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L«s die schon unmittelbare Grenznachbarn geworden waren, ohne Scheu Illyrien und Thrazien mit Feuer und Schwert verwüsteten. Und das ging so zu. Alle Theile von Gallien, welche den Gothen unterthänig waren, hatten diese am Anfang des Krieges an die Franken abgetreten, weil sie, wie ich früher erwähnt habe, sich nach zwei Seiten hin nicht wehren zu können glaubten, und dies Verfahren hatten die Römer nicht hindern können, vielmehr mußte der Kaiser Justinian die Franken in ihrem Besitz bestätigen, da mit diese Barbaren nicht etwa sich auch zum Kriege erhöben und ihm Unannehmlichkeiten bereiteten. Sie glaubten nämlich nur dann im sichern Besitz von Gallien zu sein, wenn ihnen der Kaiser darauf Brief und Siegel gegeben hätte. Seitdem waren die Frankenkönige Herren von Massilia >), der phokäischen Kolonie, wie der ganzen Meeresküste und der dortigen Gewässer. Und jetzt haben sie schon den Vorsitz bei den Circusspielen in Arelate und prägen aus gallischem Golde eine Münze, welche nicht, wie es sich gehört, das Bildniß des Kaisers, sondern ihr eigenes zeigt. (Selbst der Perserkönig sprägt nur Silbermünzen; Goldmünzen aber darf kein Barbarenherrscher prägen, selbst wenn sein Land Gold hervorbringt — das darf nur der Kaiser thun.) Solches ging bei den Franken vor. Als aber die Gothen und Totilas die Oberhand im Kriege gewannen, eigneten sich die Franken ohne weiteres den größten Theil von Venetien an, da weder die Römer es ihnen wehren konnten, noch die Gothen im Stande waren, gegen Franken und Römer zugleich zu kämpfen. — Die Gepiden hatten Sirmium?) und fast alle Städte Daziens?) in Besitz genommen. Als nun Justinian diese Ortschaften dem Machtbereich der Gothen entzog, machten die Gepiden alle Römer, die dort wohnten, zu Sklaven, drangen stetig weiter vor, plün derten und verheerten das römische Gebiet. Deswegen zahlte ihnen auch der Kaiser nicht mehr die Subsidien, welche sie seit undenklichen Zeiten von den Römern bezogen. Den Longobarden 1) Marseille. — 2) unweit Mitrowitz; Dazien ungefähr das heutige Rumänien.