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7 und Donaugebiet. Zur Zeit der größten äußeren Machtentfaltung des Römerreiches traten hervorragende Geographen auf, Tacitus beschrieb Deutschland; der Blick des Strabo, eines Zeitgenossen des Augustus und Tiberius, reichte weiter. In seiner aus 17 Büchern bestehenden Geo graphie beschreibt er einen großen Teil Europas, Asiens, Afrikas; er schildert die Städte, die Völker, Heerstraßen; er wendet dem Verkehr, dem Handel und Wandel, den Sitten und Gebräuchen seine Aufmerksamkeit zu. Der bedeutendste Geograph des Altertums ist Claudius Ptolemäus, ein griechischer Astronom um die Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Christi Geburt. Außer einem großen astronomischen Werke schrieb er eine vollständige Geographie. Er gicbt Anleitungen für das geographische Zeichnen, Anlegen eines Kartennetzes, verlangte neben Breitenbestimmungen auch Längenbestimmungen. Zu seinen 8 Büchern zeichnete Agathodaemon aus Alexandria 27 Landkarten. Sie sind die Grundlage aller neuen Landkarten geworden. Ptolemäus besitzt ein ganz umfassendes Wissen; er kennt Arabien, Ceylon, die Snndainseln, Vorderindien, das Uralgebirge, die Wolga, Sina d. h. China mit dem gelben Flusse und den Weg dahin aus dem Euphrat- und TigriSlandc, über Hyrkanien, Baktrien, über den Jmaus. Besonders heimisch ist der Grieche im nördlichen und öst lichen Deutschland, er nennt hier eine solche Menge von Ortschaften, daß Ostgermanien uns als bevölkertes Land erscheinen muß. — Seit CäsarS Zeiten nahmen die Römer in den ihnen unterworfenen Ländern auch Messungen vor, welche freilich deshalb auf Genauigkeit keinen Anspruch machen können, weil die Zahlenergebnisse anfangs wohl meistens auf bloßen Schätzungen beruhen. Später wurden sie genauer. Für die Märsche der Truppen fertigten sie Marschrouten an und versahen sie auch mit Karten. Von diesen sogenannten Jtinerarien hat sich die so genannte Pcutingcrsche Karte erhalten, welche die Heerstraßen durch das ganze römische Reich verzeichnet. Es erstreckte sich das geographische Wissen des Altertums zur Zeit seiner höchsten Ausdehnung über zwei Dritteilc unseres Festlandes, über das südwestliche Vierteil Asiens, über das nördliche Drittel Afrikas.*) Im Mittelalter wurden für die Erweiterung des Wissens von der Erde besonders wichtig die Völkerwanderung, die Ausbreitung des Christen tums, die Eroberungen der Mohammedaner in Arabien, Syrien, Ägypten, im Euphrat- und Tigris lande, in Indien und auf den Inseln; die Aus breitung des Islam in Afrika, besonders in den Atlasländern, über die Wüste hinaus bis tief in das Innere hinein. Für den Norden verschafften die Wikingcrfahrten der Normannen einiges Licht; für Asien bis Sibirien und China hin waren die Handelswege der aufblühenden italienischen Republiken, Genuas, Florenz', Pisas, Venedigs von großer Bedeutung *) Ritter, Geschichte der Erdkunde. Peschel, Geschichte der Erdkunde.