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Papst Martin v. t. I. 1418 -en Abt zu St. Peter tu Erfurt und die Dekane der Meißner und Magdebur ger Kirche, Altenzelle gegen jegliche Eingriffe zu schützen. Letzterer Papst bewilligte dem Abt Vinzenz von Altenzelle sogar den Gebrauch der Bischofsmütze, des Ringes und anderer bischöflicher Ehrenzeichen und ermächtigte i. I. 1427 das Stift, denjenigen Mitglie dern, die sich zum Studium auf einer wissenschaftlichen Anstalt befanden, den Genuß von Fleisch auch an den Tagen zu gestatten, au denen es sonst verboten war. Einer gleich großen Gunst erfreute sich Altenzelle sei tens der weltlichen Herren. Kaiser Friedrich i. be stätigte, wie bereits gesagt, 1182 die Gründung des Stifts und das Recht dessen Mitglieder, einen Abt selbst zu wählen. 1224 erlaubte König Heinrich, aller hand Besitzrechte anzuneLmen und 1348 bestätigte Kaiser Karl iv. anläßlich seines Besuchs irr Dresden dem Kloster das Eigentumsrecht der in Böhmen ge legenen Besitzungen, nämlich -er Dörfer Lowofitz mit FSHrgerechtigkekt nach Leitmeritz, Sonieczek und Weselitz sowie eines Hofs in Sulowitz. Ich erwähne »och kurz die Vergünstigungen seitens -eS Land grafen Ludwig von Thüringen als Vormund LeS Markgrafen Heinrich sowie das Verbot des Mark grafen Friedrich des Freudigen i. 1.1317 an die Be amten von Dresden, Meißen, Hayn, Freiberg, Döbeln und Rochlitz, das Stift Altenzelle mit Auflagen, Beten, Steuern oder Frondiensten zu behelligen. Wenn ich schließlich noch auf die innere Struktur von Altenzelle zu reden komme, so ist wichtig, -aß die Süßere» Lirchenbrauche -en Richtlinien der Zister- -ieuserklöster unterlagen. An der Spitze stand -er Abt, der das Stift der Außenwelt gegenüber zu ver treten hatte. Er wurde auf Lebenszeit gewählt, uud verlieh die Aemter nur auf Zeit,- er konnte somit jeden von seinem Amt abberufe», wogegen kein Wider spruch erlaubt war. Ihm zur Seite stau- -er Senior, der durch Alter und Erfahrung Vertrauen erlangte. Auf die übrigen Beamten: -en Prior, de» Snbprior, Len Küster, den Kantor, -en Pförtner, Gastmeister, den Siechmeister, Kämmerer, Scckelmeister, Mühl- meister u. a. näher eivzugehen, liegt hier keine Ver anlassung vor — ein Kloster war eben zu damaliger Zeit eiy Gemeinwesen für sich. Dazu kamen noch die Klosterbrüder, die Novizen, die Nenlinge, und ein zahlreiches Gesinde, darunter alle Handwerke vertre ten waren. Die Soft war in Zelle sehr einfach, wie in allen Zisterzienserklöstern. Näheres ist uns von Zelle nicht bekannt, nur wissen wir von andern Klö stern, -aß an jedem hohen Festtage, deren es 13 gab, jeder Mönch 2 Eier mit Pfeffer- uud Saffranbrühe »nd von Ostern bis zum 14. September täglich ein Stück Butter erhielt, und in der Fastenzeit Feigen gereicht wurden. Nur bei Jahresgedächtnisfeiern wurden infolge besonderer Stiftungen Fisch und Wein gegeben. So bestimmte Markgraf Heinrich 7 Mark Silber jährt. Zinsen zum JahresgeLächtnis seiner verstorbenen Gattin Agnes -er Kloftergemcinde Alten zelle für Semmeln und Würzburger Bein oder einen anderen gleicher Güte. Der erste Abt in Zelle war Heinrich L, früher in Pforta, unter dem am 26. Juni 1175 das Äift eröffnet worden war. Schon 4 Jahre später starb er und ihm folgte Witeliunö von Eise nach; er starb 1187. Es folgten diesen an die 30 Aebte, bis -er Abt Paul Bachmann ans Chemnitz, 1486 gebo ren, vorher Prior in Zelle, an die Reihe kam, -er eitler der erbittertsten Gegner Dr. Luthers war, mit dem er in öffentlichen Streit wegen -er Heiligspre chung des Bischofs Benno geriet. Wohl trat er allen Neuerungen jener Zeit auch im Kloster aufs schärfste entgegen — er vermochte denn doch nicht, das Kloster auf -er Höhe zu halten. Ja, er erlebte vielmehr, -aß 1524 