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kletterten. Drei Häute solcher Wesen — wahrscheinlich menschenähnlicher Affen — wurden in einem Tempel Karthagos noch lange aufbewahrt. Mangel an Lebensmitteln zwang Hanno zur Heimkehr von dieser Fahrt, welche etwa 500 Jahre vor unserer Zeitrechnung stattgefundeu hat. Die Phönizier haben höchst wahrscheinlich um 600 von Osten her Afrika umsegelt und damit lange vor den Portugiesen die Thatsache fest gestellt, daß der Atlantische und der Indische Ocean sich im Süden dieses Erdteils die Hände reichen. Auf Befehl des ägyptischen Königs Necho, so erfuhr der griechische Geschichts- und Länderersorscher Herodot in Ägypten, gingen phönizische Schiffe vom Roten Meere aus, um Afrika zu umfahren und durch die Säulen des Herkules zurückzukehren; und sie führten das aus. Herodot zweifelt zwar selbst an der Wahrheit dieser Geschichte. „Ich glaube es nicht", sagte er, „mögen es andere glauben!" Und dieser Zweifel erwächst ihm aus der Behauptung der Phönizier, ans ihrer Fahrt sei es ihnen begegnet, daß sie die Sonne mittags im Norden erblickten. Von seinem Standpunkte aus hat er ganz recht, denn der geographische Blick der Griechen reichte über den Äquator nicht hinaus, und da mußte hier die Behauptung einer Erscheinung unglaublich er scheinen, die heute jedes Kind kennt. Umgekehrt konnten die Phönizier nach ihrer geographischen Kenntnis dergleichen nicht erfinden. Der große deutsche Geograph Karl Ritter bemerkt dazu: „Mangel an historischer Kritik kann sich ebenso sehr in unbegründetem Zweifel, als in zu leichtem Glauben kundgeben. Unwahrscheinliches liegt gar nicht in der Erzäh lung; ein sehr wichtiges Argument für die Wahrheit liegt in Herodots eigenem Zweifel au dem Berichte. — Waren sie aber jenseit des Wende kreises gekommen, über Mosambique und Sansibar hinaus, so war die Schwierigkeit für ihre Fahrt überwunden, und kein anderer Grund tritt dagegen aus, die Vollsührung zu leugnen. Die Küstenströmungen Süd afrikas und die Winde waren ihnen gegen Süden sogar günstig". Es scheint auch, daß diese Umschiffung Afrikas aus der Erinnerung der Menschen nicht ganz verschwand. Die Phönizier wurden in der Arbeit, unbekannte Länder zu erschließen, von den Griechen abgelöst. Dieses hochbegabte, unternehmende und tapfere Volk folgte ihren Spuren nach Westen; es besiedelte Sicilien und Süditalien so dicht, daß man letzteres Großgriechenland nannte. So verließen, von den Persern gedrängt, die Phokäer ihre heimatliche kleinasiatische Küste, segelten nach Gallien und gründeten Massilia, das heutige Marseille. Von hier aus machte Pythcas, ein auf der Höhe der damaligen Wissenschaft stehender Mann, eine bemerkens werte Reise nach dem Norden. Er fuhr an den Gestaden Spaniens, Frank reichs entlang, gelangte nach Britannien und erreichte als die nördlichste Insel „Thule", wahrscheinlich eine der Shetlandsinseln. „Er beobachtete sorgfältig die Himmelserscheinungen, bestimmte zuerst die Sternbilder des großen und kleinen Bären, die Läge des Nordpols und nördlicher Breiten.