallen, also mit derselben eine Dissonanz bilden. Hiervon wird bei der menschlichen Stimme die Rede sein. Die Instrumente bilden selten so hohe Obertöne. Noch seltener aber ist ein Grundton ohne Obertöne. Ein solcher nahezu reiner Grundton findet sich nur beim Piano der Flöten und ge dachten (unten geschlossenen) Orgelpfeifen. Im übrigen ist der Grundton immer von Obertönen begleitet, deren jedesmalige Zusammensetzung dem Klange seine Klangfarbe und damit seinen besonderen Charakter giebt, welcher jenen reinen Grund tönen mangelt. Sie klingen zu weich, daher ausdruckslos und langweilig. Bei der Orgel giebt es ein Register, vox humana, welches durch eine entsprechende Zusammensetzung der Pfeifen die Klangfarbe der menschlichen Stimme darstellt. Wer dies Register auf der berühmten Orgel im Dom zu Freibürg in der Schweiz gehört hat, mufs zugeben, dafs der Klang mit voll endeter Täuschung wirkt. Ein Klang besteht also immer aus Tönen, die ein gemein-