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49 Anfangs zeigte er sich nun gegenüber dem Volke äußerst spröde und wich allen noch so eifrigen Bestrebungen desselben aus, als wäre ihm au einer hohen Stellung gar nichts mehr gelegen. Als die Bür ger jedoch Tag für Tag ihm vor die Thüre liefen und mit lautem Geschrei ihn aufsorderten, aus das Forum zu kommen, ließ er sich end lich bewegen. Gleich sein erstes Erscheinen unter den Consulatsbewerbern machte den Eindruck, als finde er sich auf dem Wahlplatz nicht sowohl ein, um ein Kommando zu erhalten, sondern um seinen Mitbürgern selbst den entscheidenden Sieg im Kampse zu bringen und zu übergeben. So groß war die Hoffnung und Freude, womit man ihn von allen Seiten empfing. Man übertrug ihm zum zweiten Male das Cousulat, ohne dabei irgend eine Berloosung zu gestatten, wie dieß sonst hinsichtlich der Provinzen der Fall war. Statt dessen decre- tirte man ihm sofort die Führung im makedonischen Krieg. Als er somit zum Obergeneral gegen Perseus ernannt war, wurde er, wie man erzählt, in glänzender Weise von dem gesammten Volke nach seiner Wohnung heimbegleitct. Dort habe er nun sein Töchterlein Tertia, die noch ein Kind war, in Thränen schwimmend angetroffeu. Er habe sie unter Liebkosungen gesragt, warum sie so betrübt sei? Darauf habe sie ihu umschlungen, abgeküßt und gesagt: „weißt du denn nicht, Papa, daß uns der Perseus gestorben ist" ? — womit sie ein Hündchen meinte, das so hieß und ihr Kamerädchen war. — „Nun Glück zu, mein Kind" ! habe Aemilius geantwortet; — „den Vogel nehm' ich an" !*) (Cicero berichtet diese Anekdote in seiner Schrift äs äivinatione.) 11. Während nun Alle, die ein Konsulat erhielten, sich dafür gleichsam zu bedanken und daher auf den Rostris eine freundliche An sprache an das Volk zu halten pflegten, berief zwar Aemilius gleich falls seine Mitbürger zu einer Versammlung, gab dann aber folgende Erklärung ab. „Um das erste Consuiat — waren seine Worte — habe er sich beworben, weil er selbst eine hohe Stellung gewünscht, — um das zweite, weil sie einen Feldherrn brauchten. Er habe also gar nicht nöthig, dankbar zu sein. Wenn sie meinten : „es werde ") D. h. diese Weissagung ist mir ganz willkommen. Plutarch. XIX. 4