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benlehn und Rossen" von „Johann Conrad Saanry, HistSr. R. u. Elect. Sax. (Drcßden un- Leipzig, Bey Johann Jacob Wincklers sel. Wittib, 1721)", das mir bei meiner Arbeit vorttegt, wie auch die 1855 bei F. G. Janssen in Dresden erschienene geschichtliche Darstellung über das „Cistercienser-Stift un- Kloster Alt-Zelle in dem Bisthum Meißen" von Eduard Beycr, -esien Arbeiten iibcr Altenzelle in literarhisto rischen Kreisen und Büchern die günstigste Beurtei lung erfuhren, so daß ich mich wohl mit gutem Recht auf dieses Verfassers Forschungen stützen kann. Wen» wir die Geschichte -es Klosters Altcnzelle zurück bis in seine Uranfänge verfolgen wollen, so müssen wir bis ins 12. Jahrh. zurückgehen, also in eine Zeit, die wir in Beiträgen meinerseits in diesen Heimatblättern schon des öfteren als diejenige kennen gelernt haben, in der -ie im fächsischen Tiefland seß haften Torben-Wenden unterjocht worden waren und deren Sa« Daleminze uns wiederholt begegnet ist. Wir wissen, -aß das ganze Land von der Mulde bis zum Erzgebirge mit Wald bedeckt war, -aß die Wen den nur in den Tälern sich seßhaft gemacht hatten, um hier -em Ackerbau nachgehen zn können. Mit dem Ein tritt -er Deutschen ins Sorbenland hatte der Anbau vou festen Plätzen nnd Burgwarten auf erhöhte« Punkten begonnen, dem naturgemäß Waldausrodun- gcn vorhcrgehen mußten. Das geht schon ans -er Etiftungsurknnde des Klosters Alt-Zelle hervor: ,.8ui8 suo.tibu8 exstirpareet io eultniow reäspit." In dieser Gegend entstanden nun die Plätze Freiberg, Boigts- bcrg (früher Vogilsberg genannt), Gruna bei Roß wein,- dieses wie auch Roßwein hatten -ie Sorben be reits angelegt an -er Mnlde, Mechcwcs (Mittweida) an der Zschopau, Rossen am linken Muldenuser. Direkt an der Mnlde auf deren linkem Ufer in -er Mitte zwischen Nossen und Roßwein stand auf dem zum Marnacher Revier gehörigen Burgberg — einem Raum, der heute mit Wald bedeckt ist — eine Burg, deren Name nicht mehr bekannt ist, deren Spuren aber noch zn sehen sind. Jenen dichten Wald zwischen Nossen und Sieben lehn lichteten die Deutschen und Tamm» von Strehla bestimmte diesen Wald, -en er vom Bistum Meißen in Lehn hatte, zu einem Bencdiktinerkloper, das auch -ort errichtet wurde, aber infolge der Nachlässigkeit -er Mönche bald wieder einging. Nach -cffen Untergang stiftete nun Markgraf Ott» der Reiche »»« Meißen ein nach -en Regeln des hei ligen Bencdiktus und nach -en Vorschriften -es Zisterzienserordens zn errichtendes Kloster un schenkte hierzu 800 Hufen Land in -er Provinz Dale- minze südlich -er Freiberger Mulde in der Burgwart Mochau. Dieses Mochau, das in -er Stiftungsurkunde von 1162 wohl zum ersten Mal genannt wird, dürfte aber schon vor dieser Zeit bestanden haben und iden tisch sein mit dem Burgwart Nimncowa, das in einer Urkunde von 1090 erwähnt wir- und auch von -em Historiker Schöllgen mit Mochau identifiziert wird. Es wird nötig sein, auf die Stiftungsurkunde vom 26. Februar 1182 — Laos Lomioioa« Inesioatioiiis A. 6. IX. I! ludietion» X. wxnant« Dao. krioärioo Rom. lmporator« glorivsissimo, a»vo rezui «jus X. Iwporii VII o. Vak laiuiro IV. Lai. A»rtii ksiieitor. Linon — kurz einzugehen. Rach dieser bestätigt Kaiser Friedrich seinem geliebten Fürsten Otto, Mark graf zu Misne, -ie von Ihm gestiftete, -er Jungfrau Maria gewidmete Abtei und übereignet dieser 800 Hufen Waldungen, Felder, Hutungen, Wiesen, Ge wässer, Mühlen, Fischereien in der Provinz Dele- minze im Bistum Wisne und -war »« dem Walde tMcheu dieser Provinz und Hö-men, gegen Mittag »on der östlichen Milde in