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294 1. Der Neger. der noch jetzt einige Klassen im Norden und im Osten von Europa seufzen? Diese Vergleiche, diese Wortkünste und die hochmüthige Verdrießlichkeit, mit denen man selbst die Hoffnung auf eine allmählige Milderung der Sclaverei zurückweist, sind in der Zeit, in der wir leben, unnütze Waffen. Die großen Umwälzungen, welche der Cvutinent von Amerika und der Autillenarchipel seit dem Beginne des 19. Jahrhunderts durchmachteu, wirkten auf die Ideen und die allgemeine Denkungsweise in den Ländern selbst, in denen die Scla verei besteht, und beginnen sie zu ändern. VieleVerständige, und bei der Ruhe der Zucker- und Sclaveninseln interessirte Männer fühlen, daß man durch freie Uebereinkunft mit den Eigenthümern, durch Maßregeln, die von mit den Ortsverhältnissen bekannten Leuten ausgeheu, einer Krise entgehen könne, deren Gefahren sich durch Indolenz und Halsstarrigkeit nur vermehren." Eine Abhülfe gegen die Sclaverei, die er als eines der größten Uebel der Menschheit bezeichnet, sucht Humboldt auf dem Wege der Gesetzge bung; er hält dafür, daß zunächst die Koloniallandtage dafür zu sorgen hätten, daß ein Sclavc sich leichter frei machen könne. Von der häufig be nützten Ausrede, mau solle die Zeit und die fortschreitende Civilisation wir ken lassen, will er nichts wissen. Er sagt: „Die Zeit wird einen Einfluß auf die Sclaven ausüben, aber auch zugleich aus die Beziehungen zwischen den Bewohnern der Inseln und des Contincntes und auf die Ereignisse, die mau nicht wird bemcistern können, wenn man sie in einer apathischen Unthätigkeit abgewartet hat. Neberall, wo die Sclaverei schon länger eingeführt ist, haben die Fortschritte der Civilisation auf die Behandlung der Sclaven viel weni ger Einfluß, als man ihnen gerne zuschreiben möchte. Die Civilisation eines Volkes erstreckt sich selren auf eine große Anzahl von Individuen, sie reicht nicht bis zu denen, die an den Arbeitsplätzen in unmittelbarer Berührung niit den Schwarzen sind. Die Eigenthümer, unter denen mir sehr menschliche bekannt sind, schrecken vor den Schwierigkeiten zurück, die sich in den großen Plantagen darbieten, sie zaudern die hergebrachte Ordnung zu stören, wenn sie Neuerungen einsühren, die, weil sic nicht allgemein, nicht von den gesetz gebenden Körpern und was noch wirksamer wäre, von der öffentlichen Mei nung unterstützt sind, ihren Zweck verfehlen und das Schicksal derer, denen man helfen wollte, verschlimmern würden. Solche Betrachtungen halten das Gute bei Leuten auf, deren Ansichten die wohlwollendsten sind und die die barbarischen Einrichtungen beklagen, deren traurige Erbschaft ihnen zugefalleu ist. Mit den Umständen vertraut, wissen sie, daß, um den Zustand der Scla ven wesentlich zu ändern, um sie allmählig zum Genüsse der Freiheit zu bringen, ein fester Wille der Ortsbehörden und ein Zusammenhelfen aller