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166. 2. Beilage znm Riesaer Tageblatt. Tonnavend, TS. April 1936, avenvs. 86 Aahrq. 3um i. Mai issr Felix Leo Göckeritz. W Der deutschen Arbeit sei der Tag geweiht, Da in de- Maien ersten Sonnenbränden Da- deutsche Volt erwacht au- Not und Leid, Dem frohen Schaffen von Millionen Händen, Da» unser Vaterland einst groß gemacht Und seinen Ruhm in. alle Welt getragen! Bon deutscher Arbeit, deutscher GeisteSmacht Soll dieser Tag heut' klingen un» und sagen! Und wenn die Räder heute feiernd stehn, Dann hat nicht Haß sie höhnisch angehalten. Wir feiern, um im neuen Geisteswehn Dann doppelt alle Kräfte zu entfalten. Ein Atemholen nur vor neuer Tat. Ein Einigfühlen mit den Kampfgefährten. Dann greift die Fällst mit frohem Mut in- Rad, Und Gottesdienst soll uns die Arbeit werden! —- Die Fahnen hoch! Laßt sie statt grauem Rauch Bon allen Essen heute wallend wehen! Laßt die Maschinen heut' vom grünen Hauch Der jungen LenzeSpracht umkränzet stehen! Und laßt un» fühlen, wie der tiefste Sinn, Der je sich aus dem Erdensein erschlossen, Beglückend seit der Menschheit Anbeginn Nur aus dem Quell der Arbeit uns geflossen! Der deutschen Arbeit! Am Maschinenstand, Am Schreibtisch, wie in weitgespannten Sälen. Ob mit dem Hirn, ob mit der ManneShand — Wir wissen, daß sie alle gleichviel zählen! Die Klüfte, die unS blutend einst entzweit, Die Haß un» riß, sie können nicht mehr trennen, Ein einig Volk steht heute tatbereit, Sich zur Gemeinschaft freudig zu bekennen! Der heil'gen deutschen Arbeit sei der Tag Geweiht in dieses Lenzes Hellem Klingen, Und wie ein neues Werden jauchzt im Hag, Soll jauchzend Neues unser Volk durchdringen! Durch Einigkeit und Arbeit stehn wir auf, Gigantisch starke Kräfte zu entfachen, Und keine Macht auf Erden hält mehr auf Des deutschen Volkes heil'ges Lenzerwachrn! MWiMI-MIkilMW Unter der Devise „Wenn mein starker Arm es will, stehen alle Räder still" verluchiten bis zum Kriege di- „klassenbewutzten", ließ besser die von der Sozialdemo kratie verhetzten Arbeiter den 1. Mai als Feiertag zu er zwingen. Und man darf lchon sagen, daß. diese Arbeiter auch bereit waren, ernste Folgen vieles „Feierns", die ihnen nicht erwart bleiben konnten, aus sich zu nehmen, manch einer hat dieleS „Klassenbewußtsein" mit dem Ver lust »einer Arbeitsstelle büßen müssen. Dann kam die Revolution und die zur Macht ge ¬ kommene Sozialdemokratie stempelte nunmehr den 1. Mai zu einem gesetzlichen Feiertag. War aber damit Lieser Tag wirklich zum Feiertag geworden? Wohl hatten die sozialdemokratischen Arbeitcrmassen ihren Willen erreicht, aber der größere Teil unseres Volkes, darunter die national gesinnten Angestellten und Arbeiter, wollten von diesem Feiertag nichts wissen. Ein Feiertag aber, den nicht das ganze Volk als solchen betrachtet, wird niemals als solcher gewertet werden, weil eine feierliche Stimmung nicht aufkommen kann. Aber auch die sozialdemokratisch gesinnten Arbeiter fühlten sich bei diesem Feiertag nicht recht wohl und so kam es, daß in den meisten Ländern, al- bet späteren Wahlen nationale Mehrheiten zustande kamen, der 1. Mat als Feiertag wieder aufgehoben wurde, meist -ohne großen Widerstand derjenigen, die ihn als solchen erzwungen hatten. Jetzt, nach dem großen Sieg der Nationalsozialisten, wird der 1. Mai wiederum zum Feiertag erhoben. Aller ding- unter ganz