Ser Burgwart M och owe gelegen — ootiogsotos man»»«, qui FraocouieL lüngu» lokvll »ppvilantnr (die in fränkischer Sprache Lehen genannt werden), IN prorwoi» xzua« äioitur Ualowiuro (in -er Provinz, die Daleminze genannt wird) in Lpisvopstu itisvsusi . . . viävliovt in vvworo illo, qnl «st iutor proriuciLm praoäictam (Orüominoi) vt Lokomism, aä weriäionslom pl»g»m oriontalis dliläno io 8nred«»räo dloolivvo (sie wird Milda genannt zum Gegensatz zu der Böhmischen Mulde bei Prag (Moldau) und die Oestliche im Gegensatz zur Zwickauer Mulde).. ipsss- qus possvssionss, cum omni utMrcko io loogum et io latom, riäslievr ouw s^lvis «t oawpis. eultis «t ioooltis, pssouis, prstis, aqois, sqosrow üoeursibus, wolooäinis. piscatiollidos. vüs vt inviis «t similibos-' usw. Interessant sind vielleicht noch die Zeugen, die bei die ser Stiftung namentlich aufgeführt werden: »rlkibiti« isoveis tostidus, quorum ooww« bsoo sooä: Rvioaläog Loiooiovsis Lrelü-Rpiscopus, Lbvrdarüus kabvoperxvosis, Ueorious ^Virooburgeosis, Ilsorieus Dooäiens, Ortlisdus Lasilsvnsis, Larsoväovius Asotosous, Llderieus Dauäsu- sis, ot Xoskslmus Lstvosis kisoopi, OooiLöus Oomes La- iativos 6« kkeno, Vdeodsläus Dux tzokewigs, Vlieack«- rleua krster Zl»rel,i«n!a Ottoni» (kuo6»toris), Oomss LIdvrtus et 6omvs Däslrious liv I^lllivborg, Wil- kvlwus Usrelüo Aootiskerrsti, Ouiclo Lomes klaoäirlteo- sis. Uutcrgcfertigt ist die Urkunde mit „ögo D6»l- rieus Lallevllarius, viov ReinLlcii Loloniensis Lreiii-Kpis- oopi et Lroiii Laooellarii rseogoovi" und die Urkunde trägt am Schluß das „Ligvum Domioi krieririoi, Im perator. Romimorum invistissimi". (Siegel.) Wie oben erwähnt, war das zu erbauende Kloster dem heiligen Benedikt von Nursia gewidmet, dessen Lehren die Bcnediktiuerinönche sich widmete». Diese waren der Weisheit und der Wohltätigkeit un- dem edlen Zweck gewidmet, Wissenschaften zu erhalten und zu verbreiten, den Völkern das Christentum zu brin gen und das Land urbar zu machen. Die Bersassung der Zisterzienser hatte zur Grundlage diese Regel» des hl. Benedict, an ihrer Spitze stand der Abt von Cisterz und der hohe Rat — es herrschte strenge Zucht bei -en Zisterziensern damals und auch heute noch. Nach deren Verfassung sollte das neugegründete Klo ster verwaltet werden. Könne» wir uns nun nach -er in der Stiftungs urkunde gegebenen Lokalbefchreibung noch kein rechtes Bild davon machen, wohin das Kloster zu stehen kom men sollte, so wird uns in einer anderen Urkunde, allerdings erst vom 2. August 1185, davon Kunde ge geben, wenn auch damals schon mit dem Bau begon nen worden war. Danach gingen die Grenzen des der Jungfrau Maria in Celle (daher Kloster Maricn- Zelle) gewidmeten Klosters: „an dem mittäglichen Ufer des Flusses Milde und es geht von dem Einfluß in die Milde die Bestowa herauf bis zu einem aufge worfenen Hügel, dann über mehrere Hügel un- -nrch das Tal Smolidol, zu Deutsch Harztal. Von hier bil dete die Mulde die Grenze bis an die gegen Mittag gelegenen Fluren von Berthelsdorf (Bertoldisdorf) nnd von diesen eine Linie nach Laugenan und bis alt -ie Quelle der Striegis, dann dieses Flüßchen hinab um die 4 Dörfer Eckardts herum bis Frankenstein, von wo die Grenze von einem Hügel bis zum andern bei Buckendorf, dann über die alte böhmische Straße über mehrere Hügel bis zu -em bei Gruna (bei Roß- lvein) früher Grona, dann nach -cm großen Stein an Ser Striegis (Striguhz), diese ein Stück herab ilber -en nächsten Berg z» einem Hügel an -er Mulde und diese hinairf bis an -en Pietzschbach (Bestowa)." Die in -iesem abgeruu-eten Landstrich gelegenen Dörfer Tutendorf, LhristianS-ors