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Nr. 15 7. November (Neblung) 1931 I l2/)ahrgang ^Mitteilungsblatt des Verbandes L 1 i' « t6a ) unter Mitwirkung zahlreich» Humboldt-, For bildungs- und Gebirgsvereine der gelamten Gbsrlausitz. -— Hauptjchristleitung: Gtto Marx, Reichenna kigter Nachdruck aus der Heimatjchriftsteller. — Manuskripten ist Rückporto beizufügcn, da sonst Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. — Nnberech- Ä H«imat-Aeitung- wird strafrechtlich verfolgt. — Er.üUungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten ist Reichenau, (Sa). Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. — Bankverbindung: Gewecbebank und Girokasse Reichenau Nr. 16 § Die Dezember-Ausgabe U E Wettznarhrslfeft ruv Kusgabe gelang«« und vltten rvtv, dtesbvrügttitze wvttmarytsdvt- tvage uns dls 2H. ttdvemve« d. 3. ,u- sehen,u lassen. SvD D«e Süielsttvttung der SSS. KZ Lausitzer Sieselmarken Ei» Stück Heimatgeschichte im Spiegel des Briessicgels Von Herbert Henkner, Bautzen Das Siegel spielte in früheren Zeiten eine wichtige Rolle sowohl bei der Erteilung von Vorrechten (Privile gien), fürstlichen Erlassen, wie auch bei besonderem Brief wechsel. Die alten Urkunden in den Museen weisen uns zumeist solche Siegel auf. Das Siegel wurde meist statt der Unterschrift oder zu ihrer Bestätigung verwendet. Seine bildliche Gestaltung war verschieden, oft aber zeigte es ein Wappen. Damit tritt die Siegelkunde mit der Wappenkunde in engste Beziehung. Neben Fürsten, Län dern und Städten führten auch kirchliche, gerichtliche Stel len, Zünfte und Einzelpersonen Siegel. Die Redewendung, sein Schicksal ist besiegelt, dürfte noch auf das gerichtliche Siegel hindeuten. Verwendete man eine Zeit lang Metall für die Siegel, so trat bald das Wachs an seine Stelle, für dessen Ver wendung es gewisse Vorschriften und Vorrechte gab, die untersagten, daß jeder siegeln konnte, wie es ihm beliebte. Das kam in der Farbe zum Ausdruck. Mit rotem Wachs zu siegeln, muß ein besonderes Vorrecht gewesen sein. Sv hat z. B. König Matthias Corvinus von Ungarn, nachdem ihm die Lausitz 1469 huldigte, der Stadt Budissin das Recht verliehen, Münzen zu prägen und mit rotem Wachse zu sieaeln') Carpzow berichtet in seinem Ehrentempel 1719: Die Sechöstäöte hatten die Freiheit, sich roten Wachses zu bedienen. Den Munizipal-Städten Z war es ans eige- ') Felix Wilhelm: Führer durch Bautzen, S. 20 ?) Gemeint sind wohl die Landstädte, die nicht zum Sechsstädtebund gehörten. ner Macht nicht gestattet, sich unterschiedener Farben zu bedienen. Ihnen mar es erlaubt, nur grünes, gelbes oder schwarzes Wachs zu führen, wenn sie nicht durch speziale Privilegia eines anderen berechtigt waren." Noch heute treffen wir das Siegel als urkundliche Be kräftigung bei der Unterzeichnung von wichtigen Ver trägen zwischen Staaten neben den Unterschriften der Minister an. Mehr aber noch hat es sich zum sicheren Ver schlüsse von Briefen erhalten und aus praktischen Gründen ist an die Stelle des Wachses die Siegelmarke getreten, die einfach aufgeklebt wird. In vielen Fällen ist sie geprägt und erinnert in dieser Form noch immer an das Wachs siegel. Von diesem unterscheidet sie sich in bildlicher Ge staltung fast nicht oder nur wenig. Oft besitzt sie sogar noch mehr Feinheiten in der künstlerischen Durcharbeitung. * Die Lausitzer Siegelmarken tragen in der Mehrzahl die Wappen der Städte, wie sie einst auch die Wachssiegel getragen haben, oder sie sind einfach den alten Siegeln nachgebtldet. Betrachten wir sie uns etwas näher, so lebt auch ein Stück Heimatgeschichte auf. Sie laden uns ge wissermaßen zu einem kleinen geschichtlichen Spazier gange ein. * Bautzen: Die geprägte, rundgezackte Siegelmarke trägt auf blauem oder schwarzem Grunde in weiß das Wappen der Stadt. Das Wappenschild zeigt die dreizinnige Mauer mit einer freistehenden Zinne. Darüber der seit lich gestellte Helm mit dem Federflug der Brandenburger Markgrafen, der sich auf der Helmkrone mit fünf heral dischen Blättern erhebt. Eine solche Helmkrone trugen nur die Adelswappen. Vervollständigt wird das Wappen durch schöne geschwungene Helmdecken. Auf der viereckigen, perforierten, auf weißem Grunde in blau gedruckten Stegelmarke ist die Krone mit ihren fünf Blättern undeutlich zu erkennen und soll wahrschein lich nur angedeutet sein, während der Adlerflug klarer hervortritt. Die Umschrift Stadtrat zu Bautzen weist auf einem noch in Gebrauch befindlichen Stempel sogar die alte Schreibweise Stadtrath auf. Geschichtlich gesehen, hat das Bautzener Wappen viele Wandlungen durchgemacht, von denen hier nur erwähnt sei, daß es ursprünglich eine rote Mauer in blauem Felde geführt habe. Im Jahre 1076 gab Kaiser Heinrich IV. die Lausitz dem Böhmenherzog Wratislans zum Lehen, dessen