74 Prokop, Gothmkritg I, 25. bsi Mauer keineswegs ausreichte, — es waren nur wenige, wie ich schon oben bemerkt habe, und es konnten nicht immer dieselben ohne Schlaf Wache halten, sondern natürlich, während die einen der Ruhe pflegten, standen die andern Posten; andrerseits war der größte Theil der Bürgerschaft arm und litt schon Hunger, denn die meisten lebten als kleine Handwerker von der Hand in den Mund, waren wegen der Belagerung zu feiern gezwungen und hatten nun nichts mehr zu beißen. Deswegen vereinigte er Soldaten und Bürger für den Wachdienst und jeder Bürger er hielt seine tägliche Löhnung. So schuf er eine genügende Anzahl Abteilungen; jede Abtheilung hatte ihre bestimmte Nacht auf der Umwallung zu wachen, so daß alle gleichmäßig herankamen. Auf diese Weise half Belisar beiden Übelständcn (dem Mangel an Wachmannschaften und der Bedrängniß der unteren Volks klaffen) ab. Der Erzbischof Silverius, welcher sich verdächtig gemacht hatte, auf Verrath an die Gothen zu sinnen, wurde sofort nach Griechen land verschickt, bald darauf ein andrer Erzbischof, Namens Vigi lius eingesetzt. Auch einige Senatoren verbannte Belisar aus demselben Grunde; als aber die Feinde die Belagerung aufge geben hatten und abgezogen waren, setzte er sie wieder in ihr Eigenthum ein. Unter diesen war auch Maximus, ein Nachkomme jenes Maximus, der einst den Kaiser Valentinian ermordet hatte. Da Belisar ferner befürchten mußte, es könnte von den Wächtern an den Thoren Verrath gesponnen werden oder jemand von außen sie mit Geld zu bestechen versuchen, so zog er zweimal in jedem Monat sämmtliche Schlüssel ein und ersetzte sie durch neue von andrer Form; auch schickte er die Wachmannschaften niemals auf dieselben, sondern immer auf möglichst von einander entfernte Posten und gab den Postenstehenden jede Nacht andre Vorgesetzte. Diese mußten ein bestimmtes Stück der Mauer ab gehen, die Namen der Wächter der Reihe nach aufschreiben, und wenn jemand sich entfernt hatte, für den Augenblick einen andern