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53 Platzes, um das erwartete Schiff zuerst in Beschlag zu nehmen. Bartolomäo mutzte ihnen ein Treffen liefern, lim sie zu ihrer Pflicht zurückzuführen. Am 13. August 1504 erreichte Kolumbus St. Domingo und im No vember die spanische Küste im Hafen von Cadix. Es war das seine letzte Fahrt. Achte Lebensjahre. ^M.an kann aus den grohen Entdecker einer neuen Welt das Schillersche Wort anwenden: „In den Ocean schifft mit tausend Masten der Jüng ling; still aus gerettetem Boot treibt in den Hafen der Greis!" Ein gerettetes Boot! das war alles. An Geist und Körper gebrochen, ohne Aussicht, sein Unternehmen zu Ende zu führen, betrat er den Boden wieder, wo früher eine begeisterte Menge znsammengeströmt war, um den Mann zu sehen, der Indien gesunden. Jetzt erwartete ihn niemand; er war ver gessen, bei lebendigen! Leibe gestorben im Andenken der Menschen. Was seine Seele erfüllte, war unerreichbar für ihn gewesen; der Stolz, es erreicht zu haben, beruhte auf einem schweren Jrrtnme. Gott hatte ihn, so wähnte er, begnadigt, Indien zu finden, aber was er gefunden, war nicht Indien; es war durch einen weiten Ocean davon getrennt; es war eine neue Welt, und Kolumbus wußte es nicht, erkannte es auch nicht in den Jahren, die zu leben ihm noch beschicken waren. Es waren traurige Jahre! Er ließ sich in Sevilla nieder, und hier war er unablässig thätig, sich mit seinen Ansprüchen auf das Vice- königtum und seine Einkünfte bei dem Hofe in Erinnerung zu bringen. Es hat sich eine Reihe von Briefen erhalten, die an seinen Sohn Diego gerichtet sind, als dieser sich am Hofe des Königs aufhielt. Sie sind voller Klagen über getäuschte Hoffnungen. Die Schiffe, schreibt er, sind aus Indien angekommen; sie haben viel Gold mitgebracht, aber nichts für mich! Hat man je ein solches Schelmenstück gesehen, daß 60000 Pesos Gold, die mir gehörten, verschwunden sein sollten!" Wir sehen seine Hand unter diesem Leiden erlahmen; denn der letzte Brief trägt bereits fremde Schriftzüge, und nur Überschrift und Unterschrift rühren von des Entdeckers Hand her. Es war ein Unglück für Kolumbus, daß die Königin Jsabella, welche noch regen Anteil an ihm und seinen Plänen genommen, früh starb; Ferdinand behandelte die Sache mit geschäftsmäßiger Kälte. Man wollte Kolumbus für seine Ansprüche in Spanien abfinden; er wies daS zurück und war nun bereit, zu Gunsten seines Sohnes auf das, was ihm in Indien zustand, zu verzichten. Darüber schleppten sich die Ver handlungen hin. Er erlebte den Ausgang nicht mehr, sondern starb am 21. Mai 1506 zu Valladolid. — Vorläufig fand er dort seine Ruhe im Franziskancrkloster. Wie sehr er von seinen Zeitgenossen vergessen