mehrere Mönche aus -em Kloster entflohen. Abt Paul dürfte, nachdem er 1534 am Döbelnschen Tor ein Haus in Roßwein geerbt hatte, 1537/38 gestorben sein. Ihm folgte als der letzte Abt des Klosters Andreas Schmie-wal- aus Roßwein. Unter ihm ging -er Verfall des Klosters langsam, aber unaufhalt sam weiter. Er fühlte, daß es vergebliche Mühe sei, sich dem rollenden Rad der Zeit eutgegeuzuwcrfen — er fügte sich in das Unvermeidliche und ließ alles gehen, wie es eben ging. So sagte er am 18. Februar 1540 bei einer Visitation in Zelle, da man von ihm die Anlegung des Ordeuskleides verlangte, unver hohlen: er könne nicht gegen -en Strom schwimmen, wolle aber dem Fürsten zu Gefallen vor Gott prote stieren, baß er solches zu tun unwillig sei. 1540 kam eine neuerliche Visitation nach Zelle, da zwischen Abt und den Brüdern große Mißhelligkeiten entstan den waren, da letztere den Gehorsam verweigerten und die jüngeren durch nächtliches Ausgehen, Trin ken, Spielen und ungebührlichen Lebenswandel Aer- gernis erregt hatten. Und so wurde das Stift Alten zelle am 350jährigen Todestage seines Begründers Markgraf Otto des Reichen, am 18. Februar 1540, aufgehoben, das Tragen -es Ordenskleides verboten, das durch die Ordensregel gebotene Stillschweigen wnrde abgeschafft und eine neue Gottesdienstordnung eiugeführt. Wer im Kloster verbleiben wollte, sollte sich dem Abt Andreas unterwerfen. Mit ihm wurde, „da er -em Kloster wohl vorgestanden*, ein Vertrag abgeschlossen, wonach er -en Unterhalt und die Be köstigung -er Stiftsinsaffen, -ie Beherbergung und Beköstigung der Gäste und die Zahlung eines Pacht geldes von 2000 rhein. Gulden an die Landschaft ver sprach. Und bei Knanth ff. o.) lesen wir, daß die sehr reiche klosterbibliothck i. I. 1543, noch ehe der letzte Abt Andreas das Regiment völlig übergeben, „von Hertzog Moritzen durch den damaligen ersten vidlio- tkeesrimn Zescivmi»« lüpsisns. Ossp. Loi-nsrum aus- gebeten, auf etlichen vielen Wägen nach Leipzig ab geführt, ein großes geraumes Palatinm -arzu -epu- tiret, und, als die Pegauische, Pirnische, Chemnitzer, zwey Leipzig. Closter-Bibliotheken und andre mehr darzu gekommen, die msiructissim» nunmchro fast weltberühmte kaalinr» 8IVS Losäsnüon pubtioL liips. draus errichtet* worden ist. Abt Andreas übte noch immer die Verwaltung des gesamten Klostergebietes aus, ebenso das Patronatsrecht, so daß er noch unterm 28. 12. 1544 einen neuen Pfarrer nach Langhenners- -orf bestimmte. Aber bald danach starb Andreas. Das Pachtverhältnis und Las Klostergebiet nebst Nutzun gen wurde am 5. 5. 1545 von seinem Bruder au den neuen Verwalter Kilian Schmidt übergeben. Nach Knauth ist dem „generösen und honorablen Praela- ten, sein Alter desto honetter und bequemer hinzu bringen, das -amahls auch Zellische Stiffts-Dorff uud Forberg Crnm-Henners-orff an der Halß-Brttcke, sä äio« vitsv überlassen und eingereumet worden.* Wenn Schlegel den Abt erst 1586 sterben läßt, so kann davon wohl keine Rede sein, da er hätte über 100 Jahre alt werben müssen. Bon -en Priore« deS Klosters ragte Petrus Preuße besonders hervor. Er vertrug sich aber mit dem Abt nicht recht und kam alS Pfarrer 1430 nach Leubnitz; sein Einzug daselbst ver zögerte sich jedoch bis 1432, da -er Archidiakonus von Meißen -ie Einführung verweigerte. Hervorragen war Michael Schureltzer aus Geithain, ein fleißiger Historiograph und griindlicher Senner alter Sprachen und der Philosophie; er war über 20 Jahre Prior. Schluß folgt. Druck uud Berlcm von Langer n. Winterlich, Niela. — Mr die Redaktion verantwortlich: Heinrich Uhlrmann, Rteia. Mütter zur Wege der Knmatlieke, der Krimatforschung und des Keimatfchrches. Erichemt in zwangloser Folg, ,1« Beilaae zu« Riesaer Ta-rilatt unter Mitwirkung