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15 gerathen hatte, keine Schlacht zu liefern und sich überhaupt mit den Feinden gar nicht einzulassen. Allein, ohne sich im Mindesten darum zu kümmern, griff Minucius unverzüglich die Feinde an. Und als er einmal beobachtete, daß Hannibal das Gros seiner Armee aus Fouragirung abgeschickt hatte, fiel er über den zurückgebliebenen Theil her, warf ihn ungestümm hinter seine Verschanzungen zurück, vernich- tete eine bedeutende Anzahl und flößte allen die Besorgniß ein, von ihm blokirt zu werden. Zwar sammelte sich Hannibals Armee wieder allmälig in ihrem Lager; aber Minucius konnte sich doch in aller Sicherheit zurückzichen, nachdem er sich selbst mit unermeßlichem Hoch, muth, seine Soldatenhorden mit Tollkühnheit angesüllt hatte. Schnell drang nun die Nachricht — mit bedeutenden Uebertreibungen — nach Rom. Fabius, der gleichfalls davon hörte, sprach sich dahin aus, daß er für Minucius' Glück jetzt noch mehr fürchte. Dagegen fühlte sich das Volk sehr gehoben und lief in Hellem Jubel auf das Forum, wo der Tribun Metilius die Rednerbühne bestieg, uni den Minucius als großen Mann zu feiern, dagegen dem Fabius die stärksten Vorwürfe zu machen — nicht wegen Feigheit und Muthlosigkeit, sondern bereits wegen Verrätherei! Zugleich beschuldigte er auch noch manche andere einflußreiche Männer ersten Rangs, daß sie von Anfang an den Krieg herbeigezogen hätten, um die Demokratie zu stürze» und die Stadt wieder unter eine unverantwortliche Monarchie zu bringen, welche durch ihr zögerndes Handeln dem Hannibal die Möglichkeit, sich fest, zusetzen, sowie die nöthige Zeit gewähre, damit abermals aus Afrika noch ein zweites Heer sich an ihn, den Beherrscher Italiens, anschließen könne. 9. Nun trat Fabius auf, jedoch ohne irgend eine Vertheidigung gegen den Tribun zu beabsichtigen. Er äußerte nur, daß die Opfer und heiligen Gebräuche möglichst schnell vollzogen werden sollten, so daß er wieder zur Armee abgehen könne, um den Minucius zur Ver- antwortung zu ziehen — dafür, daß derselbe wider sein ausdrückliches Verbot die Feinde angegriffen habe. Jetzt brach ein wilder Sturm unter dem Volke aus, das den Minucius in Gefahr glaubte. Denn ein Diktator hat die Besugniß, sogar schon vor einer gerichtlichen Untersuchung eiusperren und hinrichten zu lassen. Auch hielt man die Wuth des Fabius, die erst nach so langer Geduld in Bewegung ge-