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2. Der Indianer. 303 die spanischen Gesetze zwischen tributpflichtigen Indianern und Adeligen oder Caziken unterschieden. Die letzteren hatten die Vorrechte des castilianischcn Adels, ohne jedoch davon besonder» andern Gewinn zu haben, als die Re- spectsbezcngungen der niedrigem Indianerklassen. Der indianische Adel war so ungebildet als das Volk, und trug in der Ausübung des Cazikeuamtcs mehr dazu bei, dessen Lage zu verschlimmern, als sie zu verbesseren. Als die Spanier Mexico eroberten, fanden sie das Volk bereits im Zu stande der tiefsten Erniedrigung und Arniuth, den steten Begleitern des Des potismus und der Feudalherrschaft. Der Kaiser, die Fürsten, der Adel und der Clerus (die Tcopixqui) besaßen alles fruchtbare Land allein, die Statt halter der Provinzen erlaubten sich ungestraft alle Gewaltthätigkeiten, der Bauer war unterdrückt. Die großen Straßen wimmelten von Bettlern und der Mangel an vierfüßigen Hausthieren zwang Tausende von Indianern den Dienst von Saumthiereu zu versehen. Durch die Eroberung wurde während des 16. und 17. Jahrhunderts der Zustand des untern Volkes noch bedauernswerther; man schleppte den Laudmann zum Bergbau, ließ ihn das Gepäck der Soldaten nachtragen, und nahm ihm sowohl liegendes als be wegliches Eigenthum. Die Familien der Eroberer (Conqnistadorcm erhielten das Land als Lehen und der Indianer wurde vollkommen an die Scholle gebundener Sclave. Erst im 18. Jahrhundert hat sich dieser Zustand etwas gebessert, weil nach dem Aussterben der Conqnistadoren-Familicn die Lehen cingezogen wurden. Ebenso wurde eine weitere drückende Einrichtung, die Repartimentos, aufgehoben. Nach dieser schrieb der Corregidor von Zeit zu Zeit, besonders aber bei dem Antritte seines Amtes den Verkauf von Maa ren aus, welche die Indianer um einen von dem Corregidor bestimmten Preis übernehmen mußten. Wenn nun dabei einen halbnackten Indianer irgend ein Toilettartikel oder ein sonst für ihn ganz unbrauchbarer Gegen stand traf, so mußte er ihn nichtsdestoweniger kaufen. Hat sich jedoch auch die Lage der Eingeborenen etwas gebessert, so lebt dennoch die große Mehr zahl davon in großem Elend; ans die unfruchtbaren Strecken verwiesen, von Hause aus, noch mehr aber in Folge ihrer politischen Stellung indolent, leben sie in den Tag hinein. Nur selten findet man wohlhabende Indianer, doch haben jetzt einige auch einen für ihren Stand colvssalcn Reichthum. Außer dem einen Mittelpunkte von Civilisatiou in Mexico trafen die Spanier bei ihrer Ankunft in Amerika noch einen zweiten, den Staat der Jnca's in Peru, die auf der Höhe der Audeskette von Quito bis weit in das jetzige Chili hinein einen großen Staat gegründet hatten. Die Jnca's, deren erster Manco-Capac, ein weißerMann wieQuetzalcoatl, war, nann-