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5 Er lehrte zuerst den nördlichen Polarkreis bestimmen, denn er beschreibt das Phänomen, daß dort an einem Tage des Jahres die Sonne nicht untergehe. Er beobachtete die Ebbe und Flut der Nordsee und erklärte ihre Ursache. Er nennt zuerst Baltia, das Baltische Land und Meer und beschreibt den Fundort des Bernsteins am Baltischen Meere*)". Es mag dahin gestellt bleiben, ob er dieses vielbegehrte Harz an der pommer- schen und preußischen oder an der jütischen Küste gesehen hat, wo es ja ebenfalls vorkommt. — Ostwärts fuhren die Griechen durch den Hellespont und Bosporus in das Schwarze Meer, gründeten Niederlassungen an seinen Küsten, wie an denen des Asowschen Meeres und auf der Krimhalbinsel, dem „Taurischen Chersones"; zur Zeit der Perserkriege kannten sie nicht nur die Küsten des Mittelmeeres an allen seinen Gestaden, sondern ihr Wissen reichte tief nach Vorderasien hinein. Herodot, ein Grieche aus Kleinafien, unter nahm weite Reisen zwar als Kaufmann, seine Teilnahme wandte sich aber auch den geschichtlichen, geographischen und ethnographischen Verhältnissen der Länder zu, welche er sah. Er besuchte Ägypten und befuhr den Nil bis Assuan, er gelangte zum Euphrat und Tigris, überschritt die persische Grenze und besuchte Susa. Kleinasien kannte er genau; er beschreibt die Städte an der Küste von Halikarnaß, seiner Vaterstadt, bis Tyrus und Askalon; er kannte das Volk der Kolchier am Ostrande des Schwarzen Meeres und erfuhr von dem Handel, den sie mit Indien trieben. Was er erkundete, schrieb er nieder und überlieferte es so der Mitwelt und Nachwelt. Den fernen Osten zu erschließen, in dem das Wunderland Indien die Phantasie der Griechen so lebhaft beschäftigte, die zwischen ihm und dem Mittelmcere liegenden Länder für die griechische Kultur zu gewinnen, war dem großen Sohn dieses großen Volkes, dem Makedonier Alexander, Vor behalten. Um das so oft von den Persern angegriffene und verwüstete Griechenland zu rächen, unternahm der junge König seine Feldzüge, welche nicht nur für den Ruhm seiner Waffen, sondern auch für die Erkunde und die Verbreitung griechischer Bildung so erfolgreich wurden. Er schlug die Perser in Kleinasien in der Nähe des Marmarameeres, zog an der Küste des Mittelmeeres entlang, lernte die Städte der Phönizier kennen und drang voni Süden aus tief in das Innere der Halbinsel vor; nahm den Weg längs der syrischen Küste nach Ägypten, gründete das später zur Weltstadt erblühende Alexandrien und besuchte die Oase Siwa. Zurück gewendet gelangte er in die Niederung des Euphrat und Tigris, wo er dem morschen Perserreiche den Todesstoß versetzte. Er stieg zum iranischen Hoch lande empor und besuchte die glänzenden Hauptstädte des persischen Reiches. Nordwärts sich wendend, drang er in das Gebiet des Amur und Sir ein und kam endlich zum Indus. Im Penschab wurde er durch den Widerstand *) Ritter, Geschichte der Erdkunde. S. 477.