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Zweiter Alwctnntt. Humboldt's Mannesjahre. 1799 — 1828. Seine Tyätigkeit im Allgemeinen. In dem ersten Abschnitte von Humboldt's Leben sehen wir inseinen Arbeiten den emsigen Beobachter, der mit jugendlicher Strebsamkeit fort und fort beschäftigt war, den Reichthum menschlichen Wissens zu vermehren, und durch Herbeibringen neuer Bausteine die Aufführung des Gebäudes der Naturkunde zu befördern. Beobachtungen zu machen, und der Natur durch Experimente Fragen vorzulegen, war das Hauptmoment der ersten wissen schaftlichen Arbeiten Humboldt's und erst in der späteren Zeit des ersten Abschnittes bei den Versuchen über die gereizte Muskel- und Nervenfaser sehen wir auch die Anfänge des Bestrebens, aus einer größeren Anzahl von Beobachtungen das Resultat zu ziehen und dieselben von einem gemeinsamen Standpunkte zu betrachten, d. i. die Gesetze zu suchen, nach denen eine grö ßere Anzahl von Erscheinungen sich regelt. Die Untersuchung des zweiten Abschnittes bietet gegen die des ersten einen nicht zu übersehenden Unterschied. Wir finden zwar auch hier, daß ein großer Theil von Humboldt's Arbeiten den Beobachtungen gewidmet war, aber nebenher tritt das unverkennbare Bestreben hervor, die Gesetze der Erscheinungen aufzusuchen, so daß man ohne großen Fehler annehmen kann, daß die beiden Theile wissenschaftlicher Beschäftigung, die Beobachtung und die Vergleichung der Beobachtungsresultate sich das Gleichgewicht halten. Wenn übrigens das Bestreben nach Zusammenfassen einer größeren Anzahl von Thatsachen in dem vorliegenden Lebensabschnitte Humboldt's mehr hervortritt als im ersten, so würde doch der Schluß unzulässig sein, daß ihm die Wissenschaft aus der zweiten Zeit seiner Thätigkeit weniger an Beob achtungen zu verdanken habe, als aus der ersten, denn gerade jetzt kommen wir zu derjenigen Epoche, welche am meisten neues Material lieferte.