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wagenden Kaufmann, der in die Ferne zieht, Güter zu suchen und zugleich mit ihnen das „Gut" in die Heimat bringt, und den begeisterten Glaubens boten, welcher freudig das Leben wagt, um dem Heiden das Heil zu bringen. Unseres Wissens waren es die um das Becken des Mittelmeeres oder doch in seiner Nähe wohnenden Völker, welche die Kenntnis von der Erde zuerst beträchtlich erweiterten. Lag doch das östliche Mittelmeer an der Schwelle zweier Welten, einer östlichen und einer westlichen, war es doch von seinen Gestaden leicht, nach beiden Seiten vorzudringen. Daher ist es auch gekommen, daß die Namen dieser beiden Erdteile aus der Sprache der Bewohner jener Gegend herrühren; denn das Wort Asien sowohl wie der Name unseres Erdteiles ist semitischen Ursprungs; jener bedeutet in seinem Kerne „Aufgang", also den Osten, dieser „Untergang", den Westen, wie ja auch die Römer jene beiden Himmelsgegenden mit „Orient" und „Occident" bezeichnen. Die Heilige Schrift macht uns nicht nur mit dem Volke der Israeliten, sondern auch mit seinen Nachbarn bekannt; sie erzählt uns ferner von der Einwanderung einer Familie in das Kornland Ägypten und von der Rückwanderung einer zahlreichen Nachkommenschaft in das gelobte Land; die spätere Geschichte Israels bringt uns Kunde von Vorderasien, dem Tieflande des Euphrat und Tigris, dem iranischen Hochlande und An deutungen von dem dahinterliegenden Wundcrlande, wo die Gewürze wie Gold und Edelgestein heimisch sind. Die Ägypter, obgleich in ihr enges Nilthal eingeschlossen und daher ein eingezogenes Leben führend, traten doch von Zeit zu Zeit aus der Enge der Heimat heraus. Die Kriegszüge ihrer Könige führten sie nil- aufwärts nach Nubien und Habesch, nordwärts nach Syrien, Kleinasien. Mögen auch ihre Schiffe Indien nicht erreicht haben, denn die Ägypter waren wasserscheu, so lag doch dieses Land in ihrem geographischen Ge sichtskreise, denn seine Erzeugnisse kamen zu ihnen. Die Natur ihres Landes wie seine staatlichen Einrichtungen nötigten die Ägypter, sich Kenntnisse zu erwerben, welche für die Geographie von großer Wichtigkeit sind; sie lernten das Land vermessen, die Höhenlage des Bodens be stimmen, um danach den Abfluß des Wassers zu regeln; die jährlich wiedcrkehrendc Aufteilung des Bodens nach der Überschwemmung nötigte sie, Karten anzufertigen. Dennoch blieben sie im großen und ganzen ein auf sich zurück gezogenes Volk, und haben zur Erschließung fremder Länder doch verhältnis mäßig nur wenig beigetragen. Ganz anders geartet waren die Phönizier. Auch sie waren von Hause aus aus ein enges Thal angewiesen, aber auf der einen Längsseite war es das Meer, welches ihr Land begrenzte und den Blick in die Ferne zog. Die räumliche Enge, die Kargheit des Bodens, welche für die Menge des Volkes nicht hinreichende Nahrung hcrvor- brachte, wiesen sie auf Unternehmungen jenseit ihrer Grenzen hin.