anderen Argumenten als von den frü heren Machthabern. Jetzt soll er dem Gesamtvolk zum Ausdruck bringen, daß der deutsche Arbeiter, wie jeder Berufsstand, al- vollwertiges Glied der Nation in den Staat einzureihen ist. Dieser Feiertag soll dem Ge dächtnis der nationalen Arbeit geweiht sein. Dadurch erhalt er ein wirklich feierliches Gepräge und daS gesamte Volk sieht infolgedessen nunmehr im 1. Mai den wirk lichen Feiertag. Mit Begeisterung ist die VolkSgesamtheit bereit, vielen Tag der nationalen Arbeit mitzu- sciern. Ein Feiertag soll aber gleichseitig ein Freuden tag sein. Wohl, an einem Tage, wo sich auch die Natur festlich schmückt und ihr Festkleid anlegt, kann man wohl freudig gestimmt sein. Kann es aber das gesamte Volk lein? Können cs auch die 6 Millionen arbeitslose Ar beiter und Angestellte sein? Ich wage zu bezweifeln, vb diesen der 1. Mai ein Freudentag ist. Wenn wir aber wollen, daß sich das ganze Volk an diesem Tag freuen soll, müßten wir dann nicht alles daran setzen, um auch in die Herzen der in Not geratenen ArbeitSbrttder Freude einriehen zu lassen? Und welch« Freude könnte wohl größer lein, als wenn wir den arbeitsfveudigen, jedoch arbeitslosen Volksgenossen wieder Arbeit geben würden. An dem Festtag der nationalen Arbeit sollten des halb alle Arbeitgeber, die sich mit dem ganzen Volke verbunden fühlen, es sich zur Pflicht machen, in ihrem Betriebe Umschau zu halten, vb nicht die Mög lichkeit besteht, hie und da noch eine Arbeitskraft einzu stellen. Ich bin der Meinung, daß viele Arbeit-Möglichkeiten auf diese Weise sich ergeben würden, wenn alle Ar beitgeber sich ernstlich mit dieser Frage befassen woll ten. Dann, wenn die deutle!'« Arbeitgeberschaft den deut schen Arbeitnehmern ein solches Festtagsgeschenk am Tag der nationalen Arbeit überreichen würde, das vielen Tau lenden daS tägliche Brot bringt, dann, ja dann würde der 1. Mai erst der echte deutsche Feiertag, dann würde er erst die rechte Weihe erhalten. Adolf Döbelt. «tahlhelmführer Seldte. Der BunbeSführer des Stahlhelm, ReichsarbeltSminister Franz Seldte, hat jetzt seinen Eintritt in die Nationalsozia listische Deutsche Arbeiterpartei erklärt und -en Bund -er Frontsoldaten -er Führung Adolf Hitlers unterstellt. MWM II KM. Schwerer Schaben für die Heringsfischcrei. * Emden. Am Freitag gegen 22 Uhr entstand in einem großen Materialschuppen der Emder Heringssischerci A.-G. ein Riesensencr. Feuerwehr, SA. und Stahlhelm konnten die umliegenden Gebäude vor der Vernichtung bewahren. In dem völlig niedergebrannten Schuppen befanden sich die gesamten Netz-, Segel- und SchiffsauSriistnngsvorräte der Fischerei, die insgesamt 22 Logger ans den Hcringsfang ent sendet. Der Schaden beträgt weit über eine Million Mark Noch gröber ist der Schaden, der dadurch entsteht, dan die Ausreise der Heringslogger, die sich Ende Mai alljährlich in die Fanggründe begeben, durch die Unmöglichkeit, in so kur zer Zeit Ersatz zu schaffen, wahrscheinlich verhindert wirk DaS Feuer war gegen 2 Uhr nachts noch nicht gelöscht. Ursache: Brandstiftung. )l Emden. Um Mitternacht bekämpfte die Feuerwehr noch mit allen verfügbaren Schlauchleitungen den riesigen Brandherd bei der Emder Heringssischerci. Sie wurde tat kräftig von zahlreichen im Hafen liegenden Schleppdampfern unterstützt, während die nationalen Wehrverbände sSA. und Stahlhelm) für die Absperrung des groben