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17 wurden nach seiner Meinung nur Solche, die sich hiesür empfänglich und empfindlich zeigten. Ebenso trug auch Fabius Alles, was geschah, soweit es ihn selbst betraf, ohne Schmerzgefühl, mit leichtem Muthe, — und lieferte dadurch einen Beweis für die Behauptung einiger Philosophen, daß der gute, rechtschaffene Mensch weder gelästert, noch beschimpft werden könne. Nur um des öffentlichen Wohles willen be kümmerte ihn die Kopflosigkeit der Masse, welche dem ungesunden Ehr geiz eines Mannes nun die Möglichkeit zum Kampfe gegeben hätte. Und weil er besorgte, daß Minucius, von leerer Einbildung und Auf geblasenheit völlig rasend geworden, in seiner Voreiligkeit irgend etwas Schlimmes anrichten könnte, so verließ er Rom in größter Ver borgenheit. Bei seiner Ankunft im Lager fand er, daß Minucius nicht mehr zurückzuhalten war; derb und hochmüthig verlangte derselbe einen Wechsel in der Führung des Commandos. In diesen Vorschlag willigte Fabius nicht ein, sondern theilte lieber die Armee mit ihm, weil er es räthlicher fand, über einen Theil allein zu gebieten, als im Oberbefehl über das Ganze zu wechseln. Somit behielt er die erste und vierte Legion für sich, während er die zweite und dritte seinem Collegen überließ. In gleicher Weise wurden auch die Truppen der Bundesgenossen getheilt. Minucius brüstete sich hoch und war erfreut darüber, daß die Majestät der höchsten und bedeutendsten Würde durch ihn herabgedrückt und besudelt worden war. Doch gab ihm Fabius zu bedenken, „daß sein Kamps nicht dem Fabius, sondern, wenn er's vernünftig überlege, dem Hannibal gelte; wolle er aber auch mit sei nem Amtsgenossen rivalisiren, so möge er dahin trachten, daß es nicht aussehe, als ob der hochgeehrte Gewinnende in diesem Streithandel gegen die Rettung und Sicherheit seiner Mitbürger gleichgiltiger ge- wesen sei, als der verlierende, bei ihnen tief verachtete Mann!" 11. Minucius hielt dieß für höhnisches Geschwätz eines alten Mannes und übernahm jetzt die abgesonderte Hälfte der Truppen, mit denen er ein eigenes, getrenntes Lager bezog. Und von Allem, was hier vorging, blieb dem Hannibal nichts unbekannt; denn dieser lauerte auf jede Kleinigkeit. Nun befand sich in der Mitte zwischen Beiden ein Hügel, der ohne Schwierigkeit besetzt werden konnte und so bald er besetzt war, dem Heer eine starke, für jeden Fall gesicherte Stellung darbot. Die umliegende Gegend schien, aus der Ferne ge- Plutarch. HI. 2