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10 die Elemente jeder weiteren Zahl harmonisch in sich vereinigt und zu- sammenfaßt. 5. Indem nun Fabius den Gedanken der Menge ihre Richtung nach Oben gab, erfüllte er sie zugleich mit fröhlicheren Erwartungen für die Zukunft. Bei ihm selbst beruhten alle Hoffnungen des Sieges auf seiner eigenen Person. Er war überzeugt, daß auch der Himmel jeden glücklichen Erfolg nur durch das Mittel von Tapferkeit und Per- stand den Menschen verleihe. So rückte er nun gegen Hannibal aus, nicht um eine Entscheidungsschlacht zu liefern, sondern mit dem Ent- schlusse, dessen ausloderndes Feuer durch die Zeit, dessen Mangel durch Ueberfluß an Geldmitteln und endlich dessen beschränkte Anzahl an Truppen durch Massenhaftigkeit aufzureiben und zu erschöpfen. Deß- wegen blieb er immer droben und hielt sich, um vor der feindlichen Reiterei sicher zu sein, mit seinem Lager hoch in gebirgigem Terrain. Blieb Hannibal liegen, so ruhte er gleichfalls; machte Hannibal eine Bewegung, so zog er sich an den Anhöhen im Kreise herum und zeigte sich nur in einer Entfernung, die groß genug war, um nicht gegen sei nen Willen zum Kampfe gezwungen zu werden und doch gerade durch sein Zaudern dem Feinde die Besorgniß vor einem Angriff einzuflößen. Weil er nun in solcher Weise die Zeit verstreichen ließ, wurde er von Allen verachtet; selbst im eigenen Lager mußte er üble Nachreden über sich ergehen lassen; insbesondere aber galt er in den Augen der Feinde als ein „Mensch ohne Muth, der nichts sei!« — nur nicht in den Augen Hannibals. Dieser war der Einzige, welcher die Tüchtigkeit und die Art, wornach FabiuS den Krieg zu führen beschlossen hatte, verstand und deutlich einsah, daß man ihn mit aller List und Gewalt zu einer Schlacht bewegen müsse, wenn nicht die Sache Karthago's ver loren sein sollte; denn von dem, worin sie überlegen waren, den Waf fen , konnten sie keine Anwendung machen; worin sie aber zurückstan den, d. h. Menschen und Geld, das minderte sich immer mehr und wurde aufgebraucht bis auf den Punkt des Nichts. Deßwegen unter nahm und versuchte er jede Art von strategischen Listen und Kunst griffen, indem er, wie ein tüchtiger Athlet, nur einmal den Gegner zu packen suchte. Er machte einen Anlauf gegen Fabius, beunruhigte ihn, zog ihn in vielfachen Richtungen herum, um ihn von dem zu seiner Sicherheit gefaßten Plane abzubringen. Allein für Fabius beruhten