Geländes sorg ten. Da die Saison noch nicht begonnen Hai und sämtliche Heringslogger sich im Hafen befinden, waren auch in den abgebrannten Schuppen sämtliche Netze aufbcwahrt, ebenso das umfangreiche Tau- nnd Segelwerk sowie leere Fässer und Heringsvorräte, so daß bei vorsichtiger Schätzung schon jetzt von einem Schaben von annähernd X Millionen « gesprochen werden kann. Kurz nach 2t Uhr war die Feuer wehr Herr der Lage. Da beobachtet wurde, daß der Brand an zwei Stellen zugleich ansgcbrocheu ist. wird Brandstiftung vermutet, un- ein Vertreter -er Staatsanwaltschaft ist be reits an der Brandstelle eingetroffen. Es handelt sich um den ersten gröberen Brand im Emder Hafen seit Inti 1'l2ll, wo ein Grotzfcuer einen riesigen Getreidespeicher vernichtet» und beträchtlichen Sachschaden anrichtctc. SesiiWlMtell im WeUM. )( Berlin, Im Vroceß gegen Amtmann Engel, OberreaierungSlekretär Sommer und andere Beamte deS Au-Märligen Amte» wegen der im Verkehrsbüro des Auswärtigen Amtes voraekommenen Durchstechereien wurde am Freitag nach IS tägiger Verhandlung das Urteil ver kündet. GS wurden Gefängnisstrafen von drei Jahre« bt» zu fünf Monaten verhängt. MMMlM WIN WelWe III Skt MeMMlei. XVrag. Bei dem Zusammenstoß zweier Schnellzüge in Vakov wnrden acht Fahrgäste, ein Lokomotivführer und ein Heizer schwer verletzt. Etwa 28 Fahrgäste er litten leichte Beklebungen. NNdlMMlslN W MWtet. "Berlin. Nachdem die Vernehmung von Oberbür germeister a. D. BSß Freitag mittag beendet war, wurde er dem Vernehmnngsrichter vorgesübrt. Das vorliegende Material belastet Büst derartig schwer, dast der Verneh. mungSrichter Haftbefehl gegen Böst erliest. Für das nunmehr eiiiznleitend« Ermittlungsverfahren wurde bei der Staatsanwaltschaft ein Londerdezernat eingerichlet. Doch »och erwischt von der Kriminalpolizei in Amsterdam ist in einem d«t größten Hokel, einer der «rüder Barmak verhaftet wor den. Er wurde nach einem kurzen Verhör in da» Gebäude der Staatsanwaltschaft übergeführt. Vie vorlommriisse »el Wamrer L Moros Der Führer der Standarte 102 der NSDAP in Zittau teilt mit: .. Auf Grund verschiedener Anzeigen au« den Kreisen der Bevölkerung bat sich der Vertrauensmann für Polizei- und Sicherheitswesen für die Amtshauptmannschaften Zittau und Löbau, Standartenführer Unterstab, veranlaßt gesehen, sämt liche Akten, soweit sie sich auf den Fall Vereinigte Deutsche Textilwerke Wagner L Moras A.-G. in Zittau beziehen, sicherzustellen. Da der Verdacht besteht, daß der Zusammen bruch dieser Firma durch gesetzwidrige Handlungen Dritter schuldhaft herbeigeführt worden ist, ist durch den Beauftragten des Standartenführers, den Rechtsanwalt Dr. Bach in Baut zen, Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet worden, die die Untersuchung führt. Es erfolgten mehrere Festnahmen im Reich. Die Festgenommenen bleiben bis zur Entscheidung der Staatsanwaltschaft in Schutzhaft. Entgegen falschen Pressemeldungen wird festgestellt, daß ein Kommissar seitens der Regierung für die obige Firma nicht eingesetzt worden ist. Es wird angestrebt, die stillgelegten Werke baldigst wieder in Betrieb zu nehmen, soweit sie nicht bereits ausgeschlachtet wurden, um wenigstens einen Teil der Tausende von brotlos gewordenen Arbeitern und Angestellten wieder zu beschäf tigen. Die Meldung des „Tempo" ist ohne Fühlungnahme mit den zuständigen Stellen erfolgt und entspricht in