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27 ihr „Schwert" und durch die enge Verbindung, in welche die Festigkeit und Sicherheit eines Fabius mit der gewohnten Art des Marcellus trat, wurde Rom gerettet. Der Letztere glich einem reißenden Strome, der in zahlreichen Begegnungen Hannibals Macht bis zum Brechen erschütterte; Fabius dagegen unterwühlte ihn allmälig unter dem Boden, ganz geräuschlos, aber sort und sort, bis der Fall nahe war und ihm unvermerkt die Mittel ausgingen; ja zuletzt gerieth Hannibal in eine solche Noth und Verlegenheit, daß Hannibal gegenüber von Marcellus im Kampse ermattete und den Fabius fürchtete, weil dieser nicht kämpfte. Denn, sozusagen, die meiste Zeit mußte er nur gegen diese Krieg führen, weil sie immer wieder zu Prätoren, Proconsuln oder Konsuln gewählt wurden; beide bekleideten fünsmal das Konsulat; aber während er den Marcellus in dessen fünftem Konsulat in einen Hinterhalt lockte, wo er umkam, richtete er gegen Fabius mit allen Täuschungen und Versuchungen, in die er ihn ostmals führte, lediglich nichts aus. Nur ein einziges Mal hätte er ihn nahezu überlistet und in Schaden gebracht. Er schickte an Fabius einen erdichteten Brief, angeblich von der einflußreichen vornehmen Partei in Melapontum, des Inhalts, daß die Stadt ihm sollte übergeben werden, sobald er anrücke, und daß die Betheiligten bei diesem Plane nur seine Ankunft und Erscheinung in der Nähe abwarteten. Dieses Schreiben brachte bei Fabius die beabsichtigte Wirkung hervor. Er nahm einen Theil seines Heeres und war im Begriff, während der Nacht aufzubrechen. Dann aber, als die Augurien sich ungünstig zeigten, stand er von seinem Vorhaben ab und bald darauf fand sich's, daß das Schreiben an ihn listigerweise von Hannibal selbst versaßt war und dieser ihm unter den Mauern der Stadt auflauerte. Vielleicht muß man diesen Ausgang einer besonderen Gnade der Götter zuschreiben. 20. Bei dem Abfall einzelner Städte, oder den unruhigen Be wegungen der Bundesgenossen glaubte Fabius solche Versuche mehr durch freundliches, mildes Benehmen gegen sie zurückhalten und durch das Schamgefühl überwinden zu müssen, ohne jeder stillen Vermuthung argwöhnisch nachzugehen und gegen die Verdächtigen überhaupt Strenge anzuwendcn. So handelte er einmal bei einem Soldaten aus dem Marscrlande, welcher durch Tapferkeit, wie durch seine Her-