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78 würdiger Weise die Vorstellung von einer vorhandenen Durchfahrt nahe der Südspitze Amerikas derart festgesetzt, daß die Straße bereits auf Karten, wenngleich in einer der Wirklichkeit wenig entsprechenden Weise erscheint, so auf der, welche der Deutsche Johann Schoner 1515 entwarf. Man darf daher wohl vermuten, daß das Vorhandensein der Straße be reits bekannt war, sei es durch eine uns unbekannte Unternehmung, sei es durch Erkundigungen bei den Eingeborenen. So soll auch Magelhäes im Besitze einer Karte gewesen sein, auf welcher der Deutsche Martin Behaim die Straße verzeichnet hatte. Wie dem auch sei; war sie auch in der Vorstellung der Menschen vorhanden, sie mußte doch in Wirklichkeit aufgefunden werden. Den nächsten Versuch machte Diaz de Solis mit spanischen Schiffen. Er gelangte bis zum La Plata, landete hier, wurde von Eingeborenen überfallen, getötet und anfgefressen. — Die Straße wirklich aufgefunden zu haben, ist das Verdienst des Portugiesen Magelhäes. Aber er fand sie nicht blos, er durchfuhr sie und erreichte, die Südsee durchsegelnd, die Inseln an der asiatischen Küste. Er ist der Vollender des Gedankens des Kolumbus und hat dadurch den Anfang der ersten Erdumsegelung gemacht, die zu vollenden ihm leider versagt blieb. Fernando Magelhäes war Portugiese von Geburt, wandte aber seinem Vaterlande den Rücken, als er sich mit Undank belohnt glaubte und ein Feld für seine Unternehmungen nicht mehr fand. Er hatte sich an den Entdeckungsfahrten an der Westküste Afrikas beteiligt, war nach Indien gelangt; dort aber von dem Statthalter Albuquerque zurückgesetzt, fühlte er sich in dem Maße gekränkt, daß er nach Portugal zurückkehrte. Er beteiligte sich an einem Feldzuge gegen Marokko, fiel aber auch bei dem Könige von Portugal in Ungnade und trat nun in das Privat leben über. Während dieser Zeit beschäftigte ihn der Gedanke, einen süd westlichen Weg nach Asien zu suchen je mehr und mehr; im Umgänge mit gelehrten Männern ward er in seiner Überzeugung bestärkt und zum Ent schluß gebracht. Er begab sich darauf nach Spanien und bot dem Könige seine Dienste an. Nachdem sie angenommen waren, wurden ihm fünf Schiffe ausgerüstet. Im September 1519 verließ Magelhäes mit ihnen den Hafen von St. Lucar. Die Fahrt ging über die kapverdischen Inseln und von dort die Guineaküste entlang, und daun nach Amerika hinüber. Die Schiffe er reichten den Wendekreis des Steinbocks, darauf die Mündung des Laplata- stromes. Hier suchte man eifrig aber vergebens nach einer Durchfahrt. Indem man nun die Fahrt nach Süden fortsetzte, unterließ man es nicht, in jede der vielen Einschnitte des südlichsten Teiles des Festlandes ein zufahren, immer aber kehrte man ohne Erfolg zurück. Magelhäes sah sich genötigt, an der Küste von Patagonien zu über wintern. Die lange und anstrengende Fahrt, die Besorgnis, dem Mangel