vielen Tei- len nicht den Tatsachen. IkM MWg-M eillWl! ^Nachdruck verboten!) Schneller als wir denken, ziehen Zeit und Leben an uns vorüber, und nun geht es dem Mai entgegen! Schnell sind nun auch die Tage des Maien da und wir denken mit Wilhelm Busch alsdann: „Ein, zwei, drei im Sauseschritt Geht die Zeit, wir kommen nicht mit!" Frühling-Mai ist es geworden, draußen in Wald und Feld, sowie im Gärtchen klein grüßet uns bas liebliche zarte Grün, eS erfreut unsere Herzen und Seelen, weiter grüßen unS die ersten Blumen und immer wieder, der Lenz ist da! Der Lenz ist nicht nur ein Bild ober Augen weide, er ist nicht ein Farbensptel der Natur, er ist ein Funke, der Glauben und Hoffnung heißt: und waS tiefster Glaube und Hoffen ist, das haben uns die Erfahrungen der Jahre 11)18 bis 1933 bestens gelehrt. Nachdenklicher sind wir geworden und so sein abaestimmt nachdenklich, baß wir dem Frühling-Mat 1983 alle Erwartungen schenke» dürfen. Der Tag der deutschen Arbeit rückt näher und näher, der Tag de» 1. Mai kommt. Und vor allem ist e» nicht mehr der erste Mai von 1818, der nur «in Zerrbild der Hoffnung war. Es ist auch nicht mehr der 1. Mat der unsinnigsten politischen Propaganda; sondern der 1. Mai des Hoffens und Glaubens ist eS! Unser deutsches Vaterland, verglichen mit einer Pflanze, mit der deutschen Eiche, geht dem 1. Mai entgegen. Am 21. März 1838 ging das Samenkorn — Deutsche Eiche — in die Erde; Segen, Hoffnung und Glauben war daS deutsche Gebet. Am 1. Mai 1833, der Keim wurde Pflanze, er grünt und wächst mächtig, denn guter Boden — das ge einte deutsche Vaterland — ist sein Nährmittel. Aber unsre deutsche junge Eiche vom 21. März 1833 ist keine einjährige Pflanzer sie ist ein Baum, der Tausende von Jahren „Deutschland und nochmals ewig einiges Dentschland sein will". Trotzend steht da nun die junge deutsche Eiche am 1. Mai 1833, nicht Wetter, nicht Gewalten können ihr ein Weh antun, denn ihr Boden, das Deutschland, hält und nährt sie so fest, daß nnr der Schöpfer Himmels und der Erden, unser allgewaltiger Gott, mit seinen Naturkräften ihr ein Leid antun kann. Aber wir, die wir deutsche Männer, -rutsche Frauen und deutsche Jugend sind, fürchten nur Gott, sonst nichts auf der Welt! — Deutsche Gottes furcht aber ist Hoffen und Glauben, und daS ist unsere Starke, mit der wir in den ersten Mai 1833 gehen. Immer näher rückt der erste Mai, immer schneller gehen die Tage dahin nnd wir Deutsche bereiten uns vor für den Tag, an dem wir unser Gelübde: „Deutsche Einigkeit meine Stärke Meine Stärke Deutschlands Macht" nnter der jungen Eiche ablegcu. Dabei wollen wir nun nicht vergessen, baß es für jede» Deutschen einer innerlichen Vorbereitung bedarf, denn Schlacken ans Schlacken liegen noch in der Seele des Volkes, nnd genau wie Nom nicht o». einem Tage erbaut ist, so sind auch diese nicht so schnell zn lösen. Innerliche Vorbereitung ist nicht, mit eine', demütigen Gesichte dein 1. Mai 1833 enigcgengehen, den-, das wäre Heuchelei; innerliche Vorbereitung ist, mit Mut Kraft, Willen und einem deutschen Herzen vom 1. Mai in an in die Zukunft zu gehen, Senn der Tag der deutschen Arbeit ist nicht gedacht: viernnbzwanzlg Stunden 1. Mai und dan» Schluß! Der Tag ist gedacht, vom 1. Mai aus nicht rastend und rostend durch nnd mit deut scher Arbeitskraft in die Zukunft der jungen deutschen Eiche vom 21. März 1933 zu sehen. tk. H.