un- Bertol-is-orf waren nicht inbegriffen, da stch innerhalb dicker Fluren Sil beradern gezeigt hatten, die man auch damals schon nicht so rasch verschenkte. Es gehörten aber zum Be- fitz -es Stiftes die Fluren von Zelle mit dem Zellwald anf -er linken Seite des Pitzschbaches und -ie Dörfer Marbach, Schmalbach, Berbersdorf, Reichenbach, Groß- nnd Klein - Boigtsberg, Großschirma, Fürstenhof, Halsbrücke, Loßnitz, Klein-Waltersdorf, Kleinschirma, Brännsdorf, Riechberg,- Langhennersdorf, Seisers- -orf, Mobendorf, Gosberg, Pappendorf, Kaltofen, Böhrigcn mit dem Borberg und Normal-, Etzdorf, Gersdorf nnd Kummersheim, also reichlich 800 Hufen Landes — eine Hufe war das für eine Familie berech nete Ackerlos von 20—40 Morgen Land. Etwa 8 Jahre nach der Stiftung Les Klosters, also um 1170, wurde mit dem Bau des Klosters begonnen. Denn um diese Zeit gingen von Pforte Mönche ab, denen die erste Einrichtung der kirchlichen uud welt lichen Angelegenheiten oblag und denen eine Biblio thek mitgegcben wurde, deren Bücherverzeichnis, al lerdings in sehr unleserlicher Schrift, sich in der Uni versitätsbibliothek in Leipzig befindet. Die Eröffnung des Stiftes konnte am 26. Juni 1175 erfolgen. Bis dahin waren wenigstens die notwendigsten Wohn häuser fertig und kurz darauf, am 3. November 1175, konnte auch -ie Johanuistapelle, die an der Haupt kirche vom Hochaltar gesehen nach Norden lag, vom Bischof Martin von Meißen geweiht werden — Jo hannis war der Patron -es Klosters. Am gleichen Tage 2 Jahre später konnte die Peterskapelle, eben falls nach Norden zu gelegen, eingeweiht werden — alles unter dem ersten Abt Heinrich. Dessen Nachfol ger, Widelenus, konnte am 11. Juni 1180 die Bcne- Lictnskapelle an der Südseite -er Kirche unter An wesenheit des Bischof Martin zn Meißen weihen und dcssen Nachfolger wieder, Matthäus, i. I. 1198 -en Ban -er Kirche beendigen nnd am 1. November, an Allerheiligen, 1198 weihen. Am gleichen Tage folgte auch die Weihe der Kapelle im Sicchcnhans und des Altars darin — -en Tag -er Kirchweih verlegte man auf den 5. November mit Rücksicht ans die Festtage Allerheiligen und Allerseelen. Cs wird für manchen interessant sein zu wissen, daß die Altäre zur Grün dungszeit -es Christentnms Holztische waren (Kans» Domini), steinerne Altäre wurden erst im 5. Jahr hundert eingeführtr die Form derselben ahmt einen Grabhügel nach, -a sie über den Gräbern der Märty rer errichtet wurden. So war nun das Unternehmen vollendet — als das erste Kloster im Meißner Land (es bestand wohl damals schon das Benediktiner Kloster in Chemnitz, Las aber zu weit entfernt war, um ans die Sorben Einfluß ausznüben) und sollte als Begräbnisstätte -em markgräflichen Hanse dienen. Diesem Zwecke konnte das Kloster schon um 1190 Angeführt werden durch den am 18. Februar erfolgten Tod seines edlen Stifters, -es Markgrafen Otto des Reichen, durch -essen Tod das Kloster in -en ersten Zwiespalt kam, da Ottos ältester Sohn und Nachfolger in -er Mark Meißen, Albrecht -er Stolze, Anspruch auf eine bohe Geldsumme machte, die sein Vater im Stift nieder gelegt hatte — cs handelte sich um etwa 3000 M., -ie zu Seelenmessen bestimmt waren. Die geistlichen Herren weigerten sich, das Geld herauszugcben,- da sie keine Schenkungsurkunde vorlcgcn konnten, legten sie das Geld auf -en Altar. Markgraf Albrecht scheute fich jedoch keineswegs, das Geld vom Altar weg an sich zu nehmen. Nach seinem 1195 erfolgten To- kam fein Bruder Dietrich der Bcdräugte und 1221 fein im 3. Lebensjahr stehender Sohn Heinrich der Erlauchte in -en Besitz -er Markgrafschaft. Unter diesen Herr schern