de» Heimatmuseum i» Ries». Nachdruck, °»ch «U -ertatr« «r. 2V Mesa, 29. April 1983 8. A»hrgm»r Kloster Altenzelle. Eine geschichtliche Betrachtung von Han» Strebelow, Nürnberg. Marggraf Otto ein Fürst löbelich, In der Kirch andächt — im selb manlich. Die Tugend liebte allezeit Zu Sünd und Lastern trug er neid: Sein Fleiß stund auf gemeinem Nutz, Den Er stets mehrt und hielt im schütz, Und der Welt also braucht mit was Daß er des GotsdienstS nit vergas. Sondern stettgs bey sich bedacht, Wie er sich Got gesellig macht, Uud Gotesdtenste mehrt vf erden, Daß Er dort mögt belonet werden. Solcher Meynung stifst er zu Hand Diß herrlich Closter, Zell genant, Thets Got und seiner Muter eigne», Als seine Stifftungs-Brife zeigen, Drumb Er by vns zu aller frist Lobes, by Got och wirdig ist. (Nach einer Inschrift d. Klosters Alten-Zellc.s „Liebe zur Einsamkeit und zur stillen ruhigen Betrachtung, nicht selten auch wohl Furcht vor Ver folgungen und Mißhandlungen feindseliger Men schen, bewog viele der ersten Bekenner der Ehristus- religion, aus dem tosenden Treiben der Welt sich zurückzuziehen und in eine menschenleere Einöde zu fliehen, um dort in stiller Abgeschiedenheit -er Gottheit ihr ganzes künftiges Seyn zu widmen, durch Fasten und Beten und körperliche Büßungen ein ihrer Meinung nach gottgefälliges Leben zu füh ren, und Lurch Ausübung frommer Handlungen zu einem würdigen Bürger jener bessern Welt hienei- Len schon sich vorzubereiten. Losgerissen von Eltern, Geschwistern und Freundeu, getrennt von Allem, was hienieden bis jetzt ihnen theuer war und mit sanften Banden sie an das Eröenleben, dieses süße und freundliche Ge wohnheit -es Daseyns und Wirkens kettete, flohen sie aus übel verstandenem Religionseifer in un- wirthbare Wildnisse und entsagten -ort allen -en mannigfaltigen -früher gewohnten Bequemlichkeiten des Lebens. Die harte Erde war jetzt ihr Lager, der Himmel ihr Obdach, ein Felsenstück ihr Haupt kissen, Waldbeeren, Wurzeln uud Quellwafftr ihre Nahrung, und mit gemessenen Peitschenhieben zer- geißelten sie sich im frommen Wahne den blutende» Rücken — zum Wohlgefallen ihres Schöpfers." Also leitet der Amtsphysikus v. Heinrich von Martius in Nossen sein in zwei kleinen Bänden erschienenes Werk über Kloster Altenzelle (Freiberg, bei Craz und Gerlach. 1821) ein und er sagt weiter i» der Einleitung zum 2. Band: „Altenzelle war ohnstreitig eins der reichsten Klöster in -er ganze» Christenheit, theils schon gleich bei seiner Stiftung, theils durch seinen in der Folge erhaltenen bedeutenden Zuwachs, uud wenige nur vermögen, an Größe und Macht mit ihm sich zu messen. Ein so kolossales Gebäude, sollte man glauben, müsse für die Ewigkeit errichtet gewesen sein. Und doch — wie wandelbar ist alles hienieden — blühte diese schöne Schöpfung nicht länger als vier Jahr hunderte. Denn gleich einem ewigen Strohuw ent rauscht sie, die flügelschnelle Zeit, in ihrer Woge geht alles Vergängliche unter. Kaum ahnet -er Nachwelt emsiger Forscher der früheren Gebilde dunkle Spur. So sank auch Zelle hinab in der Vernichtung unendliche Räume. Vor ihm starb der Slaven so mächtiges Reich, und noch früher verschwand -er allgewaltige Stamm der Hermunduren. Weiter zu rück reicht mit authentischer Gewißheit die vater ländische Geschichte nicht. Welch ein kleiner Punct sind fünfzehn Jahrhunderte in -em unermeßlichen Gebiete -er Zeit, und doch beschränkt sich hier unser höchstes Wissen." So anerkennenswert die Arbeit von Martius sein mag — eigene Forschung ist darin zu vermissen; Mar tius wiederholt im großen ganzen das, was ändert Historiker vor ihm ans Licht gezogen haben. Bon die sen anderen ist bemerkenswert -le in zwei Bände» erschienene „Geschichte von Altenzelle, Roßwein, Sie-