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11 seine Entschlüsse auf der Ueberzeugung von ihrer Nützlichkeit; sie blie ben also fest und unveränderlich in sich selber bestehen. Verdruß machte ihm nur sein Reitergeneral Minucius, der gerne zur höchsten Unzeit — eine Schlacht geliesert hätte, unsinnigen Muthes war und das Heer aufwiegelte, welches von ihm mit rasender Leidenschaft und eiteln Hoff nungen erfüllt war. Die Soldaten äußerten ihren Spott und ihre Verachtung gegen Fabius, indem sie ihn „Hannibals Hofmeister" nannten; dagegen in Minucius erblickten sie einen großen Mann, einen Feldherrn, der Roms würdig fei. Hiedurch wurde Flaminius noch mehr in ein hohes, keckes Selbstbewußtsein Hineingetrieben und ver- höhnte das ewige Lagern auf den Anhöhen. „Der Diktator (sagte er) schaffe ihnen doch immer einen recht schönen Zuschauerplatz, um zuzu- sehen, wie Italien mit Feuer und Schwert verheert werde!" Er rich tete sogar an die Freunde des Fabius die Frage, „ob er vielleicht die Armee hoch in den Himmel hinauf heben wolle, nachdem er aus die Erde verzichtet, oder ob er sich hinter Wolken und Nebel verstecke, um den Feinden zu entlausen?" Fabius erfuhr diese Aeußerungen von seinen Freunden, und als diese ihm zusprachen, seinem schlechten Renommee durch eine kühne That ein Ende zu machen, erwiderte er: „ja dann würde ich freilich noch feiger sein, als man jetzt von mir glaubt, wenn ich mich vor Spötteleien und Tadelworten fürchtete und deßhalb aus meinen wohlüberlegten Planen herausplnmpte! Indessen — Furcht um das Vaterland ist keine Schande! Aber vor den Mei nungen der Leute, vor ihren Verleumdungen und Schimpfereien er schrecken, — das kann blos ein Mann, der einer so hohen Stellung nicht würdig ist, sondern zum Sklaven wird, und zwar von Menschen, über die er gebieten und die er als Herr behandeln soll, wenn ihre Gesinnungen schlecht sind." 6. Bald darauf beging Hannibal einen großen Fehler. Er wünschte, seine Armee in größere Entfernung von Fabius wegzu bringen und in ein Terrain zu gelangen, das ihm die nöthige Fon- ragirung bot. Daher ertheilte er nach einem Abendessen seinen Weg weisern den Befehl, ihn unverzüglich nach Casinum zu führen. Diese verstanden aber das Wort nicht genau, wegen seiner fremdländischen Aussprache, und brachten die Armee schleunigst an die Grenzen von Campanien, nach der Stadt Casilinum, welche der Fluß Lotronus, bei