erfuhr das Besitztum des Klosters Attenzelle (richtiger Maricnrelle) weitere Erweiterunae« — es kamen -azn Theeschütz, Soppen, Kagen, Domselwitz, Scheerau, Steudten, Ossig, GreifenSorf, Grumbach, Bertelsdorf, Neudörfchen, Lützelbach (zwischen Fran kenberg und Dittersbach), Lanenhain, Nieschütz, Joze (ein längst eingcgangencs Dorf an der Elbe oberhalb Zadel -ei Diera), Schönewitz bei Pirna, Seifersdorf bei Dippoldiswalde, un- das Patronatrecht über sämt liche Kirchen bei Freiberg, die Dörfer Weißcnborn, Erbisdorf, Schmorkan und Ganzig bei Oschatz, Sie Grimmaer Mühlen, ein Vorwerk vor dem Petcrstor in Leipzig, ferner Alt-Ranstä-t, Oetzsch, Groß-Lehne, Groß- nnd Klein-Glasau (zwei wüste Marke« im Amt Lützen), Klein-Miltitz und bei dem früher erlangten Zwätzen in Thüringen ein Wald. Zur Bekehrung -er Sorben zum christlichen Glau ben fehlte es leider an Lehrer«, die der sorbische» Sprache mächtig waren. Die Zeller Mönche kauften zur Christianisierung der Sorben 1180—1200 auch in der Umgegend von Lommatzsch Besitzungen, nämlich in Raube, Ostrau, Bcgerwitz (das spätere Münchhof?), Eulitz, Kotenewitz, anstoßend au Eulitz, Auterwitz, Mochau, Petzsch (Pczc). Vou diese» Plätzen ans be gann -ie Germanisicrung der Sorben. Alle diese vielen Unternchmnttgcn geben der Ansicht Raum, daß die Mitgliedcrzahl in Marienzcllc nicht klein gewesen sein muß. Für die Leser dieser Heimatbcilage vou befouüe- rcm Interesse dürste es sein, daß i. I. 1255 -cm Abt nnd Konvent die Erlaubnis erteilt wurde, die Kirche zu Seußlitz, sobald -er dortige Geistliche abgegangen sei, mit Zustimmung -es Bischofs zu Meißen in ein Kloster zu verwandeln unö daselbst einen Konvent mit Mönchen ihres Ordens zu errichten. Die in Frage kommende Urkunde vom 17. Februar 1255 lautet auf Deutsch: Papst Alexander gestattet, daß die Kirche zu Tufelitz, deren Patronat der Markgraf zu Misne dem Kloster Celle abgetreten hatte, da sie zu deut Unterhalt mehrer Mönche genügende Einkünfte besitzt, in ein Kloster des Cistcrcienser-Ordcns ver wandelt werde, sobald eine Erledigung des dasigen Pfarramts eintritt. Tat. Neapoli 13. Kal. Martii Pontif. Ao. 1. Wir wissen nun aber, daß die Ausführung dieser Ab sicht unterblieben sein muß, La in Seußlitz vom Mark grafen Heinrich dem Erlauchten ein Nonnenkloster der hl. Clara gestiftet worden ist. 1279 wurde das Lehn zn Seußlitz von -em Abt Burchard zur Zelle gegen das Psarrlch» zu Dohna abgetreten. Um diese Zeit bearbeiteten die Klostermitglieder auch die Niederlausitz, um die dortigen heidnischen Wenden zum Christentum zu bekehren! Aus dieser Zeit stammt das 1268 gestiftete Kloster Neu-Zelle, das von Maricnzelle mit den ersten Mönchen besetzt wurde. Wenn ich mich noch kurz mit den Rechte« und Freiheiten des Klosters Altenzelle beschäftige, so muß zunächst einmal in Betracht gezogen werden, wenn uns deren große Zahl in die Augen fällt, daß sich der Orden -er Zisterzienser einer besonderen Vergünsti gung -er Päpste un- Kaiser wie auch anderer Fürsten erfreuen konnte. Besonders Markgraf Heinrich Ser Erlauchte widmete diesem Orden seine besondere Huld und Gnade. So wissen mir, das Papst Cle mens ui. 1190 das Kloster in seinen besondereü Schutz nahm, ihm das Asylrecht erteilte und alle mit dem ewigen Fluch bedrohte, -ie Beeinträchtigungen und Störungen feiucr Rechte verursachten. Hinsichtlich feiner Besitzungen erhielt das Kloster Bestätigungen von -en Päpsten Innozenz m. i. I. 1213, Gregor vt. i. I. 1227, Innozenz IV. i. I. 1245 und Urban V. i. I. 1364. Als das Stift Anfang des 15. Jahrh. von welt lichen Herren vielfach beeinträchtigt wurde, beauftragte