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19 Soldaten, die nicht mehr Stand hielten, sondern bereits in voller Angst davonliefen, zu ihm herandrang, da schlug er sich schmerzvoll an die Hüfte und sagte mit einem lauten Seufzer zu den Anwesenden : „Gott, wie viel früher, als ich erwartete, wieviel später, als er selbst hineinrannte, hat sich Minucius jetzt ruinirt" ! Zugleich befahl er in aller Schnelligkeit, die Fahnen voran, die Truppen hinten- nach, aus dem Lager zu rücken und rief: „Soldaten, denk' jetzt ein Jeder an Marcus Minucius und beeile sich! Er ist ein wackerer Mann und Patriot! Hat er im Eifer, den Feind hinauszutreiben, gefehlt, — wir wollen's ihm ein ander Mal Vorhalten" ! Gleich sein erstes Er scheinen warf und zersprengte die in der Ebene umherjagenden Numi dier. Dann marschirte er an die eigentlichen Kämpfenden und die im Rücken der Römer befindlichen Feinde und tödtete Alles, was ihm im Wege stand. Die Uebrigen machten Rechtsum und flohen, ehe sie abgefangen wurden und in eine Lage geriethen, in welche sie selbst zuvor die Römer versetzt hatten. Als Hannibal den Umschlag be merkte und den Fabius, kräftig über das Maß seines Alters, mitten durch die Kämpfenden hindurch zu Minucius den Hügel hinaufstür men sah, gebot er der Schlacht ein Halt, ließ zum Rückzug blasen und führte die Karthager in ihr Lager zurück, während auch die Römer mit Freuden umkehrten. Bei seinem Abzug soll er gegen seine Freunde etwa folgende scherzhafte Aeußerung über Fabius gethan haben: „sagt' ich's euch nicht oftmals, daß diese Wolke, die auf den Bergen saß, ein mal mit Sturm und Ungewitter losplatzen wird?" 13. Nach Beendigung des Treffens ließ Fabius allen gebliebe nen Feinden die Rüstung abziehcn und zog sich dann zurück, ohne über seinen Kollegen auch nur ein Wort des Hochmuths oder Aergers fallen zu lassen. Dagegen ließ Minucius seine Armee zusammentre ten und sprach: „Kameraden, in wichtigen Angelegenheiten gar keinen Fehler zu machen, geht über die Kraft eines Menschen; aber nach einem Fehler seine Unfälle sich zur Belehrung dienen zu lassen für die Zukunft, darin zeigt sich der brave, verständige Mann. Ich bekenne nun, daß ich mein Schicksal zwar im Kleinen tadeln muß, aber im Größeren nur loben kann. Was ich so lange Zeit nicht begriff, habe ich heute gelernt in wenigen Stunden. Ich weiß jetzt, daß ich nicht be fähigt bin, Andere zu befehligen, sondern selbst den Befehl einer Andern S*